Versöhnungskirche:Die Protestanten und die Juden

Kritische Auseinandersetzung mit Luther im Gottesdienst

Die Evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau möchte mit einem Gottesdienst an diesem Sonntag, 12. November, an die dunklen Seiten in 500 Jahren Protestantismus erinnern. Der Gottesdienst, Beginn um 11 Uhr, steht unter dem Titel "So müssen wir sie wie die tollen Hunde aus jagen" - ein Zitat aus einer Schrift Martin Luthers mit dem Titel "Von den Juden und ihren Lügen" aus dem Jahr 1543. Der Reformator rief darin die Obrigkeit zur Vertreibung der Juden auf, die nicht zum Christentum konvertieren wollten. Der Antisemitismus der NS-Zeit, vor allem das Hetzblatt "Der Stürmer", aber auch die "Deutschen Christen" innerhalb der evangelischen Kirche bezogen sich Jahrhunderte später direkt auf den Reformator. Der Thüringer Landesbischof Martin Sasse pries wenige Wochen nach den Novemberpogromen Luther als "den größten Antisemiten seiner Zeit". Die Versöhnungskirche möchte einen kritischen Beitrag zum Jubiläum 500 Jahre Reformation leisten. Bei aller dankbarer Erinnerung an die Verdienste Martin Luthers müssen auch seine dunklen Seiten offen thematisiert werden. Im Gottesdienst erklingen Kompositionen der Auschwitz-Überlebenden Rachel Knobler. Bis zum 26. November zeigt die Versöhnungskirche eine Ausstellung über Luther im Nationalsozialismus.

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