Die Christnacht in der Dachauer Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte steht ganz im Zeichen der Erinnerung an Toni Fleischmann, einen Jungen, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt wurde. Der Gottesdienst beginnt am Heiligen Abend um 23 Uhr. Der Kirchenrat Björn Mensing ruft das Schicksal des Jungen, der von seinen Eltern nicht mehr rechtzeitig ins sichere Ausland gebracht werden konnte, ins Gedächtnis der Gläubigen. Denn nach dem Matthäusevangelium gehört auch zur Weihnachtsgeschichte Verfolgung, Flucht und Bewahrung.
Anders als Maria und Josef konnte die Familie Fleischmann seinerzeit jedoch nicht mehr fliehen. Dem Vater von Toni gelang es noch vor der Geburt seines Sohnes 1939 nach Uruguay zu entkommen, doch Frau und Kind konnte er nicht mehr nachholen. Angesichts der drohenden Deportation beschloss die Mutter, sich 1943 von ihrem vierjährigen Jungen zu trennen. So wollte sie die Chance erhöhen, dass beide überleben. Toni wurde von einem Helfer zum nächsten weitergereicht, immer dann wenn es für ihn gefährlich wurde, denn die Nazis fahndeten nach ihm. Er kam von Berlin über Thüringen und Baden nach Oberbayern und von dort nach Hamburg, wo ihn seine Mutter 1945 nach der Befreiung wiederfand.
In Bayern waren der Münchner Pfarrer Leonhard Henninger und die Familie von Taube in Gauting beteiligt. 1949 zogen Else und Toni Fleischmann zum Vater nach Uruguay. Der Gottesdienst wird musikalisch von Stefan Gröschner an der Orgel und einem Jugendstreichensemble umrahmt. Der Zugang zur Versöhnungskirche ist Heiligabend nur durch den Innenhof des Klosters Kamel (Römerstraße 91) möglich. Wer Mobilitätseinschränkungen hat, kann sich unter Telefon 08131/13644 melden.
Neujahr findet um 11 Uhr ein Gottesdienst mit Diakon Klaus Schultz in der Evangelischen Versöhnungskriche statt; das ökumenische Coventry-Gebet ist jeden Freitag um 12.30 Uhr auch am 22. und 29. Dezember.