Sei es für den allwöchentlichen Großeinkauf, den Besuch im Baumarkt oder einen Ausflug mit Kind und Kegel zum nahe gelegenen Badesee. Durch "Leila", kurz für leihbares Lastenrad, sollen in Zukunft in Dachau Lastenräder für alle Bürger zur Verfügung stehen. Das Modell soll nach dem selben Prinzip funktionieren wie das Carsharing.
Monika Zott und Oliver van Meerendonk vom Dachauer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sind beide selbst leidenschaftliche Radfahrer. Sie hatten die Idee für den Lastenrad-Leihservice. Gemeinsam mit vier anderen ehrenamtlichen Mitgliedern wollen sie nun mit der eigens gegründeten "Arbeitsgruppe Lastenrad" für mehr Fahrräder auf den Dachauer Straßen sorgen. 20 Prozent am Verkehrsaufkommen seien das angestrebte Ziel, sagt Zott, auch wenn Lastenräder davon natürlich nur einen geringen Prozentsatz ausmachen würden. Ihr Konzept soll aber seinen Teil dazu beitragen, dass auch für den Transport von sperrigen und schweren Gütern kein Auto mehr notwendig ist.
"Im Kopf reifte die Idee schon seit letztem Herbst", sagt Zott. Mit der Planung begonnen haben sie erst vor knapp sechs Wochen, doch seitdem ist schon viel passiert: Zwei Modelle, ein agiles Lastenrad mit integriertem Kindersitz als familienfreundliche Variante und eine Art Schwertransporter, ein Dreirad mit dem man selbst bei schwerer Last nicht umkippen kann, haben sie sich für den Beginn ausgesucht. Beide Modelle sind auch ohne Führerschein fahrbar. "Das Dreirad kann einen Kombi-Pkw, bezogen auf sein Zuladungsvolumen, vollständig ersetzen", fügt van Meerendonk hinzu. Der leidenschaftliche Musiker und Gitarrist der Bigband Dachau hat es selbst ausprobiert und ein Drumset plus komplettem Gitarrenverstärker so bereits problemlos transportiert. Erste Gespräche mit der Stadt und verschiedenen Sponsoren sowie zwei Fahrradwerkstätten hat der Arbeitskreis Lastenrad ebenfalls schon geführt. Und auch wenn noch kein Geld geflossen sei, die Idee stoße überall auf großes Interesse, sagt Zott. Kaum verwunderlich, immerhin hat die Stadt Dachau eigens zu diesem Zweck Fördergelder bereitgestellt. Auch Privatpersonen können sich den Kauf eines Lastenrads oder Pedelecs, im allgemeinen Sprachgebrauch meistens unter dem Sammelbegriff E-Bike zusammengefasst, mit bis zu 1000 Euro bezuschussen lassen. Allerdings kosten solche Räder neu mindestens 3000 Euro, je nach Modell sogar 8000 Euro. Die Anschaffung ist also selbst mit einem Zuschuss noch kostspielig.
An dieser Stelle soll Leila ins Spiel kommen. Anfangs stundenweise und durch persönliche Übergabe, perspektivisch aber auch im Viertelstundentakt und 24 Stunden am Tag soll man über ein Buchungssystem sowohl online, per App oder telefonisch eines der zunächst zwei Lastenräder ausleihen können. Idealerweise übernimmt einer der Sponsoren die Kosten, damit die Nutzung komplett kostenfrei möglich ist, wie das bereits in Städten wie München und Nürnberg der Fall ist. Falls das nicht gelingt, wollen Zott und van Meerendonk die Kosten zumindest möglichst gering halten. "Im Sinne der Teilhabe und des Gemeinwohls soll die Nutzung für Bedürftige im Idealfall zu ermäßigten Konditionen möglich sein", so van Meerendonk. In einer reichen Stadt wie Dachau müsse es möglich sein, dass die einen etwas mehr bezahlten, um die Nutzung für Ärmere zu ermöglichen, findet der 28-Jährige.
Los gehen soll es so schnell wie möglich
Der junge Dachauer hat sich sehr genau angeschaut, welche Konzepte in anderen Städten gut und welche weniger gut funktionieren. Daraus hat er für Dachau folgenden Schluss gezogen: "Die Räder sollten von guter Qualität sein. Außerdem wollen wir die Stadt nicht sofort mit den Rädern überschwemmen, sondern die Bürger langsam an das Konzept heranführen." Idealerweise sollen die Räder zentral gelagert werden. Eine Möglichkeit wäre der Sparkassenplatz, aber auch der Dachauer Bahnhof käme für Zott und van Meerendonk in Frage. Durch mobile Fahrradboxen, die zum Schutz und als eine Art Garage für die kostspieligen Räder dienen sollen, will sich die Arbeitsgruppe aber bei der Wahl des Standorts alle Möglichkeiten offenhalten.
Offenhalten wollen sich Zott und van Meerendonk aber auch den Starttermin. Natürlich wolle man so schnell wie möglich loslegen, aber ohne finanzielle Unterstützung sei das nicht möglich. Zudem arbeiten alle sechs Mitglieder ehrenamtlich an dem Projekt, da sei es schwierig, einen genauen Zeitplan einzuhalten, so van Meerendonk. Für durchaus realistisch hält Zott aber dennoch den Spätsommer dieses Jahres. "Je früher die Umsetzung, desto besser", sagt die 56-Jährige.
Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe findet am Mittwoch, 5. Mai, im Gasthaus "Drei Rosen" um 18.30 Uhr statt. Interessenten willkommen.