Verkehrsunfälle im Landkreis:Negativrekord

Die meisten Verkehrsunfälle ereignen sich auf der Staatsstraße 2047 von der Kreisstadt über Schwabhausen nach Altomünster. Innerorts kracht es auf der Münchner Straße in Dachau und Karlsfeld am häufigsten.

Von Benjamin Emonts

Verkehrsunfälle im Landkreis: Riskante Abbiegemanöver: An keiner anderen Stelle im Landkreis kracht es so oft wie an der Kreuzung Alte Römerstraße/Freisinger Straße in Dachau.

Riskante Abbiegemanöver: An keiner anderen Stelle im Landkreis kracht es so oft wie an der Kreuzung Alte Römerstraße/Freisinger Straße in Dachau.

(Foto: Toni Heigl)

4474 Verkehrsunfälle mit 861 Verletzten und sieben Toten haben sich im Landkreis Dachau im Jahr 2013 ereignet - das sind so viele Unfälle wie nie zuvor und 50 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die mit Abstand meisten Verkehrsunfälle passieren dabei in den Ballungsgebieten Dachau und Karlsfeld, wo die Straßen besonders hoch frequentiert sind. Für die Dachauer Polizeiinspektion (PI) ist das Grund genug, um auf einer Pressekonferenz zur Verkehrsunfallstatistik 2013 auf die neuralgischen Stellen hinzuweisen. "Die Beschäftigung mit Verkehrsproblemen und -konzepten ist dringend", sagt der Leiter der PI Dachau, Thomas Rauscher. Er hoffe bei der Lösung der Probleme auf eine Aufbruchstimmung in der Politik, jetzt nach den Kommunalwahlen.

Denn gerade das Verkehrsproblem in Dachau ist akut: Mit 1687 Verkehrsunfällen (305 Verletzte, drei Tote) ereignen sich mehr als ein Drittel aller Unfälle allein im Dachauer Stadtgebiet. Dafür verantwortlich sind laut Rauscher das steigende Verkehrsaufkommen bedingt durch die wachsende Bevölkerungsdichte, dazu "mehr Zeitdruck und Stress", sowie längere Fahrtzeiten und nicht zuletzt menschliches Fehlverhalten im Straßenverkehr.

Innerorts krachte es gemäß der aktuellen Statistik am häufigsten an der Kreuzung Alte Römerstraße/Freisinger Straße, wo im vergangenen Jahr 22 Unfälle passierten. Ein ebenso neuralgischer Punkt ist die Einmündung von der Münchner Straße in Karlsfeld in die Bajuwarenstraße (18 Unfälle). Überhaupt ist die Münchner Straße sowohl in Karlsfeld (B 304) als auch in Dachau mit ihren vielen Geschäften längst ein zentrales Problem. Allein auf 1,2 Kilometer Länge in Karlsfeld ereigneten sich 137 von insgesamt 164 Unfällen auf der B304. Die Mehrzahl davon sind Kleinunfälle beim Parken, nicht zuletzt seit es das Einkaufszentrum "Karlsfelder Meile" gibt. Verkehrssachbearbeiter Richard Wacht sagt: "Hier besteht akuter Handlungsbedarf." Durchaus denkbar sei beispielsweise ein Parkhaus am Ortseingang von Karlsfeld oder eine dritte Spur für Bus- und Fahrradverkehr, die morgens stadteinwärts und abends stadtauswärts verläuft.

Außerhalb von Dachau und Karlsfeld macht die viel befahrene Staatsstraße 2047 große Probleme. Auf der Straße, die von Altomünster über Schwabhausen bis nach Dachau führt und besonders im Berufsverkehr von vielen Pendlern genutzt wird, ereigneten sich mit 302 Unfällen im Jahr 2013 die meisten überhaupt. Verkehrsexperte Wacht hofft deshalb, dass künftig viele Autofahrer die neue Linie A nutzen. Zudem befürwortet Polizeichef Rauscher die Option einer Nord-Ost-Umfahrung, damit die Pendlerströme noch vor der Stadt umgeleitet werden können und nach München gelangen, ohne Dachau zu durchqueren. Besorgniserregend sei auf der Staatsstraße 2047 auch, dass die Autofahrer insbesondere nachts oft erheblich die zugelassene Geschwindigkeit überschreiten. "180 Kilometer pro Stunde sind keine Seltenheit bei Kontrollen", sagt Wacht, der beispielsweise auch die Kreuzung Dachauer Straße/Arnbacher Straße in Indersdorf als einen Hauptunfallknotenpunkt bezeichnet. Nicht zuletzt, weil die Verkehrsteilnehmer dort extrem lange Wartezeiten haben, hat es sieben Mal gekracht.

Erfreulich hingegen ist der deutliche Rückgang der Fahrten unter Alkoholeinfluss. "1980", sagt Wacht, "hatten wir noch 190 Alkoholunfälle plus einer großen Dunkelziffer." Im Jahr 2013 sind es derer nur noch 42. "Eine extrem niedrige Zahl, das haben wir noch nie gehabt", lobt Wacht. Grund für den Rückgang seien zum einen die starke Kontrolltätigkeit mit ausgereifteren Testverfahren, aber ebenso eine verbesserte Aufklärungsarbeit und schließlich eine positive Veränderung im Trinkverhalten der Autofahrer. "Wir hoffen, dass wir die Zahlen noch weiter verringern können", sagt Wacht.

Das andere, negative Extrem gibt es jedoch auch: Die Fahrerfluchten haben sich laut Statistik in den vergangenen Jahren kontinuierlich vermehrt. Während es im Jahr 2009 noch 773 waren, sind es im Jahr 2013 bereits 899. Die meisten aller Fahrerfluchten passieren dabei im Parkverkehr. "Schwarzer Graben, Münchner Straße, Ärztezentren, Supermärkte, Park and Ride- Plätze", nennt Sachbearbeiter Wacht die Schwerpunkte des Problems. Ursachen seien neben der steigenden Verkehrsdichte aber auch eine gewachsene Bereitschaft, kleinere Unfälle zur Anzeige zu bringen. Denn "Bagatellschäden", sagt Wacht, gebe es kaum mehr. "Die Schäden gehen sofort in Hunderte bis Tausende Euro". Dass Unfallverursacher immer öfter flüchten, ist für Polizeichef Rauscher unverständlich. Das Prozedere sei nämlich unbürokratisch: "Bei der Polizei anrufen, Kennzeichen und Personalien durchgeben und erzählen, was passiert ist."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: