Süddeutsche Zeitung

Verkehrsprobleme:"Illusorische Konzepte"

Zum Artikel "Lauter Luftnummern" vom 28. Dezember:

Der Artikel beschreibt zutreffend den (Verkehrs-)Missstand, verkennt und negiert aber geflissentlich den eigentlichen Problemauslöser. Der heißt: Metropolregion München. Diese erstickt buchstäblich an ihrem eigenem Erfolg. Die deutsche Ministerkonferenz für Raumordnung hat 1995 den Weg für europäische Metropolregionen nach dem Vorbild von Paris, London, Singapur, Tokyo und Moskau geebnet. Die heutigen Probleme hinsichtlich Verkehr und horrenden Mieten sind Folgen dieser gewollten Planung und nicht eine ungeplante zufällige nicht beherrschbare Erscheinung.

Die Entdeckung der Landeshauptstadt München, dass es vor ihren Toren Städte wie Dachau gibt und man sich mit dieser nun "auf Augenhöhe" unterhält, sogar gelegentlich gemeinsam das Dachauer Volksfest besucht, beruht auf der bloßen Erkenntnis, dass dort die benötigten Wohnflächen, soziale und verkehrliche Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden soll und muss, die man auf eigenem Stadtgebiet Münchens nicht mehr in der Lage ist, zu bewältigen.

Für die dadurch hervorgerufenen Verkehrsströme reicht weder die bestehende noch die geplante Infrastruktur aus. Es ist aber einfacher am Verkehr mit illusorischen Konzepten "herumzudoktern", als die wirkliche Ursache in Form einer Korrektur der Raumordnung und Raumplanung anzugehen. Lieber träumt man von Seilbahnen, Flug-Taxis und Umgehungsstraßen und beklagt anschließend, dass es sich dabei um "lauter Luftnummern" handelt.

Christian Stangl, Dachau

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Quelle:
SZ vom 31.12.2018
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