Verhängnisvoller Alkohol:Bootspartie mit Risiko

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Rettungsdienste mahnen zu Vorsicht auf Amper und Würm

Von Carolin Fries, Fürstenfeldbruck/Dachau

Die Beiboote für die Bierkästen sind als erstes aufgeblasen. Erst dann werden die Schlauchboote wie leere Fischernetze auf der kleinen Rasenfläche neben der Holzhütte der Wasserwacht ausgebreitet und binnen weniger Minuten zu tragfähigen Gefährten aufgeblasen. Amper und Würm sind beliebt bei "Gewässer-Touristen". Nach der Rettungsaktion von acht gekenterten Schlauchbooten auf der Isar am Wochenende, drängt sich die Frage auf: Ist das verträgliche Freizeitgestaltung mit Abenteuercharakter oder verantwortungslose Party ohne Rücksicht auf Verluste?

"Man kann einen riesengroßen Spaß haben, wenn man will", sagt Walter Kohlenz von der Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Starnberg-Pöcking. Vorausgesetzt, der Alkohol hemme nicht die Risikoeinschätzung, fügt er hinzu. "Auch wenn die Würm verhältnismäßig klein und die Strömungsgeschwindigkeit gering ist, sollte nur auf ein Boot, wer schwimmen kann", sagt er. Besonders bei Hochwasser wie in den vergangenen Tagen seien Fahrten auf Gewässern grundsätzlich deutlich gefährlicher, insbesondere wegen eingeschwemmter Materialien aus dem Uferbereich. "Es ist nicht angenehm, wenn ein Baumstamm auf ein Schlauchboot trifft." Auch bei Wehren seien Gefahrenstellen.

Florian Heininger, technischer Leiter der Kreiswasserwacht in Fürstenfeldbruck, schätzt, dass sich an einem sommerlichen Wochenende bis zu 200 Schlauchboote auf der Amper tummeln - darunter etliche Gefährte, die diesen Namen nicht verdienten, betont er. Vor allem billige Discounter-Modelle würden nach Kollisionen mit in den Fluss wachsenden Bäumen zurückgelassen. "Dann werden wir von Spaziergängern alarmiert, die ein herrenloses Schlauchboot gefunden haben", berichtet Heininger. Wasserwacht und Polizei begäben sich dann auf die Suche nach der Besatzung - die weder gefunden noch gerettet werden wolle. In der Regel zeichnet sich solch ein Einsatz schon bei der Einstiegsstelle ab. "Wenn wir angetrunkene Gruppen in halbscharige Boote einsteigen sehen, bleibt uns nur die Hinweispflicht", sagt Heininger. "Da schlägt einem nicht unbedingt Einsicht entgegen." Er hat schon mit Jeans und Jacke bekleidete Bootsinsassen gesehen, die "ohne Auftriebskraft gleich weg" wären. "Da bleibt bloß Daumen drücken."

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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