Süddeutsche Zeitung

Verein für Linkshänder:Wenn Golf zum Denksport wird

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Linkshänder kämpfen beim Golfen mit Problemen: Es fehlen Trainer und Material. In Hebertshausen gibt es deshalb die "National Association Lefthanded Golfers Germany"

Von Jana Rick

Josef Langenberger hört auf dem Golfplatz oft diesen Spruch: "Du spielst ja verkehrt rum." Meistens sagt er dann: "Nein, du stehst falsch". Als Linkshänder steht der 67-Jährige spiegelverkehrt zu seinen Mitspielern und greift den Schläger mit der rechten Hand oben. Damit gehört er zu einer Minderheit im Golfsport. Wie viele linkshändige Golfer auf den Greens unterwegs sind, weiß zwar keiner so genau. Aber man kann davon ausgehen, dass mindestens jeder zehnte Golfer wie Langenberger andersherum abschlägt. Schließlich sind zwischen zehn und 15 Prozent der Menschen Linkshänder.

Die "National Association Lefthanded Golfers Germany", kurz NALG möchte linkshändige Golfer fördern. Langenberger ist seit 2013 der Präsident des Vereines, der seinen Sitz in Hebertshausen im Landkreis Dachau hat und 1999 gegründet wurde. Heute zählt dieser 150 Mitglieder - alles Linkshänder aus ganz Deutschland. Die NALG gehört zur weltweiten "World Association of Lefthanded Golfers", deren Idee es ist, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Schließlich kämpfen alle mit denselben Problemen.

Die größte Schwierigkeit ist das Material. "Im Handel zum Beispiel finde ich keinen einzigen Schläger für Linkshänder", sagt Langenberger. Die meisten Golfsätze werden nur für die Masse, also für Rechtshänder, produziert. Wenn dann doch mal ein Schläger für Linkshänder dabei ist, ist das für Langenberger "reiner Zufall". Wenn der Schläger nicht passt, behält er ihn trotzdem. Er hat ja keine Wahl. Zur Anpassung hat er bei einigen seiner Schläger einfach ein zusätzliches Band um den Griff gewickelt.

Die Probleme für "Lefties", wie sie genannt werden, zeigen sich bereits bei Kleinigkeiten. Wenn Langenberger mit Rechtshändern spielt, muss er aufpassen, dass er beim Ausholen niemanden erschlägt. Mit seiner Schwungrichtung rechnen die wenigsten. Einmal hat er einen Greenkeeper aus Versehen mit dem Ball getroffen, da dieser auf der linken Seite des Platzes wartete. Spezielle Golftrainer für Linkshänder gibt es in Deutschland kaum, Langenberger hatte das Glück, dass in seinem Golfklub ein Coach beidseitig spielen kann und ihm somit das Golfen aus seiner Sicht beibringen konnte. Auch bei der täglichen Golfrunde mit seiner Frau, die Rechtshänderin ist, muss er oft umdenken, wenn er ihr etwas zeigen möchte. "Er steht ja auf der falschen Seite", sagt Ilse Langenberger. Ihr Mann sieht das natürlich genau gegenteilig.

Trägt Langenberger seine Schläge mit dem Stift in die Score-Karte ein, erntet er oft noch erstauntere Blicke, denn er schreibt mit der rechten Hand. In den Fünfzigerjahren hat man ihn in der Schule zum Rechtshänder gemacht. Er erinnert sich noch gut, wenn ihm der Lehrer auf die Finger schlug, weil er mit der linken Hand nach dem Stift greifen wollte. Beim Golfen muss er sich nicht zurück halten, hier steht er zu seiner Linkshändigkeit. "Ich bin ein begeisterter Linkshänder", sagt Langenberger.

Durch den Verein hat er viele Kontakte in der ganzen Welt. Bei der alljährlichen Weltmeisterschaft der 20 Landesverbände tritt er seit vielen Jahren an. Mit seiner Frau spielt er in Taiwan, Neuseeland, Japan und Australien. Für das nächste Turnier muss das Ehepaar aus Hebertshausen nicht weit reisen, denn die 26. Weltmeisterschaft für Linkshänder 2019 findet in Hessen statt. Profi muss man dafür nicht unbedingt sein, auch Anfänger dürfen mitmachen. Und "Begleitpersonen", also rechtshändige Ehepartner und Freunde, dürfen auch mitspielen. Aber erst nach den Linkshändergruppen, denn bei der Weltmeisterschaft sollen ausnahmsweise sie im Mittelpunkt stehen.

Um seine Reisen und internationalen Kontakte wird Langenberger von vielen seiner rechtshändigen Golffreunde beneidet. "Ich wäre auch gerne Linkshänder", sagen manche. Doch Vorteile beim Sport selbst hätten Linkshänder aber keine, betont Langenberger. Höchstens, dass anderer Turnierteilnehmer teilweise verwirrt seien. Bekannte Golfer, die mit Links spielen, gibt es nur wenige. Einer davon ist der amerikanische Profigolfer Phil Mickelson. Doch egal wer nun richtig oder falsch steht - dem Ball ist das ziemlich wurscht, ob er von der einen oder der anderen Seite aus geschlagen wird. Schließlich kommt es auf die richtige Technik an, damit er im Loch landet.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2018
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