Unterstützung für Hund und Katz:Fonds fürs Tierheim

Unterstützung für Hund und Katz: Die Zwingergrößen entsprechen nicht mehr den Vorschriften. Beagle "Gianno" bräuchte mehr Platz.

Die Zwingergrößen entsprechen nicht mehr den Vorschriften. Beagle "Gianno" bräuchte mehr Platz.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Jahren fordert der Dachauer Tierschutzverein finanzielle Hilfe vom Freistaat - bislang vergeblich. Jetzt hofft die Vorsitzende Silvia Gruber, dass sich dies bald ändert. Freie Wähler, Grüne und SPD unterstützen sie.

Von Jana Rick, Dachau

Bayern ist das einzige Bundesland, in dem sich kein einziger Cent im Doppelhaushalt für Tierheime befindet. Damit sich das endlich ändert, dafür kämpfen nicht nur Tierschützer seit Jahren. Auch in der Politik setzt sich die Opposition immer wieder aufs Neue dafür ein, dass bayerische Tierheime einen staatlichen Beitrag zur Finanzierung bekommen mögen. Die Freien Wähler, die Grünen und die SPD stellten mehrfach Anträge, in denen sie einen Härtefallfonds fordern, auf den die Kommunen im Notfall zurückgreifen können. So initiierte zum Beispiel Benno Zierer (Freie Wähler) im Jahr 2014 und dann noch mal im Jahr 2016 Anträge an den Bayerischen Landtag. "Der Fonds ist längst überfällig", sagt er. Der Politiker findet es "peinlich", dass die Tierheime um jeden Cent kämpfen müssen. Doch die CSU-Mehrheit lehnte bislang alle Anträge ab. Herbert Woerlein, Tierschutzpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, spricht von "50 bis 60" abgelehnten Anträgen, die den Tierschutz betreffen. "Wir haben nur Misserfolge", klagt er.

Die Konsequenzen müssen vor allem die Tierheimbesitzer Bayerns tragen. Silvia Gruber, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dachau, kämpft täglich mit der Finanzierung des Tierheims. Der Tierschutzverein ist alleiniger Träger des Heimes. Um die Runden kommt Gruber dank Spenden, Tierpatenschaften und Mitgliedsbeiträgen von je 30 Euro. Pro Jahr mache das 30 000 Euro aus - ein viel zu geringer Betrag, wenn man die hohen Ausgaben des Tierheims gegenüberstellt. Dankend nimmt sie den seit zwei Jahren gezahlten freiwilligen Zuschuss der Stadt Dachau an. 40 Cent pro Einwohner bekommt das Tierheim dabei jährlich.

Trotz Spenden und Fundtierpauschale reicht das Geld nicht aus

Einen Großteil der Finanzierung mache auch die sogenannte Fundtierpauschale aus, eine Zahlpflicht der Kommunen an die Tierheime. Für die Verpflegung von Fundtieren, also herrenlosen Tieren, erhielt das Dachauer Tierheim im Jahr 2016 insgesamt 190 231 Euro. Für die Pauschale gibt es keine einheitliche Regelung. Im Vergleich zu anderen Landkreisen falle die Fundtierpauschale in Dachau hoch aus. Bis auf drei Kommunen zahlen alle Gemeinden im Landkreis 1,50 Euro pro Einwohner. Erdweg, Hilbertshausen-Tandern und Schwabhausen zahlen nur einen Euro. Trotzdem reiche das Geld oft nicht aus.

"Die Pauschale ist schnell aufgebraucht. Allein, wenn mehrere Katzen angefahren werden und operiert werden müssen", erklärt Gruber. "Und wenn sie aufgebraucht ist, dann ist sie aufgebraucht." Tiernotfälle nicht vorhersehen zu können, das sei eines der größten Probleme bei der Finanzierung des Tierheims. Gruber wisse nie, was das neue Jahr bringe. Kosten zu planen, sei für sie sehr schwierig, besonders, wenn immer wieder Notfälle passieren. Etwa die Beschlagnahmung illegaler Tiertransporte in Amberg im Oktober vergangenen Jahres. Damals übernahm Gruber mehr als 150 Tiere, für deren Kosten das Dachauer Tierheim aufkommen musste. Gerade ist die Fußbodenheizung des Hundehauses kaputt gegangen. Gruber rechnet mit Reparaturkosten von mindestens 20 000 Euro. Neben dem laufenden Betrieb Geld zu sparen, das ist für sie fast unmöglich.

Feste Unterstützung gefordert

Eine feste Unterstützung vom Staat würde für die Leiterin des Tierheims viele Probleme lösen. Dann könnte sie endlich mit dem zusätzlichen Bau beginnen, den sie schon seit langem plant. Denn die Zwingergrößen würden den Vorschriften nicht mehr entsprechen. Noch ist Gruber mit vollem Engagement für das Tierheim im Einsatz, doch sie weiß, dass sie es nicht mehr lange alleine schaffen kann. Würde sie wenigstens den Neubau finanzieren können, könne sie "ruhigen Gewissens" in den Ruhestand treten.

Bei der Forderung von einer Million Euro vom Staat handle es sich für SPD-Sprecher Woerlein nur um eine symbolische Summe. "Was ist schon eine Million für so ein reiches Land?" Ihm gehe es mit dieser Unterstützung nicht nur um die Tiere, sondern auch um die ehrenamtlichen Helfer. 365 Tage im Jahr opfern diese ihre Freizeit, um den Tieren zu helfen. "Das erscheint vielen selbstverständlich", klagt Gruber. Sie wünsche sich mehr Anerkennung für ihre Arbeit von der Bevölkerung. Die größte Anerkennung wäre wohl endlich der große Schritt des Freistaats, den Tierschutz in seinen Haushalt aufzunehmen. Doch große Hoffnungen auf staatliche Hilfe hat sie nicht. "Ich hoffe natürlich, dass sich in diesem Jahr etwas bewegt", sagt die Tierschützerin. "Aber ich denke, dass sich in der Praxis nicht viel ändern wird. Wir müssen mit kleinen Schritten zufrieden sein. So bin ich das vom Tierschutz gewohnt." Die Politiker an ihrer Seite jedoch versprechen, nicht aufzugeben. "Wir werden am Thema dranbleiben", sagt Zierer. Und stellt erneut einen Antrag.

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