Süddeutsche Zeitung

Unterschriftenaktion:Kinder protestieren gegen Badeverbot

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Ein Zwölfjähriger und ein Zehnjähriger sammeln Unterschriften, um im See am Prinzenpark wieder schwimmen zu dürfen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Kinder sind enttäuscht. Seit die Gemeinde Karlsfeld neue Schilder am See im Prinzenpark aufgehängt hat, kann niemand mehr übersehen, dass dort nicht gebadet werden darf. Der zwölfjährige Franz und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Max Gitterle wollten das Verbot nicht einfach so hinnehmen. Gerade jetzt, wo es heiß geworden ist und eine kühle Erfrischung vor der Haustür mehr als Willkommen wäre. 252 Unterschriften sammelten die Buben im Wohngebiet westlich der Bahn in der Hoffnung, dass die Gemeinde die Schilder schnell wieder abhängt. "Die Leute haben ,super' gesagt und uns unterstützt. Manche haben uns auch einen Schokoriegel gegeben", erzählt Franz. Vizebürgermeister Stefan Handl (CSU), der ebenfalls in dem Gebiet wohnt, zeigte sich im Hauptausschuss sehr verständnisvoll. Doch mit wenig Erfolg. Die Schilder bleiben dort.

"Die Schilder gibt's schon immer", erklärte Florian Schindler vom Ordnungsamt. Der See sei als Landschaftsgewässer angelegt worden und dort herrsche laut Grünanlagenordnung Badeverbot. "Der See ist zu klein zum Baden. Dort schwimmen Enten, Fische, sogar Goldfische. Insekten und Vögel sind ebenfalls da, und die Wasserqualität wird nicht überwacht." Bei einem Badesee wäre das unabdingbar.

Handl berichtete, dass in der Vergangenheit viele Kinder in dem See waren, um zu planschen. "Es war gerade für die Anwohner eine schöne Möglichkeit, ohne dass man gleich zum Karlsfelder See fahren muss", erklärte er und plädierte für eine Lockerung des Badeverbots. "Vielleicht können wir eine Zwischenlösung finden." Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) winkte sofort ab. Er hatte Angst, haftbar gemacht zu werden, falls einmal etwas passieren sollte. "Den Schuh will ich mir nicht anziehen." Ein Badesee müsse im Sommer täglich überwacht werden, erinnerte Bernd Wanka (CSU). Holger Linde (CSU) gab zu bedenken, dass der See schnell umkippen würde, wenn er zum Baden freigegeben wäre, denn er habe keinen Zulauf. Er ist nur vom Grundwasser gespeist.

So ganz endgültig wollten die Gemeinderäte das Badeverbot noch nicht verabschieden. "Ich habe vollstes Verständnis für die Bürger westlich der Bahn: Die schauen auf einen See und dürfen nicht rein. Das ist wie wenn man einem Hungrigen einen saftigen Schweinsbraten auf den Tisch stellt und sagt, er darf ihn nur anschauen", sagte Beate Full (SPD). Die Verwaltung soll nun Rücksprache mit der Bayerischen Versicherungskammer halten und über das Haftungsrecht für den See im Prinzenpark sprechen. Sollte sich etwas anderes ergeben, werde man noch mal diskutieren.

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Quelle:
SZ vom 06.06.2019
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