Unterschriftenaktion:Gemeinsam für eine bessere Pflege

Im Amperklinikum habe sich seit Ende des Streiks nichts verbessert, kritisieren Angestellte. Sie planen eine neue Aktion

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Pflegekräfte am Helios Amperklinikum Dachau protestieren weiter gegen ihre Arbeitsbedingungen. Sie seien zu wenige, eine gute Pflege sei nicht garantiert. An diesen Vorwürfen hat sich seit Jahren nichts geändert. An diesem Freitag wird der sogenannte olympische Brief das Krankenhaus in Dachau erreichen. Er wird seit Beginn des Jahres von Norddeutschland aus wie die olympische Fackel von Krankenhaus zu Krankenhaus weitergetragen. Auch Helios-Häuser waren bereits darunter. Auf einer großen Papierrolle unterschreiben die Krankenschwestern und Pfleger. Mittlerweile wurden mehrere Papierrollen gefüllt. Sie sollen bei der Gesundheitsministerkonferenz am 5. Juni in Leipzig dem Bundesminister Jens Spahn (CDU) vorgelegt werden.

Die Streiks der Klinikmitarbeiter bundesweit waren zu Ende gegangen, nachdem die Gewerkschaft Verdi durchgesetzt hatte, dass das Unternehmen den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) statt des Haustarifs einsetzt. Helios ist der größte private Klinikbetreiber Deutschlands. Viele Mitarbeiter waren damals sauer auf die Gewerkschaft. Ihnen ging es nicht um etwas mehr Geld, sondern um eine spürbare Arbeitsentlastung. Eine Vereinbarung darüber aber wurde mit Helios nicht erreicht. "Wir sehen nicht, dass sie sich bemühen", sagt Matthias Gramlich. Er ist Krankenpfleger im Amperklinikum und Mitglied der Betriebsgruppe Amperkliniken, die nun den olympischen Brief nach Dachau bringt. Auch Verdi steht hinter dieser Aktion und organisiert sie in Bayern, sagt Gramlich. Doch nach der Einigung 2017, so sagt er, "hat es gebraucht, den Leuten wieder Mut zu geben, sich einzusetzen". An der Arbeitsbelastung habe sich gar nichts verbessert. Im Gegenteil. Es gebe weiterhin Schichten, zu denen keine examinierte Fachkraft eingeteilt sei. Auszubildende müssten Fachkräfte ersetzen, es gebe immer wieder Kündigungen. Der Konzern habe kein Interesse, Leute zu halten, sagt Gramlich. "Die müssten sich doch mal fragen, warum die Leute kündigen."

Zwischenzeitlich waren Betten gesperrt gewesen, weil die Pflegekräfte fehlten. Das sei vorbei, sagt Gramlich. "Das Haus platzt aus allen Nähten." Die Pflegepersonaluntergrenzenverordnung, die Gesundheitsminister Spahn zum Jahresbeginn eingeführt hat, bezeichnet Gramlich als "schlechten Scherz". Die Personalschlüssel seien nicht realistisch, zudem werde die Verordnung nicht eingehalten. Sanktionen fehlten. Zu den Forderungen des olympischen Briefes gehört eine "bedarfsorientierte Personalbemessung".

Klinikgeschäftsführer Gerd Koslowski teilt schriftlich mit, dass derzeit externes Pflegepersonal zur Unterstützung im Amperklinikum eingesetzt werde. Und: "Wir rekrutieren Fachkräfte aus dem Ausland." Auszubildende finde die Klinik genug: "Die beiden kommenden Ausbildungslehrgänge, zum Gesundheits- und Krankenpfleger und zum Krankenpflegehelfer, sind bereits ausgebucht." Den Auszubildenden, die in diesem Jahr fertig werden, mache man Übernahmeangebote.

Beide Seiten wissen, dass Personal auch mit gutem Willen schlecht zu finden ist. Helios bemüht sich, Interessenten mehr zu bieten, als den hart erstrittenen Lohn nach dem TVöD. Es gibt bereits Personalwohnungen und weitere sollen gebaut werden, lässt Geschäftsführer Koslowski wissen. Außerdem biete der Konzern Kinderbetreuung und Unterstützung bei der Wohnungssuche an. Matthias Gramlich räumt ein, dass der TVöD für Neueinsteiger ein Vorteil ist. Doch die Wertschätzung für seinen Beruf, die aus der Plakatkampagne von Helios mit dem Slogan "Wichtigster Job in Dachau" sprechen soll, die fehle ihm und vielen Kollegen im Alltag. Wenig spürbar sei auch der Klinikbeirat, der auf Beschluss der Kreisräte eingesetzt wurde. Der Landkreis hält etwa fünf Prozent Anteile an der Klinik.

Die Dachauer Bürgerinitiative für mehr Personal in der Pflege veranstaltet am Samstag, 25. Mai, einen Infostand am Unteren Markt in Dachau. Von 10 bis 14 Uhr können sich die Passanten informieren, diskutieren und auch den Brief an Jens Spahn unterschreiben.

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