Unfalltod einer Schülerin:Toter Winkel spielte offenbar keine Rolle

Dachau diskutiert nach dem tragischen Unfalltod einer 14-Jährigen über die Sicherheit von Radfahrern. Die Polizei geht ersten Erkenntnissen zufolge davon aus, dass der tote Winkel beim Unfall keine Rolle spielte.

Robert Stocker

Der tödliche Unfall eines 14-jährigen Mädchens rückt erneut die gefährliche Kreuzung Sudetenlandstraße/Theodor-Heuss-Straße in den Blickpunkt und hat eine Diskussion über die Sicherheit von Radfahrern in der Stadt ausgelöst. Die Kreuzung in Dachau-Ost, an der die Radlerin mit einem abbiegenden Lastwagen zusammenstieß, gilt seit Jahren als äußerst gefährlich und gehört zu den Unfallschwerpunkten in der Stadt.

Unfalltod einer Schülerin: Zum Gedenken an das 14-jährige Mädchen, das vor einer Woche bei einem Unfall starb, haben Freunde ein Kreuz aufgestellt und Blumen niedergelegt.

Zum Gedenken an das 14-jährige Mädchen, das vor einer Woche bei einem Unfall starb, haben Freunde ein Kreuz aufgestellt und Blumen niedergelegt.

(Foto: www.joergensen.com)

Als Gründe dafür sieht die Polizei die starke Verkehrsbelastung und die hohe Zahl von Schülern, die den Knotenpunkt täglich passieren. Vorläufige Ermittlungen haben unterdessen ergeben, dass der Lastwagenfahrer das Mädchen frontal erfasste und der "tote Winkel" vermutlich keine Rolle spielt.

Die Kreuzung Sudetenlandstraße/Theodor-Heuss-Straße liegt an einer der drei Hauptachsen, auf der der Durchgangsverkehr vom Hinterland nach München strömt. Um diesen Durchgangsverkehr um die Stadt herumzuführen, fordern Kommunalpolitiker schon seit Jahren eine Ostumgehung, deren zeitnahe Realisierung jetzt allerdings auf der Kippe steht.

Die Oberste Baubehörde hat die Umfahrung im aktuellen Straßenausbauplan nicht mehr als dringlich eingestuft und damit auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt. Der Nutzen der Straße ist indes umstritten; einem Gutachten zufolge würde die Umgehung den Stadtverkehr nur um drei Prozent reduzieren.

Die Dachauer Verkehrspolizei sieht dies anders. "Die Ostumgehung würde eine deutliche Entlastung bringen, wenn man den Verkehr zusätzlich entsprechend regeln und lenken würde", sagt der Leiter der Verkehrspolizei, Richard Wacht. Nach seinen Angaben ereigneten sich im vergangenen Jahr an der Kreuzung Sudetenland-/Theodor-Heuss-Straße sieben Unfälle mit fünf Verletzten, bei denen auch die hohe Verkehrsbelastung eine Rolle spiele.

Verkehrsentlastung gefordert

Zudem befinden sich in der Nähe der Kreuzung das Josef-Effner-Gymnasium, die Realschule an der Steinstraße und die Grundschule Dachau-Ost. Seit Jahren stehen deshalb Schulweghelfer an der Kreuzung, die die Schüler sicher über die Straße bringen sollen. Die Unfallstatistik 2010 zählt insgesamt 108 Verkehrsunfälle in der Stadt, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. Nur in 24 Fällen wurden die Unfälle von Radlern verursacht.

"Die Radfahrer", teilt Wacht in einer Stellungnahme zu dem tödlichen Unfall mit, "wurden in den meisten Fällen von Autos im massiven Durchgangsverkehr schlichtweg vom Fahrrad gefahren." Unfallschwerpunkte des Radverkehrs seien fast alle Hauptverkehrsstraßen, zu denen etwa die Schleißheimer Straße, die Münchner Straße, die Erich-Ollenhauer-Straße und die Sudetenlandstraße gehören. An solchen Straßen sollte es aus Sicht der Polizei separate Radwege parallel zur Fahrbahn geben, die für Autofahrer gut einsehbar sind. Nur in Tempo-30-Zonen seien Radler im fließenden Verkehr gut aufgehoben.

Ähnlich argumentiert Stefan Donath vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) in Dachau. "Radler sind auf separaten Wegen sicherer, wenn die Verkehrsbelastung auf den Straßen hoch ist." Mit Blick auf die Ostumgehung habe die Stadtverwaltung bisher die Ansicht vertreten, dass der Verkehr aus dem Hinterland durch die Stadt fahren müsse.

Jetzt setze in der Verwaltung ein Umdenken ein, weil die Umgehung auf Eis gelegt sei. Nach Ansicht von Donath gibt es für Radler in Dachau weit gefährlichere Stellen als die Kreuzung in Dachau-Ost. "Die Martin-Huber-Straße ist eine Katastrophe." Im Sommer werde es eine Radverkehrsschau mit dem Ordnungsamt, dem Tiefbauamt und dem Fahrrad Club geben. Donath: "Da werden wir auch die Kreuzung in Dachau-Ost in Augenschein nehmen."

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