Süddeutsche Zeitung

Unfallstatistik:4814 Unfälle, vier davon tödlich

Lesezeit: 4 min

Obwohl der Verkehr auf den Straßen im Landkreis zunimmt, steigt die Zahl der Unfälle kaum. Wenn es aber kracht, sind nach wie vor Alkohol am Steuer und überhöhte Geschwindigkeiten zwei der Hauptursachen

Von Christiane Bracht, Dachau

Jedes Jahr nimmt der Verkehr auf den Straßen im Landkreis Dachau zu. Die Zahl der Unfälle zum Glück nicht. 4814 registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. Viele waren nur Blechschäden, doch einige hatten auch schlimme Folgen. So gab es 2019 vier Unfalltote. "Jeder dieser Schicksalsschläge ist einer zu viel", betont Andreas Knorr von der Dachauer Polizei. Die Ursachen dieser vier Unfälle waren sehr unterschiedlich.

Anfang Februar wollte ein 88-jähriger Mann in Karpfhofen (Markt Indersdorf) die Gleise überqueren. Schranke und Rotlicht ignorierte er und krachte geradewegs in die Bahn. Der Fahrer war kurz darauf tot. Ebenfalls auf der Straße ums Leben gekommen, ist eine 30-Jährige, die Mitte Juni mit ihrem Auto von der Staatsstraße 2050 in Markt Indersdorf abkam, gegen einen Baum prallte und wieder zurück auf die Fahrbahn katapultiert wurde. Ihr Wagen brannte daraufhin vollständig aus. Tragisch ist auch der Fall eines 52-jährigen Motorradfahrers, der Anfang Juni auf der Staatsstraße 2051 zwischen Odelzhausen und Wiedenzhausen sein Leben ließ, weil er zu rasant fuhr. Er kam in einer Kurve von der Straße ab, überschlug sich und verletzte sich so schwer am Kopf, dass er noch am Unfallort starb. In 130 Fällen war 2019 übrigens ein zu hohes Tempo die Unfallursache, berichtet die Polizei. Abgesehen von dem 52-Jährigen wurden noch 86 weitere Personen im Zusammenhang mit Raserei verletzt. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl jedoch geringfügig zurückgegangen. Der Grund: Polizei und Kommunale Verkehrsüberwachung hätten "konsequent" die Geschwindigkeiten überwacht.

Auch Alkohol im Straßenverkehr bleibt ein Problem. 67 Unfälle sind auf diese Ursache zurückzuführen, 36 Personen wurden dabei verletzt. Am schlimmsten erwischte es Ende Januar einen 20-Jährigen, der etwas alkoholisiert nachts auf der B13 von einem Lieferwagen erfasst wurde und nur wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Natürlich gab es 2019 auch viele Alkoholsünder, die sich ans Steuer setzten und damit andere gefährdeten. Die Polizei will auch künftig gerade auf diese Personen ein Auge haben. Gegen 217 Führerscheininhaber wurde im vergangenen Jahr ein Fahrverbot verhängt, 107 mussten gar ihren Führerschein abgeben.

Deutlich gestiegen ist die Zahl der Wildunfälle. 1091 hat die Polizei gezählt, 2018 waren es lediglich 985. "Es hat mit der Besiedelung des ländlichen Bereichs zu tun und dass es eine enorme Steigerung an Verkehrsteilnehmern gibt." Die Wildunfälle seien flächendeckend über den ganzen Landkreis verteilt.

In der Stadt Dachau zeichnet sich indes eine positive Entwicklung ab: Die Statistik weist 44 Unfälle weniger auf als noch 2018. Insgesamt krachte es aber 1697 Mal, 238 Mal verletzte sich jemand dabei. Zu den Orten, wo dies am häufigsten passiert, gehört die Münchner Straße auf Höhe des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Das Problem dort seien die Ausparker, erklärt Knorr. "Dort parken oft Patienten - häufig ältere Leute, die sich vielleicht nicht mehr so drehen können und beim Rückwärtsfahren einen Unfall bauen."

Doch die Situation habe sich inzwischen entschärft, denn am Bahnhof sowie zwischen Münchner- und Augustenfelder Straße gibt es nun Parkzonen. Durch die Gebühren seien die Dauerparker verschwunden. "Jetzt ist dort mehr Platz", so Knorr. Auch die Fußgängerampel ist anders geschaltet. Der Beamte empfiehlt den Besuchern des MVZ jedoch, lieber ihr Auto in der Parkzone abzustellen, als auf dem kleinen Stellplatz vor dem Gebäude, wo es recht eng ist. Weitere Unfallknoten in Dachau sind die Staatsstraße 2047 Ecke Weblinger Weg, sowie die Kreuzung Schleißheimer-/Theodor-Heuss-Straße und Alte Römer-/Schleißheimer Straße.

Am meisten kracht es jedoch in Karlsfeld. Der absolute Unfallschwerpunkt des Landkreises ist die Kreuzung Münchner/Bajuwarenstraße. 22 Unfälle ereigneten sich 2019 allein dort. Grund für die Zusammenstöße sind meist zu geringes Abstandhalten oder dass die Fahrer beim Abbiegen die Spur nicht halten, so Knorr. Die Probleme dort sind seit längerem bekannt. Deshalb soll die Kreuzung in den nächsten drei Jahren umgebaut werden. Wie, das ist noch nicht ganz ausdiskutiert, so der Polizeisprecher. Kleinere Veränderungen hat man bereits in die Wege geleitet. So ist die Verkehrsinsel verkürzt worden. Außerdem sind die Markierungen nun nachgebessert. Doch den durchschlagenden Erfolg hatten diese Maßnahmen wohl nicht. Der zweit größte Unfallknotenpunkt ist in Haimhausen, dort wo sich Bundesstraße 13 und die Staatsstraße 2339 treffen. 14 Mal rumsten dort Pkw zusammen. "Wir werden dort künftig massiv die Geschwindigkeit überwachen", kündigte Knorr an. Auf der B 13 sind 70 Stundenkilometer erlaubt, doch viele sind schneller unterwegs.

Das Hauptproblem der beiden Knotenpunkte ist jedoch geblieben: die massive Verdichtung des Verkehrs Richtung München. "Eigentlich hat unser Straßennetz eine gute Qualität", sagt Knorr. "Aber es gibt neuralgische Punkte, wo der Verkehrsdruck zu hoch ist und nachgebessert werden muss." Einigermaßen gut läuft es noch auf den Hauptachsen durch den Landkreis, der Staatsstraße 2047 etwa oder der 2339. "Aber man merkt hier die Vollbeschäftigung. Zwischen 16 und 19 Uhr ist Rushhour", so Knorr. Das ist auch die Zeit, in der die meisten Unfälle passieren. "Da sind viele Pendler auf dem Heimweg, vielleicht nicht so konzentriert." Wer an Statistiken glaubt und Gefahren aus dem Weg gehen will, sollte sich am besten Sonntags auf die Straße wagen, wochentags, vor allem montags ist die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls am größten. So ereigneten sich im vergangenen Jahr 781 Unfälle an einem Montag und nur 424 am Sonntag.

In Sachen Prävention setzt die Dachauer Polizei vor allem auf Kinder und Jugendliche. "Sie tragen ihre Erkenntnisse in die Familien", so Knorr. 1450 Viertklässler wurden 2019 geschult und 800 Jugendliche einer weiterführenden Schule bekamen eine Verkehrserziehung. Neun Kinder wurden auf dem Schulweg im Verkehr verletzt.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2020
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