Süddeutsche Zeitung

Dachau:Immer neue Varianten zur ASV-Halle

Seit langem diskutieren Stadtrat und ASV Dachau über einen geeigneten Standort - und finden ihn nicht.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ein Opfer muss gebracht werden. Doch die Stadträte können sich nicht einigen, welches. Soll für den Neubau der Georg-Scherer-Halle des ASV Dachau Bannwald gerodet werden, eine idyllisch gelegene und ökologisch wertvolle Streuobstwiese überbaut werden oder soll gar die Kunsteisbahn abgerissen werden? Über diese Idee, den Abriss der Eislaufbahn und möglichen Neubau eines überdachten für Profisport geeigneten Stadions an anderer Stelle diskutierten die Stadträte im Hauptausschuss heftig. Dabei bildeten sich ungewöhnliche Allianzen, das Bündnis lag ganz auf einer Linie mit der CSU, während Grünen-Stadtrat Thomas Kreß wenngleich unter Bedauern bereit war, die Streuobstwiese in Dachau Süd an der Schinderkreppe aufzugeben.

Der Neubau der Halle für den mit mehr als 4000 Mitgliedern größten Sportverein Dachaus ist längst beschlossen. Zehn Millionen Euro sind dafür in die Haushaltspläne von 2020 und 2021 eingestellt. Insgesamt könnte der Neubau mit seinen etwa 6500 Quadratmetern Nutzfläche bis zu 17 Millionen Euro kosten. Die Halle soll den Ansprüchen des gewachsenen Sportvereins Rechnung tragen, zudem werden die ASV Flächen auch von der Grund- und Mittelschule Dachau Süd genutzt.

Für die Standortfrage hatte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) eine Lösung parat - er hielt sich an die vom ASV eindeutig bevorzugte Variante. Danach wird die Halle mit ihren 3000 Quadratmetern Grundfläche auf den jetzigen 13 Tennisplätzen errichtet. Sechs bis sieben Tennisplätze wiederum sollen dafür neu errichtet werden und zwar angrenzend an die Flächen der Tennisfreunde auf der Streuobstwiese. Um die restlichen Spielflächen zu ersetzen, dürfen die rund 400 Tennisspieler des ASV die Felder von Tennisclub und Tennisfreunden mitbenutzen. Der Vorschlag, die Tennisflächen in Dachau Ost zu nutzen, wurde bereits vor einem Jahr abgelehnt. Die seien zu weit weg, gerade an Wettkampftagen sei der Transfer schwierig.

An den Bannwald traut sich niemand heran

Andere Möglichkeiten hätten erfordert, 10 000 Quadratmeter Bannwald zu roden und anderswo neu zu pflanzen oder die neue an den Standort der alten Halle zu bauen. Das würde aber den Sportbetrieb auch für die Schulen für zwei bis drei Jahre lahm legen. An den Bannwald traute sich niemand heran, obwohl eine Ausnahmeregelung möglich wäre.

Doch im Ausschuss mussten sich Verwaltung und Oberbürgermeister anhören, eine weitere Variante unterschlagen zu haben. Nämlich jene, die Kunsteisbahn abzureißen und auf deren Fläche die neue Scherer-Halle zu bauen. Liegenschaftsreferent August Haas (CSU) schlug sogar vor, das Eisstadion im Gegenzug auf die Fläche der alten Scherer-Halle zu setzen. Wenn es doch nur so einfach wäre: Ingrid Sedlbauer (ÜB), ASV-Vorstandsmitglied, erklärte, die Grundfläche der alten Halle sei zu klein für eine Eisbahn. Wolfgang Moll (parteilos) riet dem ASV, die alte Halle zu erhalten, sie würde zukünftig sicher noch gebraucht. Der ASV hatte mit der Eisbahn die Idee selbst aufgebracht. Diese Variante allerdings komme nur in Frage, so heißt es in dem Schreiben des Vereins an die Stadt, wenn die marode Eisbahn innerhalb der nächsten zwei Jahre ohnehin abgerissen werden sollte. Die Zukunft der Kunsteisbahn ist im Stadtrat schon lange umstritten. Dazu gehört auch die Standortfrage. In der Sitzung des Hauptausschusses legte die Verwaltung eine Kostenschätzung der nötigen Sanierung der Eisbahn vor. Diese soll zugleich für Wettkämpfe im Sledge Hockey ertüchtigt werden. Insgesamt könnte das 1,2 Millionen Euro kosten.

Oberbürgermeister reagiert ungeduldig

Sabine Geißler (Bündnis) schlug vor, die Eisbahn auf dem Gelände des Familienbads unterzubringen. Dadurch würde die Liegewiese noch stärker beschnitten, sagte Hartmann. Wenn das neue Hallenbad steht, soll das alte abgerissen werden. Dessen Fläche wird für Erweiterungen eingeplant, etwa die längst beschlossene Saunalandschaft. Der Saunenbetrieb soll auch dazu dienen, Geld zu verdienen. Denn mit dem Bäderbetrieb allein ist es für die Stadtwerke schwer, kostendeckend zu arbeiten.

Oberbürgermeister Florian Hartmann schien die Debatte nicht erwartet zu haben und reagierte sichtlich ungeduldig. "Ich dachte, wir hätten für den ASV endlich eine Lösung, stattdessen haben wir zwei neue Probleme." Die CSU, allen voran deren Fraktionsvorsitzender Florian Schiller, wollte sich nicht so schnell abspeisen lassen. Er setzte durch, dass die Stadtverwaltung nun prüfen muss, welche städtischen aber auch welche Grundstücke in Privatbesitz in Dachau vielleicht geeignet wären, um darauf eine Eissportstadion zu errichten. Dann auch gleich ein richtiges, mit Dach. Dazu beantragte er eine Kostenschätzung für einen Neubau. Die bestehende Kunsteisbahn scheint jedoch nicht so marode zu sein, dass sie zwingend abgerissen werden muss. "In die Technik wurde immer wieder investiert", sagte Hartmann. Die Zahl der Nutzer wachse beständig. Vergeblich warnte Hartmann davor, die Pläne des ASV durch weitere Prüfungen von Alternativen zu blockieren. Auch mit dem Argument, eine Fläche zur Neupflanzung einer Streuobstwiese sei schneller gefunden als eine für eine Eislaufbahn, drang er nicht durch. Die Verwaltung prüft, ASV und Eissportverein ESV Woodpeckers müssen weiter warten.

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SZ vom 19.05.2017/gsl
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