Umbau des Prittlbacher Schulhauses:Hebertshausen zündet Kita-Turbo

Bis Ende 2023 soll das alte Prittlbacher Schulhaus zu einer Kindertagesstätte werden

Von Horst Kramer, Hebertshausen

Es soll alles sehr schnell gehen: Bei seinem Mai-Treffen will der Hebertshausener Gemeinderat den Umbau der alten Prittlbacher Schule in eine Kindertagesstätte beschließen. Bis Ende des Jahres soll die Eingabeplanung stehen, im kommenden Jahr fällt der Startschuss für den Bau. Ende 2023 soll die Einrichtung eröffnet werden. Der Grund für die Eile: Die Hebertshausener Bevölkerung ist offenbar sehr kinderfreundlich. Die Zahl der Geburten ist in den vergangenen Jahren beständig gestiegen, die erwartbaren Zuzüge in den Neubaugebieten werden diesen Trend verstärken.

Altes Schulhaus

Das alte Prittlbacher Schulhaus soll spätestens ab 2023 zu einer Kindertagesstätte umfunktioniert werden, die Platz für drei Regelgruppen und eine Inklusionsgruppe bietet.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bürgermeister Richard Reischl (CSU) legte beim jüngsten Treffen des Gremiums aktuelle Zahlen vor sowie die Ergebnisse einer Elternbefragung (siehe Kasten). Mehr noch, er präsentierte auch gleich eine Lösung: das Projekt in Prittlbach, bei dem das 1908 erbaute Schulgebäude umgebaut und mit einem Anbau versehen wird. Im besten Fall könnten dort drei Regelgruppen mit 25 Kindern sowie eine Inklusionsgruppe mit 16 Kindern untergebracht werden. Der Goppertshofener Architekt Thomas Wallner - der auch für den Bau des Prittlbacher Gemeinschaftshauses verantwortlich ist - hatte schon erste Planskizzen dabei, die eine entsprechende Belegung möglich erscheinen lassen. Seine erste grobe Kostenschätzung liegt bei 3,1 Millionen Euro bei einer Bruttogrundfläche von 1050 Quadratmetern, ohne Außenanlagen. Reischl schränkte umgehend ein: "Das ist nur eine erste Hausnummer, mit der wir in das Projekt hineingehen. Dass die Zahl am Ende höher sein wird, ist in der heutigen Zahl klar."

Diesem Schritt hatte das Rathaus eine Untersuchung verschiedener Standorte vorgeschaltet, die Wallner im Rahmen einer "Machbarkeitsstudie zur Krippen- und Kindergartenerweiterung" vorstellte. Außer dem Standort Prittlbach hatte er einen Anbau des bestehenden Kinderhauses in der Freisinger Straße um zwei Geschosse (Baukosten rund 2,97 Millionen Euro, 1187 Quadratmeter) oder um drei Geschosse (4,14 Millionen, 1761 Quadratmeter) geprüft. Außerdem einen Neubau auf dem Areal der Alten Holzschleiferei (4,04 Millionen, 1200 Quadratmeter) sowie einen Neubau im Baugebiet "Am Hofanger" (4,04 Millionen, 1200 Quadratmeter). Neben der Lage und anderen Kriterien spielte bei Wallners Bewertung vor allem die unmittelbare Realisierbarkeit eine entscheidende Rolle. Das Ergebnis: Nur Prittlbach lässt sich "zeitnah" realisieren. Als er dann die oben skizzierte Terminvorstellungen hörte, musste der erfahrene Architekt allerdings sichtbar schlucken.

Ein offener Punkt ist der Denkmalschutz. Das alte Schulgebäude steht zwar laut Reischl auf keiner Liste, dafür aber die benachbarte Filialkirche Sankt Kastulus mit dem Friedhofsareal: Der Standort ist seit 1315 urkundlich belegt, die heutige Kirche wurde in gotischer Zeit erbaut, in jedem Fall vor 1524, wie der Kirchenhistoriker Hans Schertl schreibt. Ob Ensembleschutzregeln gelten, wird sich zeigen. Wallner erwartet keine Probleme.

Einige Ratsmitglieder machten sich Sorgen über die Größe des Anbaus, darunter die beiden Prittlbacher Lukas Pallauf (FBB) und Monika Gasteiger (CSU) oder auch Caroline Heinz (SPD). Gasteiger empfahl, nur zwei Gruppen im Altbau unterzubringen, Gabriele Michal (FBB) warb für ein großes neues Kinderhaus auf dem Gelände, das derzeit noch die Elisabeth-Bamberger-Schule mit ihren Containerbauten nutzt. Ein Umbau der Schule für nur zwei Gruppen sei nicht rentabel, wandte Reischl ein, versprach aber, "die Bevölkerung mitzunehmen". "Wir dürfen die Pläne nicht zerreden, sondern müssen positive Botschaften setzen", so Reischl. Veränderungen werde es immer geben, doch in diesem Fall sei es eine positive Veränderung. "Denn es geht um unsere Kinder", so Reischl weiter.

Zudem machte er klar, dass der Rat sich auch mit den anderen genannten Standorten beschäftigen muss: "In den nächsten zehn Jahren werden wir zwei bis drei Kindereinrichtungen vor der Brust haben."

Marianne Klaffki (SPD) sprach das Personalproblem an: "Wir können wir eine Infrastruktur schaffen, um für neues Personal attraktiv zu sein?" Reischl bestritt indes, dass Wohnraum ein Thema sei: "Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aus der Region." Die Leiterin des Kindergartens Sankt Peter, Gabi Giosele, widersprach: Aus München kämen durchaus junge Erzieherinnen, allerdings alle mit der S-Bahn. Ein Standort abseits des Bahnhofs sei daher nicht attraktiv. Sie nannte als Beispiel den Ampermochinger St.-Georg-Kindergarten, der sich schwerer als ihre Hebertshausener Einrichtung tue, Fachkräfte zu finden. Beschlüsse wurden nicht gefällt. Sie sollen im Mai folgen.

Steigender Bedarf

"Heuer können wir noch allen Kindern aus der Gemeinde, die vor dem 1. September das dritte Lebensjahr vollendet haben, einen Kindergartenplatz anbieten", erläuterte Bürgermeister Richard Reischl die aktuelle Lage. Doch für jüngere Kinder gebe es schon eine Warteliste. "Das erste Mal in unserer Geschichte", betonte der Rathauschef. In den kommenden Jahren werde es sogar richtig eng. Ein Grund: Die Zahl der Kinder wächst rasant. Im Jahr 2014 verzeichnete die Gemeinde noch 34 Geburten, 2020 waren es schon 75. Ein zweiter Faktor des wachsenden Bedarfs: Die Betreuungsquote nimmt ebenfalls zu. Im Jahr 2016 ging nur jedes dritte Hebertshausener Kind im Krippenalter in eine der heimischen Einrichtungen, im vergangenen Jahr waren es dagegen schon fast 44 Prozent.

Eine Online-Befragung von 685 Eltern von Kindern im Alter zwischen null und zehn Jahren bestätigt die Wachstumstendenz. Bürgermeister Reischls Erklärung: "Die Lebenshaltungskosten werden immer teurer, daher müssen die Eltern mehr Geld verdienen." Dass der Druck auf die Eltern immens ist, zeigt auch die hohe Rücklaufquote der Online-Fragebögen: Fast die Hälfte der Angeschriebenen antworteten dieses Mal. In früheren Jahren kamen derartige Erhebungen in manchen Landkreisgemeinden kaum über ein zwanzigprozentiges Feedback hinaus. Ein weiteres Ergebnis der Befragung lautet, dass der Bedarf an Inklusionsplätzen deutlich gestiegen ist. Im Herbst 2020 wünschten sich 16 Eltern ein integratives Betreuungsangebot, 2016 waren es noch lediglich drei gewesen. Einer der Gründe, warum im neuen Prittlbacher Kinderhaus eine integrative Gruppe geplant ist. kram

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