Überlegungen für einen Neubau:Bürger wollen über Rathaus entscheiden

Das denkmalgeschützte Gebäude muss saniert werden. Über die weitere Nutzung könnten die Petershausener mitreden

Von Petra Schafflik, Petershausen

Die Unterbringung von Obdachlosen verursachte im Sommer hitzige Debatten. In Kollbach, wo auf einem Gemeindegrundstück Container für Menschen ohne Obdach vorgesehen waren, wehrten sich 186 Einwohner per Bürgerantrag gegen derartige Notunterkünfte in ihrem Dorf. Nun, wenige Wochen später, hat sich der Unmut offenbar gelegt. Obwohl der Gemeinderat die Forderung der Anwohner kürzlich abgelehnt hat, war Obdachlosigkeit kein Thema bei der Bürgerversammlung in Kollbach. Dafür musste Bürgermeister Marcel Fath (FW) Rede und Antwort stehen zu Gemeindeschulden, Tempo-30-Zonen und kleinen Ärgernissen wie wild wuchernden Hecken oder fehlenden Bushäuschen.

Ein Bürger regte an, die Petershausener entscheiden zu lassen, ob das alte Rathaus saniert oder doch lieber ein Neubau errichtet wird. "Gleichzeitig mit der Landtagswahl ließe sich das ohne viel Aufwand organisieren." Wo die Gemeindeverwaltung künftig arbeiten wird, ist derzeit offen. Das denkmalgeschützte Rathaus ist marode und darf nur noch für eine Übergangszeit genutzt werden. Weil eine Sanierung teuer kommt, gibt es auch Überlegungen für einen Neubau. "Dazu sollten die Bürger ihr Votum abgeben", findet ein Bürger. Auch ein Gemeinderat habe bereits einen Entscheid ins Gespräch gebracht, entgegnete der Bürgermeister. "Mal sehen."

Sorgen bereiten dem Bürger auch die Schulden der Gemeinde, die laut Etat von sechs Millionen Euro bald schon auf 14 Millionen Euro steigen werden. Bürgermeister Fath erklärte ausführlich, dass mit den Krediten auch der Ankauf von Bauland finanziert werde. Eine Chance, endlich wieder Grund und Boden in Gemeindehand zu bekommen nach Jahren des Stillstands, so Fath. Eine Wende habe der Leitfaden zur Baulandentwicklung gebracht, demzufolge nun Investoren die Kommune bei größeren Bauprojekten mit ins Boot holen müssen. Die angekauften Grundstücke will Fath zielgerichtet für die Schaffung preiswerten Wohnraums einsetzen. Ein Teil werde auch "so teuer wie möglich" verkauft, um aus dem Erlös die nötige Infrastruktur der wachsenden Gemeinde zu finanzieren. Vor diesem Hintergrund bereite ihm der aktuelle Investitionsstau, der sich mit Feuerwehrhaus, Schul-Erweiterung, Kindergarten und Rathaus auf 22 Millionen Euro Investitionskosten summiert, kein Kopfzerbrechen. "Wir können uns das leisten."

Unabhängig von Zukunftsprojekten beschäftigen die Bürger alltägliche Ärgernisse: Die Tempo-30-Zone vor dem Danuvius-Demenzheim sei nicht sinnvoll, kritisierten einige Zuhörer. Dennoch habe der für die Kreisstraße zuständige Landkreis die Beschränkung dort und auch vor der Aktiven Schule erlassen, erklärte der Bürgermeister. Das Tempo-Limit hält Fath für nötig, damit Heimbewohner sicher queren können. Vor Schule und Krippe wünscht die Gemeinde ebenfalls noch eine 30er-Zone, die aber nur von sieben bis 17 Uhr gelten soll. Die für Staatsstraßen zuständige Behörde muss darüber noch entscheiden. Wer von Kollbach kommend Richtung Jetzendorf fährt, passiert in Petershausen künftig auf einer kurzen Strecke von einem Kilometer vier Tempo-30-Zonen. "Die vielen Wechsel, das Rauf-und-Runter macht keinen Sinn und bringt ein negatives Image", moniert ein Bürger. Es gebe ja keinen Zwang, zwischen den Limits wieder aufs Gas zu drücken, warf ein Zuhörer ein.

Diskutiert wurde auch, wie Feldwege am besten in Schuss gehalten werden. Die Landwirte wollen Kies auftragen, Fath fürchtet, dass damit langfristig Schäden entstehen. Einig waren sich Rathauschef und Zuhörer, dass manche Land-Pächter wenig sorgfältig mit den Ackerflächen umgehen. Die Felder würden bis in den Weg hinein beackert, Schmutz liegen gelassen. "Damit wird der Ruf unserer Landwirte beschädigt."

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