Überblickswerk:Kompaktes Buch zur KZ-Gedenkstätte

Befreiungsfeier 2017

Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Von Thomas Altvater, Dachau

Zwölf Jahre lang, von 1933 an bis ins Jahr 1945, hat das NS-Regime im Konzentrationslager Dachau mehr als 200 000 Gefangene misshandelt und gedemütigt. Ungefähr 41 500 Häftlinge starben oder wurden getötet. Ein Schicksal, das bis heute in der 1965 eröffneten KZ-Gedenkstätte aufgearbeitet wird. Gabriele Hammermann, die Leiterin der Gedenkstätte, hat nun zusammen mit Stefanie Pilzweger-Steiner von der wissenschaftlichen Abteilung der Gedenkstätte versucht, die Geschichte des Konzentrationslagers in einer neuen Rundgangsbroschüre aufzuzeigen. Das ist auf den rund 80 Seiten zwar kaum in allen Facetten möglich, ist allerdings auch nicht der Sinn der Broschüre.

In den Fokus des Buchs hat Hammermann einen Rundgang durch die Gedenkstätte in Text und Bild gestellt. Die einzelnen Stationen werden nicht chronologisch, sondern einer Führung nachempfunden erzählt. Orte wie die Fundamente der SS-Hauptwache, der große Appellplatz, die Baracken oder das Krematorium beschreiben die Autoren um Hammermann historisch fundiert. Immer wieder kommen sie dabei auf die Gräueltaten des NS-Regimes zurück, unter denen die Häftlinge im Dachauer Konzentrationslager zu leiden hatten. Fotografien und Luftbilder aus der damaligen Zeit sind aktuellen Bildern aus der Gedenkstätte gegenübergestellt. Das stellt einen unmittelbaren Bezug zwischen dem Konzentrationslager und der heutigen Gedenkstätte her. Zeichnungen der Häftlinge und Überlebenden, die ihre Erlebnisse während der Zeit im KZ ausdrucksstark wiedergeben, ergänzen die Fotografien. Durch eingeschobene Zitate und Eindrücke von Zeitzeugen entsteht ein beklemmendes, aber gleichzeitig sehr detailliertes Bild des Geschehens von vor mehr als 80 Jahren. "Aber über allem hing etwas Unerbittliches, etwas Furchtbares, etwas Eiskaltes. Nie zuvor in meinem Leben habe ich eine Umgebung so bedingungslos gefährlich und feindlich empfunden", berichtete der Überlebende Edgar Kupfer-Koberwitz über seine Ankunft im Dachauer KZ. Die einzelnen Stationen des Rundgangs sind zusätzlich in einem Übersichtsplan präsent.

Die Broschüre beinhaltet nicht nur einen Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte. Bewusst stellt Hammermann einen historischen Überblick, über die politische Lage um das Jahr 1930, die Entstehung der Konzentrationslager und den Bau des KZ in Dachau an den Anfang des Buchs. Auch die Entwicklung des Konzentrationslagers in Dachau in der Nachkriegszeit hin zur Gedenkstätte, sowie die Schwierigkeiten der Stadt Dachau, die NS-Vergangenheit zu bewältigen, finden auf den ersten Seiten Erwähnung. Räumlich beschränkt sich das Buch ebenfalls nicht nur auf die Gedenkstätte. Orte, wie der SS-Schießplatz in Hebertshausen oder weitere Gedenkorte werden vorgestellt.

Insgesamt ist den Autoren um Gabriele Hammermann ein gutes Überblickswerk über die Geschichte des Konzentrationslagers gelungen. Für eine tiefergehende Beschäftigung mit den Verbrechen des NS-Regimes im Dachauer KZ eignet sich das Buch jedoch eher nicht. Vor allem die Optik des Buches überzeugt. Die vielen Fotos vermitteln einen realistischen Eindruck, die Informationen zu den einzelnen Stationen sind treffend ausgewählt sowie einfach zu lesen. Auch der Aufbau der Broschüre, in die Geschichte um das Konzentrationslager sowie die einzelnen Stationen der Gedenkstätte ist gut strukturiert.

Der in der Broschüre beschriebene Rundgang gleicht zwar einer Führung, dennoch kann das Buch keineswegs einen Besuch ersetzen. Das sei laut der Gedenkstätte auch nicht das Ziel der Rundgangsbroschüre. Vielmehr diene sie der "Vor- und Nachbereitung eines Besuchs" nach dem "aktuellen Forschungsstand". Und trotz der Länge des Buchs von nur 88 Seiten, gelingt es den Autoren, die Geschichte des Konzentrationslagers genau und fundiert zu beschreiben.

KZ-Gedenkstätte Dachau. Ein Rundgang. Die Rundgangsbroschüre der Gedenkstätte ist für acht Euro im Buchhandel oder für sieben Euro als E-Book erhältlich.

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