TSV 1865 Dachau:Steilvorlage

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Noch drei Jahre warten, bis der Bebauungsplan für das Gelände an der Jahnstraße steht? Der Vorschlag der SPD könnte den Umzug beschleunigen. (Foto: Toni Heigl)

Die SPD ist nahezu euphorisch über ihre Idee, die Stadt solle dem TSV 1865 sein Stammgelände abkaufen. Unterstützung kommt vom Zweiten Bürgermeister. Der Vereinsvorsitzende hingegen ist skeptisch

Von Viktoria Großmann, Dachau

Sebastian Stirner ist skeptisch. So viel ist schon über das Schicksal des TSV 1865 hin- und hergeredet worden. Da scheint dem Vorsitzenden des Sportvereins an der Jahnstraße Abwarten geboten. Vielleicht gerade deshalb, weil der Vorschlag der SPD-Stadtratsfraktion so großzügig klingt. Die Stadt möge prüfen, ob sie das alte Gelände des TSV kaufen könne, damit dieser mit dem Geld alsbald sein neues, größeres Gelände kaufen und beziehen kann.

Einen potenziellen Investor für das Gelände hat der TSV ja. Nur wird der wohl erst aktiv, wenn es einen gültigen Bebauungsplan gibt. Einen, der festlegt, wie dicht und wie hoch an der Jahnstraße gebaut werden kann. Bis es diesen Plan gibt, könnten bis zu drei Jahre vergehen, sagte Bauamtsleiter Michael Simon in der Bauausschusssitzung im März. Viel zu lange für den TSV, der schon seit gut 15 Jahren an seiner räumlichen Veränderung arbeitet und gerne auf die andere Seite der Theodor-Heuss-Straße wechseln möchte.

Die SPD sieht in ihrem Antrag, hinter dem natürlich auch Oberbürgermeister Florian Hartmann steht, nicht nur ein gutes Werk für den TSV - sondern auch für die Stadt. Wenn das Gelände der Stadt gehöre, so sagt Fraktionsvorsitzende Christa Keimerl, dann könne diese ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen planen und gestalten und nicht nach denen eines potenziellen Investors. Die Stadt suche nach Baugrund für Wohnungen, es gebe Bedarf für Sozialwohnungen. Zudem gehört der Stadt bereits ein Nachbargrundstück des TSV-Geländes.

Eine Bedingung knüpft die SPD an ihren Vorschlag: Der TSV müsse im Fall eines Kaufs das erhaltene Geld zwingend in den Kauf der neuen Grundstücke reinvestieren. Dafür würde der TSV jedoch sogar noch eine Nachzahlung bekommen, wenn das Grundstück im Wert steigt, sobald der Bebauungsplan fertig ist. Denn zunächst würde die Stadt das Areal zum aktuellen Verkaufswert kaufen. Der ist jetzt mit ungeklärten Bauvorgaben natürlich niedriger als er später sein wird. Jedoch, so sagt Keimerl, würde auch der jetzige Kaufpreis ausreichen, damit der TSV davon seine neuen Grundstücke erwerben könne.

Das mag in den Ohren des TSV-Vorsitzenden fast zu gut klingen. Jedenfalls wagt Stirner vorerst nur, sich darüber zu freuen, dass die SPD nun aktiv auf den TSV zugeht und "sehr gesprächsbereit" erscheint.

Ihn treibt wohl dieselbe Frage um wie Thomas Kreß von den Grünen. "Wenn wir eine dicke, fette, gefüllte Stadtkasse hätten, dann würde ich dazu sofort ja sagen." So aber will Kreß erst einmal die Einschätzung des Stadtkämmerers abwarten. Kreß interessiert allerdings weniger das Wohl des TSV, der ja ohnehin noch genügend Gelder von der Stadt für seinen Neubau bekäme, sondern die Stadt selbst. Das Grundstück in kommunales Eigentum zu bringen, hält Kreß für eine gute Idee.

Ungeteilt positiv beurteilt Zweiter Bürgermeister Kai Kühnel den Antrag. "Es ist eine ziemlich geniale Idee", sagt er. Mit seinen Kollegen im Bündnis für Dachau hat er sich noch nicht besprochen, aber seine Euphorie ist schwer zu bremsen. "Ich habe noch keinen Pferdefuß gefunden." Der TSV käme schneller an sein Geld, und die Stadt müsse sich nicht "erpressen" lassen von den Interessen eines Investors. "Man könnte mal 'was Schönes machen", sagt Kühnel und meint damit Wohnbau, auch sozialen Wohnungsbau vielleicht. Die Finanzierung sieht er als nicht ganz so schwierig an. Die Stadt habe für Grundstücksankäufe einen eigenen Posten und könne für dieses Areal auf anderes verzichten, etwa auf Grundstücke für eine vom Bündnis als überflüssig abgelehnte Umgehungsstraße.

Die größte Fraktion im Stadtrat ist aber immer noch die CSU. Dort möchte man sich zu dem Antrag, der am Freitag veröffentlicht wurde, noch nicht äußern. Christa Keimerl von der SPD aber hat nicht nur Vertrauen in ihren Antrag, sondern auch in ihre Stadtratskollegen. "Die Aussiedlung des TSV wollen doch alle", sagt sie. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand verweigert." Sebastian Stirner schon. Und wenn es nur wäre, weil die eine Fraktion nicht dem guten Vorschlag der anderen zustimmen will. "Bisher sind viele Optionen im Sande verlaufen", sagt er.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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