Was tun? Will die Künstlervereinigung Dachau (KVD) tatsächlich unmittelbar nach der Georg-Baselitz-Show bis in den Sommer hinein ebenfalls im Renaissancesaal ausstellen? Will sie sich in einen solchen Vergleich hineinzwängen lassen, den sie schon wegen der Prominenz des konkurrierenden Künstlers nur verlieren kann? Sie will. Im Programmheft zum Jahr 2016 steht geschrieben: "Die Schlossausstellung ist eines der Highlights im Dachauer Kunstjahr. Im Spätsommer gestalten die KVD-Mitglieder wieder eine Gemeinschaftsausstellung an dem beeindruckenden Ort." Ehrlich gesagt, fanden viele Besucher die so genannte Schlossausstellung in den Niederungen des MD-Verwaltungsgebäudes am Rande der Industriebrache vergangenes Jahr beeindruckender als oben in dem repräsentativen Gebäude. Sie bekundeten auch deutlich ihre Antipathie für den opulenten Renaissancesaal.
Die große Frage lautet nun. Was für eine thematische Idee nach Baselitz fällt der KVD ein? Im November vergangenen Jahres fand auf einer Mitgliederversammlung eine erste Ideensammlung statt. Noch im Januar will der Vorstand gemeinsam mit Mitgliedern, die sich für die Ausstellungsarbeit im Schloss angeboten haben, aus den Vorschlägen einen auswählen. KVD-Vorsitzender Johannes Karl hält sich bedeckt. Fakt ist nur, dass die Mitglieder sich für das Schloss und gegen einen anderen Ausstellungsort in Dachau ausgesprochen haben.
Das übrige Programm der KVD findet in der Kulturschranne statt, von der man nicht weiß, wie es gastronomisch weiter geht. Der Vorstoß des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann (SPD), das Erdgeschoss als Wirtschaft aufzulassen und die gesamte Fläche der KVD als Galerie zu übergeben, scheiterte am Stadtrat. Der will den gastronomischen Betrieb aufrecht erhalten. Das Unterfangen stellt sich als schwierig heraus. Außerdem wird die Stadt in die Kulturschranne, die ihr gehört, investieren müssen.
Für die KVD, die nur deswegen in die Schranne gezogen ist, weil sie in der Altstadt auf mehr Besucher hoffte als unten in der Brunngartenstraße, ist die Situation durch den unausgegorenen Pächterwechsel höchstschwierig. Denn der Raum ist wegen der Fensterfronten und der Säulen schwierig zu bespielen. Jetzt kommt noch die düstere Atmosphäre einer aufgelassenen Gastronomie hinzu. Die Startvoraussetzungen sind alles andere als gut.
Den Auftakt machen Silvia Kirchhof und Michael Krause aus Altomünster. Unter dem Titel "Illusionäre Erinnerungen" untersucht das Künstlerpaar "die Konstruktion von Erinnerung": "Legenden, private Mythen, Gesehens, Gelesenes, Geträumtes und Gehörtes vermischen sich." Bei den beiden handelt es sich um neue Mitglieder der Künstlervereinigung (Vernissage, Donnerstag, 18. Februar, 19.30 Uhr).
Heiko Klohn gilt dagegen als "alter Hase der Dachauer Kunst", wie KVD-Vorsitzender Karl sagt. Aber er kehrt wieder in die KVD zurück und stellt gemeinsam Neumitglied Simona DeFabritiis aus. Ihr Thema ist die "Schöne neue Welt". Klohn ist Zeichner und Maler, Simona DeFabritiis ist Videokünstlerin. Sie könnten also gegensätzlicher nicht sein. Aber bereits auf der Ausstellung auf dem MD-Gelände zeigte sich ihre gemeinsames Anliegen: die Rettung der Individualität (Vernissage, Donnerstag, 16. Juni, 19.30 Uhr).
Camilla Nicklaus-Mauerer beeindruckte auf der selben Ausstellung mit ihren Bildern zum Thema Gewalt und Alltag, den sie teilweise mit Gerüchen demonstrierte. Unter dem Titel "Es ist angerichtet" präsentiert sie ein kleine Retrospektive und eine eigens auf die KVD-Galerie zugeschnittene neue Arbeit.
Auf die erste große Einzelausstellung von Karin Schuff in der KVD-Galerie kann man sehr gespannt sein. Sie ist eine der Künstlerinnen in Dachau, deren Thema die Farbe und deren raumgreifende Wirkung ist. (Vernissage, Donnerstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr). Claudia Reiter ist Fotografin und in Dachau bestens bekannt. Sie präsentiert sich ebenfalls zum ersten Mal in der KVD-Galerie mit Fotografien, die sich mit Gegensätzen befassen: Mit Ruhe und Bewegung oder Spannung und Entspannung. Solche Prozesse will sie visualisieren (Vernissage, Donnerstag, 14. Juli).
Angewandte Kunst war in der KVD-Galerie bisher kaum zu sehen. Der Wasserturm würde sich als Forum in Ergänzung und auch als Gegensatz zur KVD dafür bestens eigenen. Bedauerlicherweise setzt der Förderverein keinen solchen Schwerpunkt. Am Freitag, 14. Oktober, präsentieren zahlreiche Künstler, unter ihnen auch Claudia Flach, eine Sonderausstellung für einige wenige Tage.
Die Methode von F.O. Maier ist das Zitat. Sein Blick richtet sich auf zeitgenössische Werke und spielt mit ihren Inhalten. Dabei greift er zu drastischen Motiven, die den Titel "Piss on Canvas" durchaus rechtfertigen (Vernissage, Freitag, 16. September, 19.30 Uhr). Dagegen sucht Reinhard Fritz die Synästhesie aus Bild und Ton, und zwar zu den Klängen seines eigenen Flötenspiels (Vernissage, Donnerstag, 12. Mai, 19.30 Uhr). Die Mitgliederausstellung beendet traditionellerweise das Ausstellungsjahr (Vernissage Donnerstag, 24. November, 19.30 Uhr).