Süddeutsche Zeitung

Triathlon in Karlsfeld:Der Spaß, sich zu schinden

Etwa 1000 Teilnehmer gehen am Sonntag beim Karlsfelder Triathlon an ihre Leistungsgrenze. Doch eine solche Großveranstaltung will erst einmal organisiert sein.

Anna Schultes

Einen Tag vor dem traditionellen Karlsfelder Triathlon klingelte das Telefon von Organisator Horst Wanner. Am anderen Ende der Leitung war Profitriathlet Lothar Leder. Da bei Nicole Leder ein Ironman ansteht, meldete er seine Ehefrau und sich noch kurzfristig in Karlsfeld an. "Der Anruf kam völlig unerwartet", sagt Wanner und grinst. Er freut sich, dass das Ehepaar dabei ist. "Das spricht für uns." Da konnte sich der Organisator am Samstag zufrieden in seinen VW-Bus legen, in dem er vor dem großen Sportereignis jedes Jahr übernachtet. Letztlich holten die beiden Profisportler auch den Doppelsieg in der olympischen Distanz beim 23. Karlsfelder Triathlon am vergangenen Sonntag, bei dem 1000 Teilnehmer antraten. Eine Stunde vor dem Startschuss ist noch alles ruhig rund um den Karlsfelder See. Auf dem Wasser ziehen ein paar Enten ihre Kreise. Zwei Frühaufsteher nehmen das erste Bad. Das Wasser misst etwa 19 Grad, die Außentemperatur ist angenehm. "Gute Bedingungen", wie Oliver Welter, Einsatzleiter und stellvertretender Vorsitzender der Kreiswasserwacht, erklärt. Im vergangenen Jahr war es mit mehr als 30 Grad sehr heiß gewesen, im Gegensatz zu 2009. Etwa 15 Schwimmer mussten die ehrenamtlichen Helfer damals aus dem kühlen Wasser holen. Die Stimmung vor dem Haus der Karlsfelder Wasserwacht direkt am See ist gut. Etwa 70 ehrenamtliche Rettungsschwimmer, Wasserretter und Taucher sind vor Ort. "Die Leute wissen, was sie erwartet", sagt Oliver Welter. Viele sind schon lange dabei, er selbst seit 23 Jahren. Das merkt man auch bei der Vorbereitung des Events: "Wir haben einen gewissen Erfahrungsschatz, das macht die Planung einfacher." Trotzdem steigt die Anspannung kurz vor dem Start des Triathlons. Immerhin ist es der größte Einsatz für die Wasserwacht Karlsfeld. Als sich die ersten Triathleten um 8.45 Uhr ihren Weg in den See bahnen, sind die Rettungsschwimmer bereits da. Sie stehen immer in Kontakt mit Abschnittsleiter Tobias Fritsch, der im Wachraum am Ufer sitzt. Mit fünf Motorbooten und sieben Rettungsbrettern sichern die Helfer die Strecke ab. Mit aufmerksamen Blicken beobachten sie die Masse, die sich ins Wasser stürzt. Bald sieht man nur noch kraulende Arme. Hier und da schauen die Badekappen aus dem Wasser. Die Volkstriathleten starten in zwei Gruppen, es folgen Männer und Frauen auf der Kurzdistanz. Die Sportler schwimmen einen Dreieckskurs, der beim Volkstriathlon eine Strecke von 500 Metern umfasst. Bei der olympischen Kurzdistanz sind es 1500 Meter. Im Anschluss folgt für die Volkstriathleten die Radstrecke mit 26,8 Kilometern, bei der Kurzdistanz sind es 47,6 Kilometer. Um die Sicherheit der Sportler zu gewährleisten, hatte die Polizei die B 471 zwischen Dachau-West und der Stadtgrenze zu München abgesperrt. "Da mit dem Rad zu fahren ist fast einmalig", sagt Horst Wanner. Der Organisator, der den Karlsfelder Triathlon seit 16 Jahren plant, muss es wissen. Er war selbst lange dabei. Vor zwei Jahren hat er seinen letzten Triathlon gemeistert. Irgendwann möchte er "zur Gaudi" noch einmal dabei sein. Haben die Athleten die Radstrecke geschafft, müssen sie noch fünf beziehungsweise zehn Kilometer laufen. Familien und Fans haben sich rund um die Strecke versammelt. Sie pfeifen, klatschen und schreien. Einer Hundebesitzerin geht das Überqueren der Strecke nicht schnell genug. Fast stößt sie mit einem Radfahrer zusammen. "Die saust da einfach durch", sagt eine Frau ungläubig, widmet sich aber dann gleich wieder den Athleten. Eine Läuferin wirft ihrem Freund eine Kusshand zu. "Du siehst toll aus", schreit er. Da werden die Beine gleich ein wenig leichter. Im Stadion laufen die Triathleten ins Ziel. In der Volksdistanz siegt Andreas Döring (SV Holzkirchen, 1:08:18) vor David Mittelholz (Team Erdinger Alkoholfrei, 1:08:25) und Maik Firbach (Arithnea Team ASK München Süd, 1:08:44). Bei den Frauen gewinnt Sandra Morawitz (Arithnea Team ASK München Süd, 1:17:11) vor Regina Rank (SCR-Team, 1:17:43) und Katharina Künstle (SCW München Triathlon, 1:20:13). In der olympischen Distanz folgen Lothar Leder (Team Erdinger Alkoholfrei, 2:03:35) Maximilian Krumm (TSV Unterpfaffenhofen-Germering, 2:05:42) und Tom Weikert (VFL Kaufering, 2:06:10). Hinter Siegerin Nicole Leder (Team Erdinger Alkoholfrei, 2:19:21) landen Kristina Brandl (SCW München Triathlon, 2:23:34) und Susanne Jährling (fun activ Seeend, 2:29:58) auf Platz zwei und drei. Bester Karlsfelder wird Dieter Asböck auf Platz 11. Günter Reichl vom SV Dachau landet auf Platz 28, ihm folgt Martin Sachrau (Triathlon Karlsfeld). Landkreisbeste ist Angela Borkmann (Triathlon Karlsfeld) auf Platz 23. Alle weiteren Ergebnisse im Internet unter www.karlsfelder-triathlon.de. Während sich die Sportler mit Äpfeln, Bananen und Kuchen stärken, steht Horst Wanner entspannt auf der Tribüne des Stadions. Die mehr als 300 freiwilligen Helfer sorgen dafür, dass alles einwandfrei läuft. "Wir sind nah an der Perfektion", sagt er. Nur eine Sache hat ihn im Vorfeld ein wenig genervt: die Masse an E-Mails. "Die schaffen wir nächstes Jahr ab", sagt er und lacht. Beantworten muss er sie auf jeden Fall nicht mehr. Horst Wanner hat den Karlsfelder Triathlon heuer das letzte Mal organisiert.

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SZ vom 18.07.2011
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