Verlängerung der Linie 20:Kommt eine Tram von München nach Dachau?

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Die Trambahnen, die bisher über die Dachauer Straße rollen, fahren nicht nach Dachau. Das könnte sich in einigen Jahren ändern.
Die Trambahnen, die bisher über die Dachauer Straße rollen, fahren nicht nach Dachau. Das könnte sich in einigen Jahren ändern. (Foto: Florian Peljak)

Die Landeshauptstadt und der Landkreis Dachau unterzeichnen eine Vereinbarung für eine Machbarkeitsstudie, wie die Straßenbahnlinie 20 nach Dachau verlängert werden kann. Erste Ergebnisse könnten 2027 vorliegen.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Pendler aus dem Landkreis Dachau, die im Münchener Norden arbeiten, sind nicht zu beneiden: Die Straßen sind voll, die Züge auch – wenn sie denn überhaupt fahren und nicht wegen Bauarbeiten an der S-Bahn-Stammstrecke ausfallen. Wäre es da nicht praktisch, wenn es eine Verlängerung der Tram-Linie 20 von München-Moosach gäbe, über Karlsfeld bis zum Bahnhof Dachau, um dem täglichen Verkehrschaos zu entgehen? Diese Idee verfolgen die Landeshauptstadt München und der Landkreis Dachau schon seit Jahren. Auf dem Weg einer möglichen Umsetzung sind sie nun einen Schritt weitergekommen. Landrat Stefan Löwl (CSU) und Münchens Mobilitätsreferent Georg Dunkel haben am Mittwoch eine Vereinbarung unterzeichnet, die die gemeinsame Grundlage für eine Machbarkeitsstudie sein soll.

Im „Zwischenbericht zum Nahverkehrsplan der Landeshauptstadt München“ war im März 2021 bereits festgehalten worden, dass die Korridore im Münchner Nordwesten „ein hohes Fahrgastpotential“ aufweisen, eine Tram könnte demnach etwa 10 000 Fahrgäste pro Tag befördern. Der Münchner Stadtrat hat das Mobilitätsreferat bereits damit beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zur Trambahnverbindung zwischen München-Moosach und Dachau zu erstellen, sobald der Münchner Nahverkehrsplan fortgeschrieben wird. Mit der Vereinbarung sitzt nun auch der Landkreis mit im Boot, auch was die Finanzierung betrifft. Er trägt der Hälfte der Kosten der Studie, die auf maximal 600 000 Euro veranschlagt word.

Das Projekt darf am Ende nicht zu teuer werden

Gebaut werden können die neuen Gleisstrecken nur, wo die Verkehrskorridore genügend Raum für eine Tram bieten. Als neuralgischer Punkt galt bisher die Eisenbahnüberführung Dachauer Straße. Hier hat der Mobilitätsausschuss des Münchner Stadtrats schon 2o21 beschlossen, bei der Erneuerung der Brücke, die darunter verlaufende Straße um 20 Zentimeter abzusenken. Die Durchfahrtshöhe erhöht sich dadurch von 4,50 Meter auf 4,70 Meter. Damit gibt es auch genug Platz, damit eine Trambahn darunter durchfahren kann. Der Umbau der Brücke gilt als Voraussetzung, damit die Verbindung ins Münchner Stadtgebiet überhaupt erfolgen kann.

Dachaus Landrat Stefan Löwl (l.) und Münchens Mobilitätsreferent Georg Dunkel unterzeichnen eine Vereinbarung für die Untersuchung einer Tram zwischen München und Dachau.
Dachaus Landrat Stefan Löwl (l.) und Münchens Mobilitätsreferent Georg Dunkel unterzeichnen eine Vereinbarung für die Untersuchung einer Tram zwischen München und Dachau. (Foto: Landeshauptstadt München Mobilitätsreferat/Dobner Angermann)
Der Übersichtsplan zeigt zwei mögliche Verkehrskorridore für die Verlängerung der Trambahn aus Moosach nach Dachau – entweder über die Münchner Straße oder über den Osten von Karlsfeld. Die Trassenlänge beträgt 11 bis 13 Kilometer.
Der Übersichtsplan zeigt zwei mögliche Verkehrskorridore für die Verlängerung der Trambahn aus Moosach nach Dachau – entweder über die Münchner Straße oder über den Osten von Karlsfeld. Die Trassenlänge beträgt 11 bis 13 Kilometer. (Foto: Landratsamt Dachau)

Im weiteren Streckenverlauf sollen nach Mitteilung der Landeshauptstadt München mehrere mögliche Trassenverläufe entwickelt, geprüft und verglichen werden.  Ziel sei „ein finaler Vorschlag für die bestmögliche und wirtschaftlichste Streckenführung“, vor allem auch „in Anbetracht der derzeitigen Haushaltslage“. Anders gesagt: Das Projekt darf am Ende nicht zu teuer werden. Schon in früheren Jahren gab es immer wieder Vorstöße für eine Stadt-Umland-Bahn.  Ein Pilotprojekt für eine Strecke von Dachau über Moosach bis Oberföhring kam über die Idee nie hinaus. Sobald es konkret wurde, scheuten die Landkreise zurück, sie fürchteten immense Kosten.

„Eine wichtige Alternative zum drohenden Verkehrskollaps“

Diesmal allerdings scheint der politische Wille stark genug zu sein, auch der Handlungsdruck nimmt zu. „Der Landkreis Dachau wächst auch in den kommenden Jahren weiter“, erklärt Landrat Löwl. Damit wachse auch die Zahl der Menschen, „welche täglich in die Landeshauptstadt pendeln“. Die nun geplante Verbindung sei „eine echte Investition in die Zukunft und eine wichtige Alternative zum drohenden Verkehrskollaps“. Auch auf Münchner Seite findet das Projekt viel Zuspruch. „Die Mobilität der Menschen endet nicht an der Stadtgrenze“, so Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Stadt München. Für die vielen Pendler aus dem Münchner Norden von und nach Karlsfeld und Dachau würde die Tramverbindung „eine leistungsfähige und attraktive Alternative zu bestehenden S-Bahn-, U-Bahn- und Busverbindungen bieten“.

Dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie entsprechend sollen die Planungen im nächsten Schritt vertieft werden. Geplant ist, die Studie noch im ersten Halbjahr 2025 auszuschreiben, um dann im Spätherbst mit der Bearbeitung beginnen zu können. Erste Ergebnisse könnten nach Mitteilung der Landeshauptstadt voraussichtlich im Jahr 2027 vorliegen. Im weiteren Prozess sollten die jeweiligen politischen Vertreter in den Kommunen beteiligt werden. Auf der Facebook-Seite des Landratsamts schreibt Stefan Löwl: „Auch wenn die Realisierung noch in weiter Ferne liegt, ist dies der erfolgversprechende und schnellste Ansatz für eine weitere Schienenanbindung Richtung München.“ Diese würde dann auch die stark nachgefragte Buslinie 710 ersetzen.

In seinem Statement dankt der CSU-Politiker auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sowie dem Münchner Stadtrat für die Vorinvestitionen und „das klare Bekenntnis zur interkommunalen Zusammenarbeit“.  Schon mit dem Gymnasium in Karlsfeld hätten sie gezeigt, „wie erfolgreich“ eine solche sein könne.  Ähnlich sieht das der Münchner Mobilitätsreferent Georg Dunkel, er spricht von einem „wichtigen interkommunalen Projekt“.

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