Dachau:Sportlehrer trainiert mit Flüchtlingen und Helfern

Gemeinsam schwitzen, bringt die Teilnehmer einander näher - eine Erfahrung, die auch Daniel Lazar selbst einmal gemacht hat.

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Ungeduldig tritt Sané Sadiban von einem Bein auf das andere. Der Senegalese freut sich sehr auf das Training. Einige Kursteilnehmer sind bereits da, aber es werden noch Asylbewerber aus Dachau, Karlsfeld, Unterschleißheim und München zum Zirkeltraining erwartet. Daniel Lazar veranstaltet ein Refugee-Training, in dem seine regulären Kursteilnehmer gemeinsam mit Asylbewerbern sporteln. Im vergangenen Herbst hatte er das schon einmal initiiert. Die Teilnehmer waren so begeistert, dass der 32-Jährige dies jetzt noch einmal wiederholen wollte.

Die Idee zum Refugee-Training kam auf, weil einige seiner Mitglieder sich in Helferkreisen engagieren, wie zum Beispiel die Dachauerin Babsi Linke. Sie trainiert schon seit längerem bei Lazar und brachte Sané Sadiban zum ersten Refugee-Training mit. "Ich finde, das ist ein schöner Beitrag zur Integration und bringt in den Alltag im Flüchtlingsheim Abwechslung", sagt Linke. Sadiban ist gertenschlank und sehr sportlich. In seiner Heimat Senegal war er Marathon-Läufer. Seit zwei Jahren lebt der 26-jährige Afrikaner in Unterkünften in Dachau und Karlsfeld und arbeitet als Reinigungskraft im Klinikum Dachau.

Dachau: Zum Schluss des Trainings stellen sich alle im Kreis zusammen, legen die Hände aufeinander und rufen ganz laut: "Team!"

Zum Schluss des Trainings stellen sich alle im Kreis zusammen, legen die Hände aufeinander und rufen ganz laut: "Team!"

(Foto: Paul Blasczyk/oh)

Teamgedanke im Vordergrund

Im Winter spontan geeignete Räumlichkeiten zu finden, ist nicht immer ganz einfach. Lazar ist dankbar, wenn ihm jemand sein Studio für so außergewöhnliche Termine zur Verfügung stellt. Deshalb wird heute in Unterschleißheim trainiert. Mit seinem Unternehmen Lazerfitness betreut er als Coach Privatpersonen, er leitet aber auch Sportgruppen von Firmen, hält Vorträge über gesunde Ernährung und gibt Tipps für die richtigen Entspannungstechniken. Ihm ist es wichtig, Flüchtlingen den Zugang zu Sport und Bewegung zu ermöglichen. Dabei steht der Teamgedanke für ihn im Vordergrund.

Alle Anwesenden stellen sich kurz vor, nennen Namen, Alter und Wohnort. Nassir, Mehar, Andit, Sané, Mohammed, Abdullah und Assad kommen aus Afghanistan, Syrien, Senegal und Eritrea. Sie leben abwechselnd in verschiedenen Asylheimen in Dachau, Schleißheim, Karlsfeld und Pfaffenhofen, eben dort, wohin das Landratsamt sie geschickt hat. "Ich habe selbst einen Migrationshintergrund. Der Sport hat mir in meiner Jugend super geholfen, mich zu integrieren. Im Sport geht es um Körpersprache und die versteht jeder", erklärt Trainer Lazar seine Beweggründe. Er stammt übrigens aus Ungarn.

Dachau: Schon beim Aufwärmen kommen die Teilnehmer ziemlich aus der Puste, danach wird in gemischten Vierergruppen weitergeturnt.

Schon beim Aufwärmen kommen die Teilnehmer ziemlich aus der Puste, danach wird in gemischten Vierergruppen weitergeturnt.

(Foto: Paul Blasczyk/oh)

"Seid Ihr bereit?" ruft er in die Runde. Dann geht es zu treibender Musik los mit lockeren Aufwärmübungen, wie sie im Boxtraining üblich sind. Immer schneller wird auf der Stelle gelaufen und mit den Fäusten in die Luft geboxt. Der 22-jährige Mehar aus Pakistan ist schon jetzt außer Atem. Er muss das Training früher beenden, denn er arbeitet in einem Fast-Food-Restaurant in München und hat an diesem Nachmittag noch Dienst. Die Bewegung tut aber allen gut. Die Freude ist spürbar, auch wenn der Schweiß schon bald über die Gesichter fließt.

Keiner gibt auf

Nach dem Warm-up geht es in Vierer-Gruppen in den Zirkel. Andi und Tobi trainieren mit Mehar und Nassir. Fünf Stationen, in denen Kraft, Koordination und Schnelligkeit gefragt sind. Auf Matten am Boden, an Schlingen, mit kleinen Sandsäcken, die man sich gegenseitig zuwirft, werden die Stationen im Wechsel abgearbeitet und in vier Runden wiederholt. Die Vierergruppen stacheln sich gegenseitig an. Auch wenn nach der zweiten Runde bei den Liegestützen die Oberarme zittern und die Oberschenkel nach den Kniebeugen brennen wie Feuer: Keiner gibt auf. Nach einer anstrengenden halben Stunde ist das kräftezehrende Zirkeltraining geschafft.

Alle sind total verschwitzt und glücklich, weil sie gemeinsam etwas geschafft haben. Die Herkunft spielt keine Rolle, ob aus Dachau oder dem Senegal. Zum Schluss stellen sich alle im Kreis zusammen, legen die Hände aufeinander und rufen ganz laut: "Team!" Der Kuchen, den Teilnehmerin Kirsten Mayer gebacken hat, schmeckt jetzt besonders gut. Man kommt locker ins Gespräch und lacht.

Sané Sadiban nutzt die Gelegenheit. Er hat einen Gleichgesinnten getroffen, einen Flüchtling aus Eritrea. Er verabredet sich mit ihm zum Lauftraining für den nächsten Marathon. Sport verbindet eben.

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