Tragischer Unfall:S-Bahn überrollt 24-jährigen Dachauer

Der junge Mann stürzt um vier Uhr morgens an der Hackerbrücke von der Bahnsteigkante aufs Gleis. Zwei Züge überfahren das Opfer, bis Reisende nach 40 Minuten den Schwerstverletzten entdecken und Hilfe rufen

Von Helmut Zeller, Dachau/München

Schrecklicher Unfall an der S-Bahn-Haltestelle Hackerbrücke: In den frühen Morgenstunden ist am Samstag ein 24-jähriger Mann aus Dachau vom Bahnsteig auf das Gleis gestürzt und von zwei S-Bahnen überrollt worden. Dem jungen Mann wurden bei dem Unfall beide Arme und ein Bein abgetrennt. Der Dachauer lag ungefähr 40 Minuten mit diesen schweren Verletzungen auf dem Gleis im Bereich des Bahnsteigs, bis ihn zwei Fahrgäste, die auf eine S-Bahn zum Flughafen warteten, entdeckten. Als Notärzte und Polizei eintrafen, war der 24-Jährige noch ansprechbar. Einem Polizeisprecher zufolge wurde er in stabilem Zustand in die Münchner Innenstadtklinik gebracht. Er soll außer Lebensgefahr sein.

Anhand der Bilder einer Überwachungskamera am S-Bahnhaltepunkt Hackerbrücke konnte die Polizei den Unfallhergang rasch aufklären und sofort ausschließen, dass der 24-Jährige etwa durch einen Fremden aufs Gleis gestoßen worden war. Die Aufnahmen zeigen den Dachauer, als er um vier Uhr morgens die Treppe von der Hackerbrücke herunter kam und auf dem menschenleeren Bahnsteig torkelte. Er schwankte bis zur Bahnsteigkante, verlor das Gleichgewicht und fiel plötzlich ins Gleis 1. Bei einer von der Staatsanwaltschaft München I angeordneten Blutentnahme wurde bei dem Unfallopfer ein Alkoholwert von 1,8 Promille ermittelt.

Was der 24-Jährige um vier Uhr morgens auf dem Bahnsteig wollte, ist noch unklar. Die Polizei vermutet, dass er vielleicht von einer Weihnachtsfeier oder einem Treffen mit Freunden in München kam und auf die erste S-Bahn nach Dachau warten wollte, die um 5.30 Uhr fährt. Zum Zeitpunkt des Unfalls verkehrten nur die S-Bahnen zum Flughafen. Gleich zwei Züge, die im 20-Minuten-Takt den Haltepunkt Hackerbrücke passieren, überrollten den Dachauer. Das fanden die Ermittler heraus, nachdem sie beide S-Bahnen untersucht hatten. Wie die Bundespolizeiinspektion München mitteilte, hatten die Lokführer überhaupt nicht bemerkt, dass der 24-Jährige auf dem Gleis lag. In der Dunkelheit um diese frühe Uhrzeit konnten sie ihn auch nicht sehen, aus eigener Kraft hätte sich der schwerst verletzte Mann nicht mehr erheben können. So blieb das Unfallopfer mindestens 40 Minuten lang auf dem Gleis liegen.

Zum Glück entdeckten ihn jedoch zwei Reisende, die nach dem Unfall auf den Bahnsteig kamen und die nächste S-Bahn zum Flughafen München nehmen wollten. Sie alarmierten über Handy sofort die Landespolizei. Die nächste einfahrende S-Bahn zum Flughafen wurde noch rechtzeitig gestoppt. Einem Polizeisprecher zufolge befanden sich in diesem Zug ungefähr 150 Fahrgäste. Eine Weiterfahrt war wegen der Bergung des Verunglückten nicht mehr möglich. Die Reisenden mussten aussteigen und auf den Ersatzverkehr ausweichen. Inzwischen war ein Großaufgebot an Rettungskräften an der Hackerbrücke eingetroffen. Innerhalb weniger Minuten nach dem Alarmruf waren Bayerische Landespolizei, Berufsfeuerwehr München, Notarzt, Kriseninterventionsteam und Notfallmanager der Deutschen Bahn zusammen mit der Bundespolizei an der Unfallstelle.

Die Beamten nahmen die Ermittlungen auf, die Mediziner stabilisierten den 24-Jährigen, der noch ansprechbar war, aber unter Schock stand. Die Rettungskräfte kümmerten sich auch um andere Reisende, die Zeugen dieses tragischen Unglücksfalls geworden waren. Wie sich herausstellte, wohnt der 24-Jährige in Dachau, seine Eltern in der Region um München. Mehr konnte die Polizei am Dienstag über ihn nicht mitteilen. Er liegt auf der Intensivstation der Universitätsklinik und sein Zustand ist stabil.

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