Tragischer Unfall:Einen Moment unachtsam

Er wollte seiner Freundin einen Heiratsantrag machen. Im Auto übte er das eigens geschriebene Lied - und baute einen Unfall. Dabei starb eine Frau. Das Amtsgericht Dachau verhängt eine Geldstrafe.

Melanie Staudinger

Markus F. (Name von der Redaktion geändert) hatte sich so lange auf diesen Tag gefreut. Er wollte seiner schwangeren Freundin einen Heiratsantrag machen. Der damals 29-Jährige wählte ihren Geburtstag als Datum, nahm sich Urlaub, besorgte Ring und Blumen und komponierte eigens ein Lied für seine Liebste. An einem Montag im Juni 2010 stieg er dann frühmorgens ins Auto. Bis nach München aber kam er nicht.

Tragischer Unfall: Das Amtsgericht Dachau verurteilte einen 30-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung.

Das Amtsgericht Dachau verurteilte einen 30-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung.

(Foto: dpa)

Kurz vor Wollomoos auf der Staatsstraße 2047 passierte es. Markus F. war mit seinen Gedanken schon bei seiner Freundin, er übte sein Lied - nichts sollte schiefgehen. "Ich habe nur an den Moment gedacht, in dem ich ihr den Antrag mache", sagt er am Montag vor dem Amtsgericht Dachau. Dabei stieg er aufs Gas und überholte einen Lastwagen.

Es regnete nicht mehr, aber die Straße war noch nass. Markus F. konnte seinen schnellen BMW nicht mehr kontrollieren, das Heck brach aus, er krachte in einen entgegen kommenden Ford. Die 60-jährige Fahrerin hatte keine Chance. Sie starb noch an der Unfallstelle. Eine weitere Frau, die mit ihrem Auto hinter dem Ford fuhr, wurde verletzt.

"Ich wollte das nicht", sagt Markus F. an diesem Montag immer wieder. "Ich würde alles geben, um das rückgängig zu machen." Der junge Mann, der nie zuvor wegen Rasens auffällig war, blickt während der Verhandlung kaum auf, seine Augen füllen sich immer wieder mit Tränen, er knetet nervös an seinen Händen.

Sein Anwalt muss ihm öfter helfen, weil der mittlerweile 30-Jährige einfach nicht mehr weitersprechen kann. Er wolle das Leid des Täters wirklich nicht in den Vordergrund stellen. "Aber mein Mandant leidet sehr", sagt der Anwalt.

Amtsrichterin Petra Nolte glaubt dem Angeklagten. "Für Sie spricht so viel, dass ich von einer Freiheitsstrafe weggekommen bin, auch wenn es ein schwerwiegender Fall ist", erklärt sie. Wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung verurteilt sie den jungen Mann zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 45 Euro und einer 14-monatigen Führerscheinsperre.

Der 30-Jährige akzeptiert den Schuldspruch sofort. "Es tut mir einfach so unglaublich leid", sagt er erneut. Bei der Familie der 60-Jährigen hat er sich bereits entschuldigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: