Positive Entwicklung im Landkreis:Dachauer Tourismusbranche erholt sich

Hotel DAH Inn

Katharina Mooseder (links) und Petra Hörmann vom Hotel Dah Inn vermuten, dass aufgrund der Homeoffice-Regelungen immer noch deutlicher Geschäftsreisende nach Dachau kommen.

(Foto: N.P.JØRGENSEN)

Die Betreiber zahlreicher Hotels im Landkreis blicken positiv auf die vergangenen Sommermonate zurück. Vor allem Radtouristen beleben das Geschäft. Dennoch sind die Besucherzahlen längst nicht auf Vor-Corona-Niveau

Von Karolin Arnold, Dachau

Der Tourismus in Dachau erholt sich langsam aber sicher. Nach mehr als anderthalb Jahren auf und ab zeigen sich die verschiedenen Tourismuszweige in der Stadt optimistisch. Auch wenn die Auswirkungen der Pandemie noch immer spürbar sind, blicken viele positiv auf die vergangenen Sommermonate und optimistisch in die Zukunft.

Diese Einschätzung kann durch die aktuellen Zahlen untermauert werden. Seit April dieses Jahres gebe es positive Verläufe, so das Tourismusamt Dachau. Die Stadt verzeichnete beispielsweise bei den Ankünften im April eine Steigerung um 84,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, und im Mai lag das Plus noch immer bei 52,3 Prozent. Die Übernachtungszahlen seien ebenfalls in einem stabilen Plusbereich. Ein Trend, der sich nach Angaben von Tobias Schneider, Leiter des Amtes für Kultur, Tourismus und Zeitgeschichte, fortsetzt. Doch bei allem Optimismus gilt es auch festzuhalten, dass die Zahlen keineswegs auf Vor-Corona-Niveau sind. Dies gilt sowohl für Dachau als auch für ganz Bayern.

Erst im Frühjahr 2022 erwartet Andrea Schneider, Inhaberin des Altstadthotels Zieglerbräu, wieder auf die gewohnte Auslastung zu kommen. Im Vergleich zu 2019 sehe sie immer noch erhebliche Einbußen in ihrem Betrieb. Das Hotel lebe von mehreren Standbeinen und diese würden allesamt leiden. Da wäre der klassische Hotelbetrieb, der zwar wieder anlaufe, aber in anderer Form als bisher: Das Buchungsverhalten der Menschen habe sich verändert, so würden die Gäste viel kurzfristiger buchen als zuvor, berichtet Schneider. Im Gastronomiebetrieb ihres Hauses fehle es noch immer an Tagestouristen, und auch die Veranstaltungen und Familienfeiern liefen nur schleppend wieder an. Mit Blick auf die aktuelle Situation sei sie aber grundsätzlich zufrieden. Schneider bezeichnet besonders die 3G-Nachweise als zeit-und personalaufwendig. Sie räumt aber ein: "Lieber so als wenn wir nichts machen dürften." Außerdem verstehe sie die Maßnahmen und auch viele Gäste würden sich damit sicherer fühlen.

Michael Groß ist Chef des Hotels und Gasthofes Groß in Bergkirchen und zudem Vorsitzender der Kreisgruppe Dachau vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Auch er blickt zufrieden auf die vergangenen Monate. Groß räumt aber ein, dass besonders die Gastronomie wieder vor Hürden stehen wird, wenn die Menschen im Herbst und Winter auf die Innenräume ausweichen müssen. Die Kontrolle von Impf-und Testnachweisen sieht er, wie Schneider, als personalaufwendig an. Die Betriebe hätte ohnehin mit erheblichem Personalmangel zu kämpfen. Er blicke deshalb mit gemischten Gefühlen auf die nächste Zeit. Groß sagt aber auch, dass er und seine Branche motiviert seien und die Gäste versorgen wollen.

Katharina Mooseder, Juniorchefin des Hotels Dah-Inn, spürt noch immer einen Rückgang der Geschäftsreisenden und vermutet die Homeoffice-Regelungen als Grund. Anders als in den Jahren vor der Pandemie habe sie auch häufigere Gästewechsel. Viele blieben nur für eine Nacht, machten einen "Roadtrip" und Dachau sei ein beliebter Zwischenstopp. Auch wenn das Tourisamt Dachau mitteilt, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste gestiegen ist, so kann man das nicht für alle Häuser und Gäste pauschalisieren. Mooseder sagt, dass noch immer viele Privatreisende nur kurzzeitig in der Stadt verweilen und bestätigt auch den Eindruck von Andrea Schneider, dass viele sich erstkurzfristig für eine Reise entschieden.

Die Stadt Dachau war in den Jahren 2016 bis 2019 in einem Aufwärtstrend, was touristische Übernachtungen anging, berichtet Tobias Schneider. Mehr als 150 000 Übernachtungen - was einer Auslastung von über 50 Prozent entspricht - hatte die Stadt zu verzeichnen. Die Pandemie bedeutete dann einen erheblichen Einschnitt. Auch in diesem Jahr vermutet Tobias Schneider, dass die Stadt einen Wert von 50 000 Übernachtungen nicht überschreiten wird. Die Stadt Dachau beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik.

Tobias Schneider, Katharina Mooseder und Andrea Schneider heben alle drei unabhängig voneinander die Radtouristen hervor: Die Pandemie hat bundesweit gezeigt, dass viele Menschen diverse Outdoor-Sportarten für sich entdeckt haben, und dieser Trend scheint sich auch in Dachau und im Umland widerzuspiegeln. Der Ammer-Amper-Radweg sei sehr beliebt, aber auch auf den Wanderwegen in der Umgebung seien viele Menschen unterwegs gewesen, so Tobias Schneider.

Eine Anlaufstelle vieler Dachauer Gäste ist die KZ-Gedenkstätte. Für das offen zugängliche Gelände seien zwar keine konkreten Besucherzahlen vorhanden, aber in den Jahren vor der Pandemie schätzten sie jährlich circa 900 000 Besucher, so Sabine Wegele von der Pressestelle der KZ-Gedenkstätte. So viele Menschen werden es vermutlich dieses Jahr aufgrund der langen Schließung nicht sein, sagt sie. Die Rundgänge, die angeboten werden, seien dennoch immer gut ausgebucht gewesen und auch viele Schulklassen hätten den Besuch in der Gedenkstätte in den letzten Monaten nachgeholt, bilanziert Wegele. Auch die Kultur in Dachau profitierte. Jutta Mannes vom Zweckverband Dachauer Galerien und Museen sagt, dass es sogar mehr Kunstinteressierte in das Bezirksmuseum, die Gemäldegalerie und die Neue Galerie gezogen habe als in den Jahren vor der Pandemie. "Der Trend Urlaub in Deutschland ist deutlich zu sehen", so Mannes. Für die kommenden Herbst-und Wintermonate hofft Tobias Schneider auf viele Tagestouristen und einen fortwährenden Andrang bei Kulturveranstaltungen und Museumsbesuchen. Er bleibt vorsichtig optimistisch: "Man muss mit Geduld auf die kommende Entwicklung schauen."

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