Am 26. April jährt sich zum 80. Mal der Todesmarsch, bei dem KZ-Häftlinge von den SS-Männern vom Dachauer Lager nach Süden in Richtung Alpen getrieben wurden. Karlsfeld war der erste Ort, den die Gefangenen damals durchqueren mussten. Seit 2001 steht in der Gemeinde eines von 22 identischen Todesmarsch-Denkmälern, die der Künstler Hubertus von Pilgrim geschaffen hat und die entlang des Leidensweges aufgestellt wurden.
Nun ist es allerdings so, dass das Mahnmal an der Allacher Straße bei der Einmündung Münchhausenstraße vielen Karlsfeldern bis heute unbekannt sein dürfte. Das möchte die CSU-Fraktion mit einem „Antrag zur Förderung der Erinnerungskultur“ ändern, wie der Zweite Bürgermeister Stefan Handl in der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte.
Eine Informationstafel soll das Denkmal erklären
Als Nachbarort von Dachau habe auch Karlsfeld eine besondere historische Verantwortung, betonte Handl. Dem Todesmarsch-Mahnmal muss nach seiner Ansicht „mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden“. Denn trotz aller Bemühungen in den vergangenen Jahren führe es „immer noch ein Schattendasein“. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Inschrift auf der von der Allacher Straße abgewandten Seite befindet. Der CSU-Politiker räumte zwar ein, dass es möglicherweise andere, bessere Plätze für das Denkmal gebe. Er möchte jedoch „am Standort nicht rütteln“, da der seinerzeit gemeinsam mit dem Künstler ausgewählt worden sei. Zwar führe die Gemeinde „zum Gedenken an die Opfer sowie um das Mahnmal mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“ alljährlich am Jahrestag Veranstaltungen durch, doch sei vielen Menschen der Zweck der Skulptur weiterhin unbekannt.
Daher will die CSU-Fraktion eine Informationstafel aufstellen, die am 26. April 2025 zum 80. Jahrestag des Todesmarschs der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Einen Textvorschlag lieferte sie gleich mit: „Diese Gedenkstätte erinnert an den Todesmarsch der Dachauer KZ-Häftlinge, der am 26. 04. 1945 hier vorbeiführte. Das von dem Bildhauer Hubertus von Pilgrim erschaffene Mahnmal (…) ist eines von 22 Denkmälern, die entlang der Marschstrecke von Dachau durch das Würmtal bis nach Wolfratshausen stehen und an das unermessliche Leid der Häftlinge erinnern. Ein weiteres Exemplar befindet sich in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Die Rückseite trägt folgende Inschrift: ,Hier führte in den letzten Kriegstagen im April 1945 der Leidensweg der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau vorbei ins Ungewisse.‘“
KZ-Gedenkstätte Dachau soll Formulierung prüfen
Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld) begrüßte den Vorschlag, konnte sich aber Änderungen am Text der Tafel vorstellen. Dazu solle man Kontakt mit der KZ-Gedenkstätte Dachau aufnehmen, meinte er. Zudem würde er sich wünschen, dass das Mahnmal besser auf der anderen Seite der Allacher Straße seinen Platz finde. Man könne den Künstler nach seinem Einverständnis für den Standortwechsel fragen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Trinkl bezeichnete das Vorhaben gerade jetzt als wichtig. Man könne nicht genug an die Schrecken der NS-Zeit erinnern, da jeder zehnte junge Erwachsene in Deutschland laut einer Umfrage der Jewish Claim Conference mit dem Begriff Holocaust nichts anfangen kann. Cornelia Haberstumpf-Göres (Grüne) wies darauf hin, dass sie schon 2022 eine ähnliche Anfrage an die Gemeindeverwaltung gestellt habe, nämlich mit der Frage, ob man nicht mehr zum Todesmarsch-Denkmal machen könnte. Nun komme die CSU mit demselben Anliegen. „Aber egal, wir unterstützen das“, betonte sie. Man werde über den Antrag und eventuelle Formulierungsänderungen möglichst schnell im Hauptausschuss beraten, kündigte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) an, ehe der Antrag einstimmig zur weiteren Beratung dorthin verwiesen wurde.