Tierheim Dachau:Altlasten gefährden Neubau

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Der Tierschutzverein Dachau bangt erneut um sein neues Katzenhaus: Auf dem Areal sind Altlasten gefunden worden. Die Entsorgungskosten kann der Verein nicht stemmen.

Helmut Zeller

Der Tierschutzverein Dachau muss wieder um seinen dringend notwendigen Erweiterungsbau des Tierheims bangen: Im Boden des Grundstücks sind Altlasten gefunden worden, Bauschutt, Brandrückstände und anderer Abfall aus den 1950er Jahren. Das Landratsamt prüft zurzeit das Ausmaß der Bodenbelastung auf dem Gelände, das größtenteils der Stadt Dachau gehört. Silvia Gruber, Vorsitzende des Tierschutzvereins, treibt nun eine Frage um: Wer muss die eventuell hohen Kosten einer Entsorgung bezahlen? Dem Verein fehlt für den auf 450 000 Euro geschätzten Neubau ohnehin viel Geld. "Das ganze Projekt ist jetzt gefährdet", sagt Silvia Gruber.

Für die Katzen im Tierheim benötigt der Tierschutzverein ein neues Haus. Jahrelang kämpfte er um die Finanzierung. Doch nun gefährden Altlasten den Neubau. (Foto: Niels Joergensen)

Dabei schien im Februar dieses Jahres noch alles perfekt. Gruber hatte nach der zunächst vehementen Ablehnung ihres Zuschussantrags in vielen Gemeinden starke Verbündete gefunden: Bürgermeisterobmann Konrad Wagner (FW) aus Altomünster und seine Kollegen Simon Landmann (CSU) aus Bergkirchen, Hans Lingl (FW) aus Röhrmoos und Stefan Kolbe (CSU) aus Karlsfeld schwenkten um und gaben für den Neubau grünes Licht. Der ist seit Jahren überfällig: Das Tierheim an der Roßwachtstraße ist ständig überfüllt. Ungefähr 1300 Tiere werden jährlich versorgt, davon zwei Drittel - zum Teil schwerstkranke - Fundtiere, für deren Versorgung die Kommunen gesetzlich verpflichtet sind.

Der Verein kann zu den Baukosten 200000 Euro aus Spenden beitragen. Die Bürgermeister gaben inzwischen einen engen Kostenrahmen von 350000 Euro vor. Eine Schlüsselrolle kommt der Stadt Dachau zu. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) hatte noch im Februar erklärt: "Das ziehen wir durch." Für das städtische Grundstück, das in der Projektkalkulation mit null Euro einfloss, lasse sich eine Lösung, vielleicht im Erbbaurecht, finden, erklärte der OB damals.

Inzwischen aber hat die Stadt ein Wertgutachten für das Grundstück erstellen lassen. Sie erwägt, das Areal an den Tierschutzverein zu verkaufen und es auf den Zuschuss für den Erweiterungsbau anzurechnen. Florian Scherf vom Liegenschaftsamt der Stadt sagte, darüber sei noch nichts entschieden. Das sei juristisch kompliziert, auf jeden Fall müsse das Grundstück in das Eigentum des Bauherrn übergehen.

Ungeklärt ist, wer dann für mögliche Entsorgungskosten aufkommen müsste. Die Tierschützer wissen jedenfalls nicht, wie sie eine Summe von vielleicht 50000 Euro zusätzlich aufbringen könnten. Den Verursacher der Altlasten werde man nach so langer Zeit nicht mehr ausfindig machen, meint Alfred Schreyer von der Abteilung Umweltrecht im Landratsamt Dachau.

Als Bauherr hat der Verein jetzt schon mal die Untersuchung der Bodenproben durch ein Labor bezahlen müssen. 6000 Euro, wie Gruber sagt. Laut Schreyer ist es aber noch nicht so weit. Das Laborgutachten sei gerade am 12. August an die zuständigen Fachabteilungen gegeben worden. Die Experten prüfen, ob und in welchem Umfang Menschen und Grundwasser gefährdet sein könnten. In diesem Fall bestehe das Landratsamt auf eine Entsorgung.

Für das beteiligte Wasserwirtschaftsamt München ist das keine Frage mehr: Der Tierschutzverein solle die Ablagerungen bei den Bauarbeiten beseitigen lassen, sagte Martin Maruschke, Sachgebietsleiter für Altlasten. Sonst bestehe seine Behörde auf ein zweites Gutachten, denn noch seien nicht alle Fragen des Grundwasserschutzes geklärt.

© SZ vom 21.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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