Theatertage Dachau:Die Begeisterung gelingt

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3400 Besucher in der ersten Woche der Dachauer Theatertage erfreuen die Veranstalter und machen Mut zur Qualität.

Anna Schultes

Im Jahr 1974 besuchte Frank Striegler in München ein Konzert der britischen Band Emerson, Lake and Palmer. Ihr Live-Album "Pictures at an Exhibition" ist eine Bearbeitung des Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" des russischen Komponisten Modest Mussorgsky. Die Musik hat der Geschäftsführer der Dachauer Theatertage schon immer gemocht. So fügt es sich gut, dass er heuer die Ballettschule Tanz Art aus Markt Indersdorf und das Dachauer Erchana-Orchester zu den Theatertagen einlud, die am Samstag "Bilder einer Ausstellung" zur Aufführung brachten.

Wie die Küken hüpfen die jungen Tänzerinnen der Ballettschule Tanz Art zu Alina Voilers Klavierspiel munter über die Bühne. (Foto: npj)

Auf der Bühne steht ein etwa zwei mal zwei Meter großes, mit schwarzem Stoff umhülltes Gerüst. Es ist die Hütte der Hexe Baba Jaga, aus der vier Gestalten schnellen. Begleitet vom rasanten, düsteren Spiel des Erchana-Orchesters mit den flink gestrichenen Violinen fegen sie über die Bühne, legen sich auf den Boden, rollen sich, um gleich wieder elegant auf die Beine zu kommen. Ein Paukenschlag und sie sind verschwunden. Nicht weniger wild erwacht die Hexe im Solo von Tänzerin Snezana Eckl zum Leben.

Beim Ballett der Küken in ihren Eierschalen tippeln die Tänzerinnen sanft und fröhlich. Synchron steigen sie auf die Fußspitzen, scheu wie die Küken bewegen sie sich in ihren eigelben Badekappen zum Klavierspiel von Alina Voiler. Diese Gegensätze prägen die Inszenierung, für die 30 Mädchen und junge Frauen zwischen zwölf und 24 Jahren viele Monate geprobt haben. Dunkle, melancholische Sequenzen wechseln sich mit leichten und heiteren ab. Wie die Musik - Emerson, Lake and Palmer ertönen vom Band - ist auch der Tanz von klassischen wie modernen Elementen geprägt. Mussorgsky ließ sich in seinem Zyklus von Bildern seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann inspirieren. Tanzpädagogin Brigitte Seizer-Kotzian wiederum hat sich in der choreographischen Umsetzung insbesondere von der Musik leiten lassen. "Die Klavierfassung fasziniert mich sehr", sagt Seizer-Kotzian, Leiterin der Ballettschule Tanz Art.

Frank Striegler und sein Team wählen ihre Stücke nicht nach großen Namen, Titeln oder Erfolgsquoten aus, auch wenn bekannte Figurenspieler wie Pavel Möller-Lück oder Margrit Gysin nie fehlen. Den Veranstaltern geht es um Qualität und Vielfalt, was alleine ein Blick auf das vergangene Wochenende zeigt. Darum, besonders Kinder für Theater zu begeistern. Für die Kleinen erweckt Gysin einfühlsam und liebevoll den Bären Brumm und die Maus Mimi, die unbedingt ein Mama-Küsschen möchte, zum Leben. Die Kinder verschwinden in der Welt des Theaters, geben sich ihr hin, lassen sich vom Spiel verzaubern.

Die Puppet Players entführen mit "Der Blaue Kurfürst" in vergangene Zeiten. Sie zeigen Kurfürst Max Emanuel, der sich häufig im Dachauer Schloss aufhielt, von seiner menschlichen Seite. Doch die kleine Handpuppe mit der knolligen Nase erscheint nicht nur in gutem Licht, wenn Kriegsführung und Staatsschulden auf den Tisch kommen. Barocke Stücke an Gambe und Cembalo untermalen den Ritt durch das Leben des Kurfürsten, der selbst die Musik liebte. Das Stück "Wickie und die starken Männer" des Figurentheaters Marotte aus Karlsruhe stellte am Sonntag den Klassiker im Programm. Zwei Drittel der 46 Aufführungen sind damit gespielt, die meisten ausverkauft. Das Theater Bautzen präsentiert am Freitag "Der kleine Prinz von Dänemark". Damit enden die Theatertage mit Hamlet: eben besonders, so wie es Dachauer Theatertage sind.

© SZ vom 14.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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