Theater für Kinder in Dachau:Zauberhaft

Mozarts "Zauberflöte" ist eigentlich nicht unbedingt etwas für Kinder. Die Adaption der Theaterkäfer im Theater am Stadtwald schafft es jedoch, Jung und Alt in ihren Bann zu ziehen

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Bekennende Staatsoperngänger schleppen ihre Kinder gerne alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit in Wolfgang Amadeus Mozarts "Zauberflöte". Und wundern sich, dass drei Stunden Stillsitzen auf samtbezogenen Sesseln selbst die rare Spezies der klassikaffinen Kids überfordern kann - und diese gerne mal die Spitzentöne der Königin der Nacht mit lautem Gebrüll übertönen. Wer seinem Nachwuchs also etwas Gutes tun und zugleich musikalische Frühförderung betreiben möchte, sollte unbedingt die kinder- und erwachsenentaugliche Zauberflöten-Adaption der Theaterkäfer im Theater am Stadtwald ansehen, die am vergangenen Samstag Premiere hatte. Warum? Weil hier Kinder und Jugendliche mit einer solch ansteckenden Begeisterung spielen, dass bei den umbaubedingten zwei Pausen im jungen Publikum schon mal der empörte Aufschrei zu hören war: "Was, schon wieder Pause?"

Theater für Kinder in Dachau: Die jungen Schauspieler spielen mit einer solch ansteckenden Begeisterung, dass das Publikum die zwei Pausen kaum abwarten kann. Thilo Oehler (Mitte) etwa spielt den Theaterdirektor Emanuel Schikaneder.

Die jungen Schauspieler spielen mit einer solch ansteckenden Begeisterung, dass das Publikum die zwei Pausen kaum abwarten kann. Thilo Oehler (Mitte) etwa spielt den Theaterdirektor Emanuel Schikaneder.

(Foto: Toni Heigl)

Daniela Rothe und Alexander Langer haben mit mehr als 30 Mitwirkenden - wobei einige Rollen doppelt besetzt sind - eine verzaubernde Inszenierung der "Zauberflöte" der Theaterpädagogin Karin Winkelsträter, "frei nach Emanuel Schikaneder", wie es im Untertitel heißt, auf die ASV-Theaterbühne gebracht; Gesang, Tanz, Livemusik und solche vom Band inklusive. Diese Version seiner beliebtesten Oper hätte auch Mozart garantiert gefallen, der ja bekanntlich einem Späßchen nicht abgeneigt war. Seine Töne umrahmen und verstärken die modernen Songs, welche die jungen Darsteller so enthusiastisch schmettern.

Theater für Kinder in Dachau: Der Vogelhändler Papageno wird von Maximilan Piontek gespielt.

Der Vogelhändler Papageno wird von Maximilan Piontek gespielt.

(Foto: Toni Heigl)

Doch nicht die Musik steht im Mittelpunkt, sondern das Libretto des Emanuel Schikaneder. Thilo Oehler spielt den Theaterdirektor in finanziellen Nöten souverän und elegant. Er lässt sich von seiner Frau Eleonore (Delia Layouni) überzeugen, seine Idee, ein Märchen rund um eine Zauberflöte und ein mysteriöses klingendes Kästchen aufzuführen, könne ein voller Erfolg werden. Und dann kommen auch schon die Protagonisten auf die Bühne. Die Schikaneders stellen sie mit großer Geste dem erwartungsfrohen Publikum vor. In den für Kinder reservierten vorderen Reihen wird es mucksmäuschenstill. Denn mitten in einer kargen Felslandschaft entgeht der leicht verwirrte Prinz Tamino (Laura Blecher) nur durch den beherzten Einsatz dreier bunt gekleideter Damen (Viviana Garofalo, Lara Hoffmann, Neele Hauger) dem lebensbedrohlichen Angriff einer riesigen Schlange (Daniel Rasenberger). Und dann taucht da noch ein vogelwildes Wesen auf, das sich erst bei näherem Hinsehen als Vogelhändler entpuppt: Papageno (Maximilian Piontek), der "alles kann, außer den Mund zu halten".

Theater für Kinder in Dachau: Simona Betz spielt Herrn Sarastro.

Simona Betz spielt Herrn Sarastro.

(Foto: Toni Heigl)

Die drei Damen locken Tamino und Papageno zur zwielichtigen, machtgierigen Königin der Nacht (Kira Parkes). Sie überredet das Duo, ihre Tochter Pamina aus den Fängen des Unholds Sarastro zu befreien und dessen siebenstrahlige Sonnenscheibe zu rauben. Gut nur, dass sie vorab Tamino ein Bild Paminas gezeigt hat und der sich auf der Stelle in sie verliebt hat. So macht sich das ungleiche Freundespaar auf den Weg ins strahlend helle Reich Sarastros. Der lebt - man mag es kaum glauben - im Dachauer Schloss, kann sich dort an Blumenbeeten erfreuen, die von Schlossgärtner Stephan Müller und seinen Mitarbeitern persönlich hätten gepflanzt sein können. Auch der Springbrunnen im Park fehlt in dieser herrlichen Kulisse nicht. Sie stammt ebenso wie die Felslandschaft und der Zauberwald, der noch eine wichtige Rolle spielen wird, von den Kreativen der Theaterwerkstatt: Adi Morgott, Jürgen Sigrüner, Brigitte Günzel-Sigrüner und Michael Schuller.

Doch die Idylle hält den bösen Monostatus (Robert Ehrt) nicht von seinen finsteren Plänen ab. Gut nur, dass sein Herr Sarastro, (Simona Betz), der in der (Theater-)Realität ein edler Mensch ist, und die ziemlich energische Pamina (Donia Layouni) das fiese Spiel durchschauen. Und ebenso gut ist, dass Sarastro seine Nichte über die Ränkespiele ihrer Mutter aufklärt. So können Tamino und Pamina die schwierigen Prüfungen im Zauberwald bestehen. Da hüpfen zwar eine niedliche Maus und ein ebenso niedliches Häschen rum (Noah Parkes und Juilan Hollfelder). Drei hilfsbereite, entzückende Zwerge (Amelie Hartung, Iyed Layouni, Lena Hollfelder) sprechen große Worte gelassen aus. Doch Feuer und Wasser (Lara Schuller) und geisterhafte Wesen machen dem Liebespaar schwer zu schaffen. Aber alles wird gut. Tag und Nacht werden weiterhin getrennt regiert. Denn "Die Herrschaft über beide in eine Hand zu legen, wäre töricht. Es würde zu ewigem Zwielicht führen, in dem alles Leben langsam verdorrt. Trotzdem sollten beide Herrscher eng miteinander verbunden und sich in Liebe und gegenseitiger Achtung zugetan sein", wie der weise Sarastro sagt.

Wie eng miteinander verbunden die fantastischen Theaterkäfer mit dem Stück, mit dem Regieteam, aber auch mit dem ewigen Thema von Licht und Dunkel - im buchstäblichen und im übertragenen Sinn - sind, zeigt diese herrliche "Zauberflöte"-Inszenierung. Die jungen Darsteller gehen im Spiel auf - und sind einfach hin- und mitreißend.

Weitere Vorstellungen am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Dezember sowie am Dienstag, 24. Dezember, jeweils um 13 Uhr.

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