Teure Kita:Kostenexplosion

Teure Kita: Ex-Bürgermeister Günter Fuchs kritisiert seinen Nachfolger.

Ex-Bürgermeister Günter Fuchs kritisiert seinen Nachfolger.

(Foto: Toni Heigl)

Florierende Baukonjunktur treibt den Preis des neuen Petershausener Kindergartens von 4,25 hoch auf 6,88 Millionen Euro

Von Petra Schafflick, Petershausen

Es gibt noch nicht einmal einen genehmigten Bauplan, doch der neue Kindergarten wird schon jetzt immer teurer. So beläuft sich die neueste Kostenschätzung für das Gebäude, das als Ersatz für den maroden Sankt-Laurentius-Kindergarten entstehen soll, jetzt auf 6,88 Millionen Euro. Bisher war die Gemeinde von Kosten um 4,25 Millionen Euro ausgegangen, im Etat eingeplant waren sicherheitshalber 6,2 Millionen Euro. Doch das reicht nicht. Diese unerfreuliche Botschaft überbrachte Architekt Matthias Marschner vom Münchner Büro Hirner und Riehl den Gemeinderäten. Die Planer hatten jetzt auf Wunsch des Rats bereits in der noch frühen Planungsphase das gesamte Projekt auf Basis konkreter, aktueller Ausschreibungsergebnisse durchkalkuliert. Das niederschmetternde Ergebnis lieferte der CSU-Fraktion Anlass für grundlegende Kritik. Die Konservativen, die den Bauplatz an der Jetzendorfer Straße wie auch die geplante Holzbauweise ablehnen, stellten erneut das gesamte Projekt in Frage. Ein Antrag von Daniel Lettmair (CSU), Grundstück und Entwurf grundsätzlich zu überdenken, unterlag aber gegen die Mehrheit von Freien Wählern und SPD. Die Planung gehen also weiter, allerdings mit festem Blick auf mögliches Einsparpotenzial.

Den einen, konkreten Grund für die exorbitante Kostensteigerung gibt es nicht. Zwar gelten neue Auflagen zur Raum-Akustik, geänderte Brandschutzvorschriften machen eine aufwändigere Elektroinstallation notwendig. Dennoch sei es im Kern die florierende Baukonjunktur, die momentan die Preise treibe, erklärte Planer Marschner. Auf aktuelle Ausschreibungen kämen in der Region teilweise Angebote, die 50 oder sogar 100 Prozent über der Kostenschätzung liegen. So entstehe für den Petershausener Kindergarten jetzt diese "ordentliche Summe". Allerdings seien die Kosten nun solide berechnet, umfassen alle Posten von der Herrichtung des Grundstücks bis zu den Möbeln. Angesichts des hohen Betrags haben die Planer eine Einspar-Liste erstellt, die eine Kostenreduzierung um 500 000 Euro ermöglicht. Viel mehr geht nicht, denn der geplante zweigeschossige, L-förmige Holzbau sei "eigentlich ein normales einfaches Haus". Ohne eine Senkung des bisher vorgesehenen soliden, mittleren Standards lasse sich daher nicht einschneidend sparen.

"Dann sollten wir Alternativen prüfen, alles noch einmal komplett überdenken, vom Bauplatz bis zum Stil", forderte Günter Fuchs (CSU). Denn inklusive Grundstück und noch notwendiger Straßenzufahrt werde die Kita auf 7,5 Millionen Euro kommen. Und ob die geplante Nachtlüftung das Gebäude auch in heißen Sommern ausreichend kühlen kann, sei zweifelhaft. Dann liege der Kita-Eingang auch noch zur ortsabgewandten Hausseite. "Da passt einiges nicht", kritisierte Fuchs, der mit der gesamten CSU-Fraktion stets lieber ein Konzept gesehen hätte mit einem neuen Kindergarten in Kollbach und einem kleinen Ersatzbau in Petershausen. Die Kritik mochte Rathauschef Marcel Fath (FW) nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich habe Fuchs als sein Amtsvorgänger sechs Jahre lang als Bürgermeister selbst Zeit gehabt, nach seinen Vorstellungen zu bauen. Wenn das Projekt nun erneut überdacht werde, würden die Kosten noch weiter steigen, mahnte Fath. "Je weiter man eine Entscheidung schiebt, desto teurer wird es bei dieser Konjunktur." CSU-Gemeinderat Gerhard Weber kritisierte Faths "rhetorische Finten, um Stimmung zu machen gegen den Vorgänger". Erneut formulierte Weber Zweifel am Bauplatz. Ob ein Baugrund-Gutachten den Gemeinderäten rechtzeitig vor der Kaufentscheidung vorlag, bleibt umstritten. Der Bürgermeister betonte, alle Informationen hätten vorgelegen, die CSU-Fraktion zweifelt das an. Auch hält Weber das Konzept der im Kita-Bau erfahrenen Architekten nach wie vor für eine "verfehlte Planung". Planer Marschner erklärte, die von der CSU monierte Eingangssituation mache Sinn, weil der Zugang in Kitas sinnvollerweise mittig läge, um Ruhe ins Haus zu bringen. Und sobald am Ortsrand das langfristig geplante Wohngebiet entwickelt sei, liege der Eingang "in der Mitte und damit ganz richtig."

Auch die Sorgen der CSU über eine mögliche Aufheizung des Holzgebäudes im Sommer teilt Marschner nicht. Eine Grundwasser-Wärmepumpe könne nicht nur im Winter heizen, sondern auch im Sommer kühlen. Und selbst ohne diese Option lasse sich das Haus im ländlichen Umfeld, wo die Temperaturen nachts deutlich sinken, ausreichend klimatisieren. Erfahrungen mit ähnlichen Kita-Gebäuden würden dies in der Praxis zeigen. Gerade die geplante Holzbauweise hält FW-Gemeinderat Josef Mittl für sinnvoll, um das Klimaschutz-Leitbild der Gemeinde umzusetzen. "Das ist keine Luxus-Villa, sondern ein pädagogischer Bau im Sinne wertvoller Nachhaltigkeit." Wie Mittl sehen alle Gemeinderäte der Freien Wähler und SPD das Konzept positiv. Die Architekten wurden daher beauftragt, auf dieser Grundlage die Genehmigungsplanung zu erstellen. Mit Nein stimmten alle anwesenden sechs Gemeinderäte der CSU.

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