Als die Nachricht vor einigen Wochen die Runde machte, konnten es Claudia Fleischer sowie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter es kaum glauben: Ihr Förderverein Alte Schule Lauterbach erhält den Tassilo-Kulturpreis 2023 der Süddeutschen Zeitung. Er zeichnet Kulturschaffende aus allen Genres aus - und "Menschen, die aktiv 'Kultur von unten' machen, sich in Kulturvereinen engagieren, gemeinsam Gebäude sanieren, Ausstellungen oder Konzerte organisieren, kurz: "das kulturelle Leben in den Gemeinden durch ihr Wirken bereichern", wie es Karin Kampwerth, die stellvertretende Leiterin des Ressorts München, Region und Bayern beschrieb.
Das trifft auf die Lauterbacher Akteure Punkt für Punkt zu: So kamen sie am Donnerstagabend ins Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz, um in festlichem Rahmen die renommierte Auszeichnung entgegenzunehmen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Vorsitzende Claudia Fleischer nutzte die Gelegenheit und engagierte gleich den Musiker und Kabarettisten Heinrich Zapf - ebenfalls frisch gekürter Tassilo-Preisträger - für einen Auftritt im Alten Schulhaus.
Dass das überhaupt möglich werden konnte, liegt an der Entschlossenheit und dem ungeheuren Einsatz des Fördervereins. Dessen Mitglieder bewahrten das 1906 in Lauterbach errichtete Schulgebäude vor dem Abriss und überzeugten Skeptiker mit ihrem Konzept, hier einen Ort der Begegnung für alle Generationen mit einem breitgefächerten Kulturangebot zu schaffen. Dafür schufteten die Ehrenamtlichen jahrelang. "Als wir den Boden sanieren wollten, kamen unter dem Linoleum Spanplatten zum Vorschein, darunter verfaulte Balken und darunter jede Menge Kies", erinnert sich Fleischer. Insgesamt rund zwölf Kubikmeter Bauschutt haben die unermüdlichen Helferinnen und Helfer allein bei dieser Aktion auf Schubkarren geschaufelt und aus dem Haus gekarrt.
Mit jeder Konzertkarte wird ein Projekt im Senegal unterstützt
Der Lohn der Plackerei: "Sie haben nicht nur diesen wunderbaren Ort der Begegnung geschaffen, sondern hier auch ein Kultur- und Konzertprogramm auf die Beine gestellt, dessen Fangemeinde von Jahr zu Jahr weiter wächst", sagte Laudator Florian Haamann, Kulturredakteur der SZ Fürstenfeldbruck, bei der Preisverleihung. Und er würdigte das schon legendär gewordene Gastroangebot für Künstlerinnen, Künstler sowie Publikum - eines der Alleinstellungsmerkmale des Fördervereins Alte Schule.
Ein weiteres: Das Tassilo-Preisgeld fließt nicht in die Vereinskasse. "Wahrscheinlich unterstützen wir damit die Kinder- und die Seniorenarbeit in der Alten Schule sowie unser InFa-Projekt im Senegal", sagte Claudia Fleischer. "InFa" - der Förderverein Internationale Familienhilfe leistet Hilfe zur Selbsthilfe in dem afrikanischen Land. Von jeder verkauften Konzertkarte erhält der Verein 50 Cent für seine Arbeit, die ebenso unverzichtbar ist, wie die der unermüdlichen Lauterbacher Kulturvermittler.