Tassilo:Großes Talent an großem Instrument

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Unzertrennlich: Michael Hernek und seine Tuba. (Foto: privat)

Der 16-jährige Michael Hernek, Tubist der Knabenkapelle Dachau, hat es bei "Jugend musiziert" bereits bis zum Bundeswettbewerb geschafft

Von Eva Waltl, Dachau

Michael Hernek war zwölf Jahre alt, als er seine Begeisterung für die Tuba entdeckte. "Ich war bei einem Instrumentenbauer und dort stand eine Tuba herum", erzählt Hernek heute, vier Jahr später. Er nahm das Blechblasinstrument mit nach Hause und probierte es umgehend aus. Recht schnell erlernte er die musikalischen Grundlagen. Jüngst gewann er sogar den ersten Preis des diesjährigen Wettbewerbs "Jugend musiziert" im Fach Solotuba mit Klavierbegleitung. Nun ist er für den Tassilo-Kulturpreis der SZ nominiert.

Die instrumentale Basis an der Kontrabasstuba und am E-Bass erlernte Hernek bei Florian Kretschmer, ein Tubist bei Rainer Herneks Ludwig-Thoma-Musikanten. "Seit zwei Jahren werde ich von Oswald Windrich professionell an der Bass-, Kontrabasstuba und am E-Bass ausgebildet", ergänzt er. Sein Lehrer war es auch, der ihn auf den Wettbewerb aufmerksam machte. "Ich habe mich sehr gefreut, dass ich teilnehmen darf", erzählt Hernek.

Die Vorbereitung für den Wettbewerb war mit einer mehrmonatigen Übungsphase verbunden: "Täglich einige Stunden mit den unterschiedlichen Schwerpunkten Technik, Kraft, Ausdauer, Höhe und musikalische Interpretation." Es war Herneks erster Wettbewerb. Der 16-Jährige war nervös aber auch gespannt, was auf ihn zukommen würde. Er investierte viel Zeit, und das Einstudieren der Musikstücke verlangte ihm vollste Konzentration ab. Der Wettbewerb fand coronabedingt digital statt. Die Teilnehmer schickten eine Videoaufnahme mit den ausgewählten Liedern ein. Hernek wählte vier anspruchsvolle Stücke aus und spielte diese mit eigener Interpretation ein. "Nachdem das Video fertig war, war ich schon ein bisschen erleichtert und froh", erinnert er sich.

Dass der Wettbewerb digital stattfand, machte ihn keineswegs weniger nervenaufreibend. "Es war nicht unbedingt ein Vorteil für mich", so Hernek. Die Fachjury akzeptierte nur Aufnahmen, die ohne Schnitt in einem Ganzen aufgenommen wurden. "Viel Spielraum, um zu betrügen, blieb dabei nicht", ergänzt er. Als ihm seine Mutter das Ergebnis etwa fünf Wochen später übermittelte, eine Zeit "unermesslicher Spannung", sei er erst einmal baff gewesen, erinnert sich Hernek, dann brach er in Jubel aus und war stolz auf seine Leistung. Der Preis nominiert ihn zur Teilnahme am Bundeswettbewerb, der ebenfalls digital stattfindet. Das Video dafür hat er bereits eingeschickt und Ende Mai wird er erfahren, wie die Jury entscheidet. Der 16-Jährige ist optimistisch und hofft auf eine positive Rückmeldung. "Ich konnte noch mal eine Schippe drauflegen." Die Münchner Konzertpianistin Maria Lohri-Tymozhynska begleitete ihn am Klavier. Die Suche nach einer geeigneten Partnerin gestaltete sich als "äußerst schwer", erzählt Hernek, weil die Stücke auch für das Klavier besonders anspruchsvoll sind.

Hinter Herneks musikalischem Können steckt Disziplin und ein strikter Zeitplan. Der Distanz- und Wechselunterricht kommt ihm dabei sogar ein wenig gelegen, weil ihm so mehr Zeit bleibt, sich auf seine musikalische Ausbildung zu konzentrieren. "Ich stehe jeden Tag um kurz nach sechs Uhr auf und beginne direkt mit der ersten Einheit Atemübung, dann bin ich im Online-Unterricht und danach kann ich direkt mit den Einzelübungen loslegen." Ein strenges Programm, das der 16-Jährige täglich gewissenhaft durchzieht. Mehrere Stunden spielt er täglich auf seiner Tuba. An freien Tagen spielt er sogar fünf bis sieben Stunden.

Seit Dezember 2018 spielt Hernek bei der Knabenkapelle Dachau. Derzeit finden die Proben der Knabenkapelle ausschließlich online statt, was größeren Eifer und Einsatz erfordere, wie Hernek erzählt. Die Musikanten spielen einzeln vor, während alle anderen still zuhören. Das gemeinsame Musizieren fällt weg und auch die Gesellschaft seiner Freunde in der Knabenkapelle, die er derzeit nur auf dem Bildschirm sehen kann, vermisse er. "Während der Proben kann man miteinander lachen, wenn mal ein Fehler passiert. Das fehlt mir sehr", klagt der 16-Jährige. "Es ist einfach nicht dasselbe." Umso mehr freut er sich, wenn gemeinsames Musizieren endlich wieder möglich sein wird.

Für seine Zukunft hat Hernek große Ziele. Im Sommer wird er die Realschule abschließen und will anschließend das allgemeine Abitur machen, um Tuba studieren zu können. "Eine Orchesterstelle oder bei den Musikkorps der Bundeswehr zu spielen, das wäre der Optimalfall", erzählt er. Für seinen Traum übt er auch weiterhin diszipliniert.

© SZ vom 08.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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