Talentiade 2019:In Balance mit Körper und Geist

Bogenschütze

Der Dachauer Bogenschütze Fabian Mühlbauer konzentriert und fokussiert beim Schuss mit dem Compoundbogen.

(Foto: Nils P. Joergensen)

Fabian Mühlbauer ist Deutscher Meister in der Disziplin Feldbogenschießen, nächstes Jahr will er bei der Juniorenweltmeisterschaft antreten.

Von Anika Blatz, Dachau

Wenn Fabian Mühlbauer seinen Bogen spannt und die Zielscheibe anvisiert, ist er konzentriert, fokussiert und ganz ruhig. "Bogenschießen ist neben aller Technik vor allem Kopfsache. Man muss mental stark sein", sagt der Trainer und Sportleiter des TSV Dachau 1865 Robert Kolbeck. Im Ergebnis geht es beim Bogenschießen zwar darum, mit dem Pfeil so exakt wie möglich in ein Ziel zu treffen - wer tiefer in die Welt des Bogensports eintaucht, stellt jedoch fest: Entscheidend ist der Weg dorthin.

"Hast du den Bogen, den Pfeil und das Ziel begriffen, sind Gelassenheit und Eleganz vonnöten, um Schießen zu lernen", heißt es bei Paulo Coelho, der dem Thema mit Der Weg des Bogens gleich ein ganzes Buch gewidmet hat. Es gibt amerikanische Studien, die besagen, dass Bogenschießen nach Golf die schwierigste Sportdisziplin der Welt ist. Sie fordert Körper und Geist gleichermaßen. Der perfekte Schuss wird nur gelingen, wenn der Schütze in Balance ist. Dass der Dachauer Fabian Mühlbauer neben Talent, Ehrgeiz und Fleiß die für den Sport notwendige innere Haltung mitbringt, hat er mehrfach bewiesen. Er zählt zu den besten drei Bogenschützen der deutschen Juniorenklasse. Aktuell ist er in seiner Altersklasse Deutscher Meister in der Disziplin Feldbogen und Drittplatzierter in der Disziplin WA Halle. Zudem ist er zweifacher Rekordhalter des Deutschen Schützenbunds beim Compound-Bogenschießen in der 50- und 30-Meter-Distanz. "Fabian hat das Zeug, um an die Spitze zu kommen", ist sich Kolbeck sicher. "Er schießt mit gesundem Menschenverstand und ist sehr fleißig. Wenn er weiter so am Ball bleibt, sehe ich ihn in vier Jahren unter den besten fünf der deutschen Herrenklasse".

Disziplin und Fleiß - beide Eigenschaften sind wichtig

Aber wie kommt ein 13-Jähriger auf einen Nischensport wie Bogenschießen? Angefangen hatte alles mit einem Aufenthalt im Schullandheim. "Wir besuchten ein Ritterfest, auf dem Bogenschießen gezeigt wurde. Ich fand das cool und erzählte meiner Mutter davon. Kurz danach bot der TSV einen Anfängerkurs an. Das war vor fünf Jahren und für seine Mutter Katja Mühlbauer-Seifriedsberger war sofort klar, dass dieser Sport perfekt zu ihm passt: "Fabian ist ein eher stiller, besonnener und disziplinierter Mensch. Eine ruhige Sportart ohne großen Trubel entspricht ihm total." Ihr Sohn sieht das ähnlich: "Ich mag, dass ich hier auf Menschen treffe, die alle eher ruhig an die Dinge herangehen. Der Gegenentwurf zu Fußball." Es gefällt ihm auch, dass Bogenschießen ein friedlicher Sport ist, der entspannend wirkt und ihn ein gewisses Maß an Disziplin lehrt.

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Disziplin und Fleiß - beide Eigenschaften sind wichtig, wenn der inzwischen 17-Jährige sich einerseits auf die Abiturprüfungen im nächsten Jahr vorbereitet, andererseits mittwochs, freitags und sonntags je drei Stunden in Dachau oder Fürstenfeldbruck trainiert und zusätzlich dreimal im Jahr Lehrgänge beim Bayerischen Sportschützenbund absolviert. Außerdem nimmt er an rund 20 Turnieren im Jahr teil. Im kommenden Monat stehen beispielsweise die Bayerischen Meisterschaften im Feldbogenschießen und in der 50-Meter-Disziplin an. "Eigentlich würde ich sogar gerne noch häufiger trainieren. Das geht aus versicherungsrechtlichen Gründen aber erst, wenn ich volljährig bin. Bis dahin muss ich mich an die offiziellen Trainingszeiten mit Aufsicht halten", sagt Fabian Mühlbauer.

Bleibt bei so einem Pensum überhaupt noch Raum für Dinge, die andere Teenager in ihrer Freizeit so machen? "Ich treffe mich mit Freunden und versuche zu Hause zu helfen. Und freitagabends weggehen ist schon auch mal drin - außer wenn ein Turnier am Wochenende ist, da muss man sich zügeln." Neben allem Ehrgeiz ist ihm aber auch der Spaß am Sport wichtig: "Ich finde es schön, viel an der frischen Luft zu sein. Wenn man beispielsweise ein Turnier im Wald hat, ist man mindestens sechs Stunden draußen unterwegs. Und man trifft auf nette und hilfsbereite Leute, die sich wie ich für das Compound-Bogenschießen begeistern."

"Das ist nicht immer einfach und erfordert viel Eigeninitiative"

Gleichgesinnte zu treffen, ist gar nicht so einfach, handelt es sich beim Schießen mit dem Compoundbogen doch um eine Nische innerhalb der Nische Bogensport. Anders als der im Bogenschießen typischerweise verwendete Recurvebogen ist der Compoundbogen technischer und kleiner. Er hat zwei sogenannte Kabel statt einem und funktioniert wie eine Art Flaschenzugsystem. Dadurch reduziert sich das finale Gewicht. So hat der rund vier Kilo schwere Bogen von Fabian Mühlbauer zwar ein Zuggewicht von 60 Pfund, am Ende muss er mit 20 bis 21 Pfund jedoch nur noch einen Bruchteil davon halten, weil sich die Last auf zwei Kabel verteilt. Auf diese Weise kann er weiter und auf kleineren Auflagen schießen als mit der Recurve-Variante. Während das Recurve-Bogenschießen seit dem Olympiasilber der Berlinerin Lisa Unruh Beachtung gefunden hat, ist das Schießen mit Compoundbogen keine olympische Disziplin. Es wird daher weder von dieser Seite finanziell unterstützt noch zeigen sich Sponsoren besonders interessiert an der Förderung des jungen Nachwuchses.

"Das ist nicht immer einfach und erfordert viel Eigeninitiative", sagt Mühlbauer. Davon unterkriegen lässt er sich nicht. Er brennt für den Sport und geht seinen Weg unbeirrt und selbstbewusst. Er will noch einiges erreichen. Nächstes Jahr zum Beispiel, wenn die Juniorenweltmeisterschaft in der Disziplin Feldbogen stattfindet. Oder 2021 bei der Europameisterschaft. Noch zwei Jahre wird er zur Juniorenklasse gehören, dann steigt er in die Herrenklasse auf. Wir dürfen gespannt sein.

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