Talentiade 2019:Antonia rennt

Talentiade 2019 Antonia Damm ASV

Ausnahmetalent Antonia Damm hofft sich in diesem Jahr zu den Deutschen Meisterschaften zu sprinten. Ihre Paradedisziplin ist die 200 Meter Distanz. Im Januar war sie bereits sehr erfolgreich.

(Foto: Horst Kramer)

Leicht, elegant und schnell ist ihr Laufstil. Die ASV-Sprinterin Antonia Damm ist im Januar Bayerische Staffelmeisterin geworden. Ende Juli will sie bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm dabei sein.

Von Horst Kramer, Dachau

Antonia Damm wartet. Der Startschuss ist gefallen. Ihre Vereinskameradin vom ASV Dachau, Marina Scherzl, 19, schießt aus den Startblöcken und sprintet über den blauen Belag der Fürther Quelle-Halle. Sie ist mehrfache Bayerische Meisterin. Damm beobachtet genau. Sie ist erst 16 und trotzdem die Nummer zwei in der Frauenstaffel. Scherzl kommt als erste aus der Hallenkurve angejagt. Dann der Wechsel: Anlaufen, Hand raus, den Staffelstab spüren - und ab geht's. Antonia fliegt. Ihr Laufstil wirkt leicht, elegant und anstrengungslos. Es macht Spaß, ihr zuzuschauen. Die filigrane Dachauerin rast durch die erste Kurve, zieht auf der Geraden an, dann die zweite Kurve und Übergabe. Sabrina Riedmann, 20, übernimmt, dann Louisa Fischer, 18, (beides Talente der Karlsfelder Eintracht). Fischer hat die Nase vorn - auch am Ziel. Das Quartett gewinnt die 4x200 Meter-Frauen-Staffel und wird mit 1:43,26 Minuten Bayerischer Staffelmeister 2019. Die jungen Leichtathletinnen führten ein Freudentänzchen auf.

"Eigentlich mag ich die blauen Bahnen gar nicht", erzählt die inzwischen 17-jährige Damm später. Die Gymnasiastin wird im kommenden Jahr ihr Abitur ablegen. Lieblingsfächer Mathematik und Geschichte. Die 4x200 Meter-Frauen-Staffel der LG Kreis Dachau im Januar war ein grandioser Auftakt. Es könnte das Jahr der Antonia Damm werden, so gut wie es angefangen hat. Die Sprinterin mit der Vorliebe für die 200-Meter-Distanz lacht bei dieser Prognose. "Warten wir es mal ab."

Heuer zählt sie zum älteren U18-Jahrgang, ein potenzielles Medaillenjahr. So wie schon 2017, als die U16-Athletin erstmals das oberste Treppchen bei einer Bayerischen Meisterschaft erklimmen konnte. In Regensburg war sie die Schnellste über 300 Meter, in sehr guten 41,36 Sekunden. Zudem wurde sie Vizemeisterin über 100 Meter mit 12,62 Sekunden. Zwölf Hundertstel schneller als bei ihrer Oberbayerischen Meisterschaft drei Wochen zuvor im Münchner Dante-Stadion, wo sie auch den 300-Meter-Bewerb nach 42,55 Sekunden für sich entschieden hatte. Zudem holte sie mit der U16-Staffel Silber.

Wird die Stadtwälderin nach ihren damaligen Zeiten gefragt, lautet ihre Antwort: "Keine Ahnung, weiß ich nicht mehr." Den Einwand, dass sie als mögliche künftige Mathematikerin doch ein besonders inniges Verhältnis zu Zahlen haben müsste, kontert sie mit einem spitzbübischen Lächeln: "Zahlen haben nichts mit Mathe zu tun."

Wichtiger als Resultate scheinen ihr im Sport die Emotionen zu sein. "Sport muss Spaß machen", zitiert sie ihren Trainer Hans-Joachim Schwarz, den Leichtathletik-Abteilungsleiter des ASV Dachau. Das Wettkampfadrenalin kommt ganz von selbst. Wie ihr Auftritt bei den Süddeutschen Meisterschaften 2017 in Ingolstadt bewies. Damm berichtet: "Ich hatte mal wieder einen miesen Start erwischt, sah alle anderen von hinten und dachte: Warum noch anstrengen, eigentlich reicht es, hinterher zu joggen." Stattdessen zündete Damm den Turbo. Sie kämpfte sich heran, überholte eine Handvoll Konkurrentinnen und stürzte sich ins Ziel - als Dritte. "Weil ich wohl den längsten Kopf hatte", erklärt sie mit einem Augenzwinkern. Mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 12,40 Sekunden. "Darüber hab ich mich am meisten gefreut", lächelt sie. Warum? "Weil ich die Norm für die Deutsche Meisterschaft erfüllt hatte!" An der konnte sie dann aber wegen einer Verletzung nicht teilnehmen.

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Wie stehen ihre Eltern zu ihrer sportlichen Karriere? "Die freuen sich natürlich. Aber sie sind bei meinen Auftritten nie dabei. Weil ich sie darum gebeten habe." Der Sport sei ihre eigene Sache, verkündet die junge Frau ziemlich resolut.

Im vergangenen Jahr startete Damm im jüngeren B-Jugendjahrgang - eine Übergangssaison, bei der es vornehmlich um Verbesserungen, weniger um Titel geht. Sie drückte ihre 200-Meter-Zeit auf 25,45 Sekunden, erzielte weitere Bestzeiten in der Halle - und konnte sich im August den Traum von den Deutschen Meisterschaften in Rostock erfüllen. "Die Atmosphäre war einfach toll!", erinnert sie sich mit leuchtenden Augen. Das Athletenbändchen trägt sie noch heute am Handgelenk. Klar, dass Antonia Damm Ende Juli bei der U18-/U20-DM in Ulm dabei sein will.

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