Vor einigen Jahrzehnten war der Denkmalschutz ein eher exotisches Anliegen, das nur ausgewiesenen Experten am Herzen lag. Ein breites öffentliches Bewusstsein für die Bedeutung des baukulturellen Erbes entwickelte sich erst Ende der Siebziger Jahre. Der Europarat erklärte das Jahr 1975 zum Denkmalschutzjahr, zu dem eine Charta erarbeitet wurde. Darin fordert der Europarat eine Beteiligung der Öffentlichkeit am Denkmalschutz. Der Bürger habe ein Recht darauf, sich an Entscheidungen über seinen Lebensraum zu beteiligen. Das war ein Weckruf für den Denkmalschutz. In vielen deutschen Städten wurden Bürgerinitiativen gegründet, die sich erfolgreich dafür einsetzten, vom Abriss bedrohte historische Bauten und Ensembles zu erhalten.
Dafür braucht es eine breite Allianz, die von den Eigentümern bis zu den Behörden reicht. Das Fachwissen von Experten ist gefragt, aber auch das Engagement von Bürgern, die ehrenamtliche Arbeit leisten. Diesen Hintergrund greift der Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag auf. "Gemeinsam Denkmale erhalten" lautet das Motto, das allen Beteiligten und Interessierten Mut machen soll, sich weiter für das baukulturelle Erbe einzusetzen. "Denkmale können nur erhalten werden, wenn alle an einem Strang ziehen", betont Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter. Dazu zählen nicht nur Privateigentümer und Fachbehörden, sondern auch Stiftungen oder der Bezirk von Oberbayern. Enorm wichtig sei auch das bürgerschaftliche Engagement. Das große Programm für den Tag des offenen Denkmals im Landkreis sei nur deshalb möglich gewesen, weil sich viele Ehrenamtliche daran beteiligen.

Bei einer Busexkursion in den Landkreis können die Schlosskapelle in Haimhausen, die Hofmarkkirche in Schönbrunn, die Kapelle in Fränking und das Dorf Mittermarbach besichtigt werden. "Hier wird das Engagement der Bürger sichtbar", sagt die Kreisheimatpflegerin. Die Kapelle in Fränking wurde von einem Privatmann restauriert. Dass die Schlosskapelle in Haimhausen ihre Pforten öffnet, ist den Eigentümern zu verdanken; ansonsten ist sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Am Tag des offenen Denkmals wird es in Mittermarbach ein Dorffest geben, das die Bewohner auf die Beine stellen. Das alles ist nur möglich geworden, weil sich nicht nur Amtsträger und Behörden, sondern auch Bürger engagieren. Das Zusammenspiel sei wichtig, betont Birgitta Unger-Richter. Die Eigentümer historischer Bauten bräuchten viel Enthusiasmus, Durchhaltevermögen und Geduld. "Und noch mehr finanzielle Unterstützung wäre gut."
Viele Objekte, die am Tag des offenen Denkmals zu sehen sind, haben einen Bezug zum Jahresmotto. Die Kreisheimatpflegerin verweist auf das Wirtshaus am Erdweg. Dass die ehemalige Tafernwirtschaft jetzt ein Schmuckstück der Gemeinde ist, ist ein Verdienst von Erdweger Bürgern. Sie gründeten einen Kulturverein, der die Sanierung des Denkmals vorantrieb. Jetzt könnte es zu einem Kulturzentrum des Ortes werden, das Kleinkünstlern aus der Region eine Bühne bietet. Die Initiatoren wurden mit der Medaille für Verdienste um den Denkmalschutz in Bayern ausgezeichnet und erhielten den Tassilopreis der Süddeutschen Zeitung. Auch das Geburtshaus von Bischof Johannes Neuhäusler ist ein Beispiel für das Engagement von Bürgern. Das im 18. Jahrhundert erbaute Bauernhaus wurde vom Ehepaar Götz generalsaniert und wird jetzt als privates Wohnhaus genutzt.

Rund um den Tag des offenen Denkmals gibt es auch ein Quiz für Familien und Kinder. Die Antworten auf die Fragen sind bei einer Rundreise zu Denkmälern im Landkreis zu finden. Teilnehmer können Gutscheine für ein Essen in denkmalgeschützten Wirtshäusern im Landkreis Dachau und Sachpreise gewinnen. Das Quiz ist auf der Homepage des Landratsamts, Tag des offenen Denkmals, eingestellt.