Tag der offenen Gartentür in Dachau:Wie im Urlaub

Die Scheuböcks aus Altomünster sind Wiederholungstäter: Schon zum vierten Mal präsentieren sie ihre Ruheoase der Öffentlichkeit. Am Tag der offenen Gartentür am Sonntag können insgesamt drei Gärten im Landkreis besichtigt werden.

Corinna Hillebrand-Brem

Rudolf und Ingrid Scheuböck sind Wiederholungstäter: Das vierte Mal sind sie mittlerweile beim Tag der offenen Gartentür dabei. Das Projekt soll ausgewählte private Gärten der Öffentlichkeit zugänglich machen, zum Austausch und zu Fachsimpeleien anregen und den Hobbygärtnern die Möglichkeit geben, ihr kleines Paradies zu präsentieren.

Tag der offenen Gartentür in Dachau: Doris Kern aus Niederroth bei Markt Indersdorf bezeichnet ihren Garten als Ruhetempel.

Doris Kern aus Niederroth bei Markt Indersdorf bezeichnet ihren Garten als Ruhetempel.

(Foto: Toni Heigl)

Jedes Jahr lockt der Bezirksverband Oberbayern für Gartenbau und Landespflege e.V. in Kooperation mit den Kreisfachberatern des Landratsamts und den örtlichen Vereinen bis zu 50.000 Besucher ins Grüne. Seit 1999 findet der Tag der offenen Gartentür statt - seitdem sind auch die Scheuböcks dabei. Diesen Sonntag öffnen sie wie zwei andere Gartenbesitzer im Landkreis Dachau erneut die Pforten zu ihrem grünen Kleinod.

Wer Rudolf Scheuböck in seinem weitläufigen Naturgarten sucht, braucht mitunter etwas Zeit. Große Obstbäume, Sträucher und Staudenblumen machen den Hausgarten zu einem lauschigen Plätzchen. Der 1500 Quadratmeter große Garten lädt zur Rast und Entspannung ein. Auch der Gartenbesitzer selbst schätzt die beruhigende Wirkung seiner kleinen Oase. "Wir brauchen keinen Urlaub machen, sondern setzen uns einfach in den Garten", sagt Scheuböck zufrieden und weist mit seinen Händen zu einer der vielen Sitzgelegenheiten.

Überall sind Sitzbänke und kleine Stühle verstreut, in Rot, Blau oder Weiß. Jeder findet da ein Plätzchen: Unter dem Apfelbaum mit dem Vogelhäuschen und der Schaukel, am Teich, in dem Seerosen und Goldfische schwimmen oder neben dem Holunderstrauch. Der liegt Scheuböck besonders am Herzen. "Der Holler ist mein Liebling", schwärmt Scheuböck, der von dessen Blütenpracht immer wieder begeistert ist.

Denn besonders wichtig ist dem Altomünsterer mit dem grünen Daumen vor allem die natürliche Vielfalt in seinem Garten: "Das ist keine Monokultur." Die Naturnähe zeigt sich auch in den naturbelassenen Wiesen, verschiedenen Wildrosen und der Ruderalfläche am Eingang. Scheuböcks kleines Paradies ist in der Tat eine gute Adresse zum Urlaub machen.

Ein ganz anderer Garten ist der von Christine Lesch und Andreas Herold in Inhauser Moos. Exotik und Ruhe herrschen in dieser abwechslungsreichen Idylle. Beim Eintreten fallen sofort größere Projekte ins Auge. Der studierte Landschaftsbauer Herold und Lesch arbeiten an einem großen Gartenteich, den eine Trockenmauer umrundet und in den ein Bachlauf mündet. Auf dem Rest der etwa 300 Quadratmeter großen Fläche ist ein gepflegter Rasen angelegt, der ausgefallene Pflanzenarrangements umsäumt. Ihr Lieblingsplatz, verrät Christine Lesch, ist die kleine Sitzgruppe direkt vor der Gartenhütte.

Ein Ruhetempel trotz aller Arbeit

Von dort lässt sich der Garten in seiner ganzen Pracht überblicken. Und der ist ein Sammelsurium eindrucksvoller Pflanzenvielfalt. Seit einigen Jahren bereits werkelt Christine Lesch mit ihrem Freund an der Gartengestaltung. Geplant angelegt haben die beiden den Garten nicht, "wir haben einfach das Buddeln angefangen", sagt Lesch. Und dennoch lässt sich ein klares Konzept erkennen. Exotische Einflüsse aus Fernost ziehen sich durch den ganzen Garten. Bambus, Japanischer Ahorn und eine Buddhastatue inmitten eines kleinen Steingartens - an Ausgefallenem mangelt es dem Garten im Inhauser Moos sicherlich nicht. Etwas empfindlich sind die besonderen Gewächse dennoch.

Die Experimentierfreude der beiden zahlt sich jedoch aus: Der Ahorn und andere Pflanzen verstehen es sehr wohl, dem Klima in "bayerisch Sibirien" stand zu halten. Die prächtigen Blüten der Passionsfrucht zieren die Hausfassade, gleich neben Kiwistrauch und Mangobaum. Fernöstlich inspiriert ist auch Leschs "Gartenphilosophie", denn sie sieht Gartenarbeit als einen persönlichen Ausgleich. "Was für den einen Yoga oder der Fitnesstempel ist, ist für mich der Garten", erklärt sie.

Darum fällt es ihr auch überhaupt nicht schwer, die Wochenenden und jede freie Minute in ihren Garten zu investieren. Trotz all der Arbeit ist ihr Garten für sie auch ein Ruhetempel: "Auch das Buddeln bedeutet für mich Entspannung." Und die Arbeit hat sich gelohnt - das Ergebnis ihres Eifers können Besucher an diesem Sonntag bewundern.

Der dritte Garten, der am Sonntag Besuchern offen steht, ist der von Doris Kern aus Niederroth: ein 1200 Quadratmeter großer, naturnaher Garten, in dem jede Menge Stauden wachsen. Außerdem ist er mit zahlreichen Dahliensorten, Kübelpflanzen, Laufenten und einem eingewachsenen Strauch- und Baumbestand bestückt.

Wer an lebendiger Gartenkultur, anregenden Gesprächen und Inspiration für die eigene Gartenarbeit interessiert ist, sollte diese drei Gärten am kommenden Sonntag besichtigen. Ziel des Tags der offenen Gartentür ist es auch, Gartenkultur zu bewahren und pflegen. Andererseits sollen Gartenbesitzer Anerkennung und Motivation für ihre Arbeit finden - denn laut Gartenbauverein ist gerade der Garten "der letzte Luxus unserer Tage". Er fordere das, was in der heutigen Gesellschaft am kostbarsten geworden sei: Zeit, Zuwendung und Raum.

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