Szenario:Zu Tränen gerührt

Lesezeit: 3 min

Als Bürgermeister Dieter Kugler die Bürgermedaille von Röhrmoos an Fritz Dotzler und Michael Christoph überreicht, erleben die Festgäste bewegende Momente. Ein Plädoyer für das Ehrenamt

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

In kurzen Leserhosen? "Warum nicht", sagt Andreas Lerchl, Vorsitzender des Mädchen- und Burschenvereins von Röhrmoos. "So kalt ist es nun auch wieder nicht." Außerdem wird es den Teilnehmern am Fest zur Verleihung der Bürgermedaille im Rathaus im Laufe des Sonntagvormittags noch sehr warm ums Herz. Spätestens, wenn Fritz Dotzler ans Rednerpult tritt und sich herzlich, zu Tränen gerührt, für die Bürgermedaille als Auszeichnung der gesamten Gemeinde Röhrmoos bedankt.

Alle Festgäste erheben sich mehrmals zum Applaus auch für den zweiten Geehrten, Michael Christoph, der den Schützenverein prägte und die erste große kulturelle Initiative der Gemeinde gründete. Der Kulturkreis Röhrmoos ist mittlerweile eine landkreisweite geachtete Institution. Nicht minder kräftig ist der Beifall für die Ehefrauen Rosa Dotzler und Rosemarie Christoph, sodass im Sitzungssaal das Gefühl einer großen Gemeinschaft entsteht, das Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) in seiner Festrede zuvor so vehement beschworen hat. Letztlich feiern sie sich alle auch ein wenig selbst. Denn der Großteil der Gäste übt zahlreiche Ehrenämter aus oder war über Jahrzehnte hinweg engagiert.

Bürgermeister Dieter Kugler mit seinen Ehrengästen (von links): Rosa und Fritz Dotzler, Michael Christoph und Gattin Rosemarie. (Foto: Toni Heigl)

Alle reden vom Ehrenamt, aber den meisten Vereinen geht das Personal für die Vorstandsarbeit und die Organisation aus. Auch deswegen hat sich der Gemeinderat von Röhrmoos dazu entschlossen, die Bürgermedaille zu reaktivieren, um für mehr Engagement in der Gemeinde zu werben. Bürgermeister Dieter Kugler sagt: "Damit wollen wir die Wertschätzung des Ehrenamts auch von Seiten der Gemeinde ausdrücken und die Bürgerinnen und Bürger ermutigen, eines auszuüben."

1999 war die Medaille erstmals an Maria Hof aus dem Ortsteil Sigmertshausen und an Helmuth Rumrich und Leonhardt Pabst verliehen worden. Im Jahr 2015 wurden Altbürgermeister Josef Westermayr und die soziale Institution der Gemeinde, Paula Herzinger von der Arbeiterwohlfahrt, zu Ehrenbürgern ernannt. Diese Auszeichnung ist jeweils zwei lebenden Bürgern vorbehalten. Deswegen konnten Fritz Dotzler und Michael Christoph nur die Bürgermedaille erhalten, auch wenn sie im Bewertungssystem mit je 200 Punkten ganz nah an die Ehrenbürgerwürde heranreichten. Ihnen fehlten 50 Punkte.

Der Nachwuchs für das Ehrenamt in Röhrmoos, Andreas Lerchl und Johanna Gastl, zeigte sich beeindruckt von den Leistungen, die Fritz Dotzler und Michael Christoph für Röhrmoos erbrachten. (Foto: Toni Heigl)

Fritz Dotzler wurde im Alter von 24 Jahren zum Vorsitzenden der SpVgg Röhrmoos gewählt. Das war 1955. 30 Jahre lang war er im Amt. Parallel dazu, von 1972 bis 1990, war er Gemeinderat. Kuglers Laudatio hörte sich stark nach dem US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy an, der die Menschen aufgefordert hatte, darüber nachzudenken, was sie für den Staat leisten können. Bei Kugler klingt der Appell so: "Fritz Dotzler hat die grundsätzliche Einstellung, für andere da zu sein und nicht nur darüber zureden, was andere oder die Allgemeinheit für einen tun könnten." Unter Dotzlers Ägide fällt der gesamte Aufbau des Sportvereins samt Sportstätten. Sein Nachfolger Günter Bakomenko hatte ihn vorgeschlagen.

Kulturkreisvorsitzender Michael Wockenfuß fand es ebenfalls angemessen, dass sein Vorgänger Michael Christoph (CSU) die Bürgermedaille erhält. Dessen politisches und gesellschaftspolitisches Engagement reichte über die Grenzen der Gemeinde Röhrmoos hinaus. Als Präsident des Lionsclubs, der soziale und kulturelle Initiativen im Landkreis unterstützt, als Kreispolitiker oder Mitglied des Verwaltungsrats des Sparkasse Dachau, somit auch als Wirtschaftspolitiker. Dieser Blick über den so genannten Tellerrand war maßgeblich für die Initiative, die ihm neben seinem jahrzehntlangen Einsatz für den Schützenverein die Bürgermedaille einbrachte. Christoph gründete den Kulturkreis Röhrmoos, nachdem er beobachtet hatte, wie identitätsstiftend solche Vereine beispielsweise in Haimhausen oder Altomünster wirken. Der Erfolg gibt ihm Recht, etwa mit der Sinfonischen Sommernacht in Schönbrunn. Bürgermeister Kugler würdigte Christophs Engagement "als besondere Herzensangelegenheit".

Die Bürgermedaille der Gemeinde, die Dotzler und Christoph am Sonntag überreicht bekamen. (Foto: Toni Heigl)

Der angehende Industriemechaniker Andreas Lerchl, 18 Jahre alt, und seine Co-Vorsitzende beim Mädchen- und Burschenverein in Röhrmoos, die 21-jährige Johanna Gastl - sie arbeitet bei der Kfz-Zulassung des Landratsamts - hatten mit einer der üblichen Feiern auf offizieller Ebene gerechnet. Danach sagte Johanna: "Toll, was die (sie meinte Dotzler und Christoph) erreicht haben." Beide fügen hinzu: "Da haben wir noch einiges vor uns." Der Appell des Bürgermeisters für das Ehrenamt hat bei ihnen anscheinend Gehör gefunden.

Eine kleines Geschenk als Würdigung erhielten sechs weitere Röhrmooser Bürger: Herbert Kölbl war zehn Jahre lang Vorsitzender des Schützenvereins Gemütlichkeit Röhrmoos,Elfriede Dörr elf Jahre Schriftführerin bei der Arbeiterwohlfahrt. Herbert Michalitza war zwölf Jahre im Vorstand der Theaterer tätig. Elisabeth Kirchner war dort zwölf Jahre Schatzmeisterin. Hans Zotz gehört 24 Jahre dem Vorstand des Veteranen- und Soldatenvereins Biberbach an. Und Will Fottner war 36 Jahre lang dessen Vorsitzender.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: