Szenario:Klassentreffen der Musiktalente

EUMWA

Die zwölfjährige Geigerin Antonia Kreuzer ist zum ersten Mal beim Musikworkshop in Altomünster.

(Foto: Dorothea Friedrich)

Bei den Workshops des EUMWA herrscht eine heitere Atmosphäre

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Zhiyong Zhou und Tiany Xu sitzen am Dienstagabend ziemlich entspannt im Altomünsterer Hechthof-Keller. Sie sind heute "nur" Zuhörer beim ersten Kammerkonzert des diesjährigen Europäischen Musikworkshops (EUMWA). Bei der fröhlich-unkomplizierten Eröffnung am vergangenen Samstag im Rathaus war die Stimmung der zwei jungen chinesischen Fagottisten um einiges angespannter. "Wir haben gerade erfahren, dass wir zusammen mit Guido Schiefen spielen sollen, da haben wir schon etwas Angst." Dazu muss man wissen, dass Cellist Schiefen eine Dozenten-Säule des EUMWA ist - und jeder sein hochsensibles Spiel bewundert, auch Georg Bruder. Er ist mit seinen beiden Söhnen Anton (11) und Franz (13) zum ersten Mal beim EUMWA dabei. Die Familie hat gleich eine Ferienwohnung gemietet, weil Vater und Söhne neue Fertigkeiten auf ihren Instrumenten, Cello, Klavier und Geige, erlernen wollen. Auch Antonia Kreuzer ist EUMWA-Neuling. Die zwölfjährige Geigerin hat ihren Vater Matthias mitgebracht. Beide schauen sich neugierig im Rathaus-Sitzungssaal um. Viele Instrumentalisten und Sänger kennen sich bereits von früheren Workshops.

So ist auch für Bassbariton Miloš Koch der EUMWA mehr als eine Fortbildungsveranstaltung: "Hier ist immer eine super Atmosphäre, man trifft Menschen, die man kennt und fühlt sich zu Hause." Was ihm noch wichtig ist: "die supergute Organisation". Für die ist von Anfang an Claudia Geisweid verantwortlich. Sie hat es wieder mal geschafft, alle 48 Teilnehmer in Hotels, Ferienwohnungen und privat unterzubringen. Kein leichtes Unterfangen, wie Bürgermeister Anton Kerle konstatiert. Für ihn sind Markus Kreul, Initiator und künstlerischer Leiter, sowie Claudia Geisweid unverzichtbar. "Ohne ihre Qualitäten wäre der EUMWA nicht das, was er ist."

Was aber macht die Qualität des EUMWA aus? Das lässt sich am Dienstagabend beim Kammerkonzert wunderbar erleben: Antonia Kreuzer, Anton und Franz Bruder spielen ein Schostakowitsch-Stück ganz so, als hätten sie wochenlang zusammen geübt und sich nicht erst vor drei Tagen kennengelernt. Jonas Mercadel und Tassilo Probst machen aus Vittorio Montis bekanntem Csárdás ein Mini-Dramolett und zeigen neben hohem spielerischem Können auch Schauspiel-Begabung. Irena García Pasadar und Esther Rodriguez Gallardo haben sich für ein Piano-Duo mit Show-Einlage entschieden. So viel Gelöstheit, so viel Humor war hier in den vergangenen Jahren selten zu erleben.

Noch verblüffender ist die Programmauswahl. Neben den unvergänglichen Klassikern von Johann Sebastian Bach oder Johannes Brahms und Liedern von Robert Schumann, Franz Schubert oder Richard Strauss studieren die EUMWA-Teilnehmer heuer etliche moderne Kompositionen ein. Sie singen und spielen sie ebenso ernsthaft und mit ebenso viel Leidenschaft wie sie sich der tradierten Kammermusik-Literatur widmen. Und noch ein Novum hat der EUMWA heuer zu bieten: ein eigenes Vokalensemble unter der Leitung von Dominik Wortig. Ihr Premierenauftritt mit Robert Schumanns "Zigeunerleben" ist der Höhe- und Schlusspunkt von knapp zwei Stunden schönster Musik - und macht Lust auf sehr viel mehr EUMWA.

Zum Beispiel beim Abend der Begegnung mit Flötist Raphael Gärtig, am Donnerstag, 25. April, um 19.30 Uhr im Hechthof, beim Kammerkonzert II am Freitag, 26. April, um 19.30 Uhr, ebenfalls im Hechthof und beim Abschlusskonzert am Samstag, 27. April, um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Altomünster.

Damit ist jedoch noch nicht Schluss mit dem 13. EUMWA. Das neu gegründete Vokalensemble ist am Samstag, 4. Mai, um 19 Uhr in der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach mit "Ave Maria" zu hören, einem Chor- und Orgelkonzert zum Marienmonat. Für Zhiyong Zhou und Tiany Xu heißt es aber erst einmal: Üben, sich auf ihren Auftritt mit Guido Schiefen vorbereiten und sich ein wenig wie EUMWA-Pioniere fühlen, denn sie sind die ersten Teilnehmer des neuen Fagott-Workshops.

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