SZ Talentiade:Wie ein einziger Wurf die Konkurrenz schockierte

Maxime Kirschner

Maxime Kirschner will nach Nairobi zur U18-Weltmeisterschaft.

(Foto: Horst Kramer)
  • Der TSV Eintracht Karlsfeld erhält bei der Talentiade 2017 den SZ-Förderpreis, der mit 1500 Euro dotiert ist.

Von Horst Kramer, Karlsfeld

Ganz heimlich träumt Maxime Kirschner ihren großen Traum: den von der Teilnahme an der U 18-Weltmeisterschaft dieses Jahr in Nairobi. Dafür müsste sie den Speer 49,50 Meter werfen. Wäre das überhaupt im Bereich des Möglichen? "Keine Ahnung", Maxi zuckt mit den Schultern. Ein Gedanke blitzt ihr durch den Kopf: "Wenn ich zur Weltmeisterschaft könnte, wäre ich zwei Wochen von der Schule freigestellt - das wäre richtig cool!" Der Satz kommt nicht von ungefähr. Er resultiert aus einer entscheidenden Erfahrung, sich nicht selbst zu sehr unter Druck zu setzen.

Der Stabhochsprung bei den U 16-Meisterschaften war einer der wenigen kritischen Momente in der ansonsten steil nach oben weisenden Sportkarriere der Karlsfelderin. Sie ist zur SZ-Talentiade vorgeschlagen und gilt als eine der großen deutschen Nachwuchshoffnungen in der Leichtathletik. Ein Moment, aus dem sie eine Lehre gezogen hat: "Wenn ich ein Ziel zu verbissen anstrebe, verkrampfe ich. Mit dem Kopf durch die Wand - das funktioniert nicht." Mit einem hintersinnigen Grinsen setzt die Gymnasiastin hinzu: "Am besten ist es, an gar nichts zu denken und einfach zu machen." So wie bei den Deutschen Meisterschaften. "Ich bin da mit meinen Eltern ohne große Erwartungen hingefahren.

Claus Fiebig, ihr Trainer beim TSV Eintracht Karlsfeld, habe ihr geraten, locker zu bleiben. "Wenn ich in die Endrunde der besten Acht käme, wäre das schon ein großer Erfolg." Eine Stunde vor dem Wettkampf öffnete der Himmel alle Schleusen, es goss in Strömen. Mit deutlicher Verspätung ging es los, alle waren genervt. Maxime war als Erste an der Reihe. Dynamischer Anlauf, locker aus Bein, Rücken und Schulter (wie im DLV-Video zu sehen ist) - das Wurfgerät segelte und segelte und blieb schließlich bei 45,73 Meter stecken. Fünf Meter weiter als ihr bis dahin bester Wurf! Die Konkurrenz war schockiert.

Die große Favoritin Lea Wippke aus Leipzig rückte im zweiten Durchgang immerhin noch bis auf 45,19 Meter heran, konnte die Karlsfelderin aber nicht weiter gefährden. Ganz nebenbei hatte Maxi einen neuen bayerischen Rekord aufgestellt. Der Wurf zur deutschen Meisterschaft war keine Eintagsfliege, sondern die logische Konsequenz zweier Jahre akribischer Trainingsarbeit. Fiebig hatte das Wurftalent der gelernten und weiterhin aktiven Handballerin entdeckt und gefördert. Im vergangenen Jahr wurde sie Oberbayerische Vizemeisterin bei den U 18-Juniorinnen mit 38,38 Metern, kurz darauf gewann sie Bronze beim bayerischen U 18-Championat mit 40,66 Metern.

Im Herbst siegte die Schülerin am Dachauer Josef-Effner-Gymnasium bei einem Bundesländer-Vergleichswettkampf in Ludwigsburg mit 44,66 Meter. Und ausgerechnet im eiskalten Januar verbesserte Maxi ihre Bestleistung bei den bayerischen Winterwurfmeisterschaften auf 46,11 Meter. Der Rekord hielt allerdings nur bis zum Münchner Abendsportfest am 10. Mai, als sie ihre 500-Gramm-Gerät auf 47,03 Meter schleuderte. Die Norm für die U 18-Deutsche Meisterschaft von 44 Meter hat sie damit locker erfüllt. Aber eben noch nicht die für Nairobi.

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