Ehrenamtliches Engagement:Lächle und arbeite

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Regina Heeg ist seit vier Jahren Helferin bei der Tafel, auch ihre 15-jährige Tochter engagiert sich ehrenamtlich. Nicht immer stößt ihr Engagement auf Verständnis.

Von Manuel Kronenberg, Dachau

Jedes Produkt, das an die Dachauer Tafel gespendet wird, wird noch einmal einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Regina Heeg, seit vier Jahren ehrenamtliche Helferin bei der Tafel, guckt genau hin. Jedes Stück Brot, jedes Gemüse prüft sie. Verdorbene Nahrungsmittel sortiert sie aus, Obst wird geputzt. Wenn mittwochmittags die Lebensmittelausgabe beginnt, muss alles fein säuberlich in den Regalen stehen. Es soll schließlich auch optisch ansprechend sein. Damit das rechtzeitig klappt, kommt die 48-Jährige schon um sieben Uhr morgens in die Ausgabestelle der Dachauer Tafel in der Brunngartenstraße.

Jeden Mittwoch ist Regina Heeg hier. Sie opfert ihre Freizeit, um Menschen zu helfen. In den Ferien packt auch Tochter Jasmin mit an und begleitet ihre Mutter mittwochs in die Tafel. Sie überlegt sich, ins Jugendrotkreuz einzutreten. Außerdem ist sie seit sechs Jahren Ministrantin. Jasmin ist erst 15 Jahre alt. Mit 15, wenn die Jungs sich ihre Zeit am liebsten mit Fußballspielen vertreiben und die Mädchen zum Freizeitvergnügen auf Pferden reiten, verstehen viele nicht, warum sich jemand ehrenamtlich engagiert. Und das auch noch in den Ferien.

"Was verdienst du da?"

Jasmin sei deswegen schon blöd angemacht worden, erzählt Regina Heeg. "Es gibt immer welche, die dumm daherreden." Sie selbst ist das schon gewohnt. Wenn sie neuen Bekanntschaften erzählt, was sie macht, dass sie sich ehrenamtlich engagiert, wird sie oftmals schräg angeschaut. "Manchmal ist dann die erste Frage: Was verdienst du da?" Aber darum gehe es ja nicht. "Ehrenamt heißt, dass ich etwas ohne Bezahlung mache. Und ich mache das gerne." Aber worum geht es denn? Was hält Heeg denen entgegen, die ihr Engagement nicht verstehen? Ihre Geschichte beantwortet eigentlich alle Fragen.

So früh wie ihre Tochter hat auch Regina Heeg angefangen, Leuten zu helfen. Seit 35 Jahren ist die Dachauerin mit den kurzen blonden Haaren im Roten Kreuz aktiv, schon mit 13 ist sie dem Jugendrotkreuz beigetreten. In ihrer Familie hat es fast schon Tradition, sich ehrenamtlich zu engagieren. Heegs Eltern waren es, die sie an die ehrenamtliche Arbeit herangeführt haben. Beide sind ebenfalls schon viele Jahre Helfer im Roten Kreuz. Ihre Mutter organisiert den alljährlichen Adventsbasar, dessen Erlös Kindern aus sozial schwachen Familien zugutekommt. Ihr Vater ermöglicht den Stammtisch für die Ehrenamtlichen, der jeden ersten Freitag im Monat stattfindet. Bevor Heeg angefangen hat, bei der Dachauer Tafel zu helfen, engagierte sie sich in anderen Bereichen. So war sie schon im Krankenhausdienst tätig, hat im BRK-Kleiderladen in der Martin-Huber-Straße Kleider sortiert oder in Deutenhofen einen bunten Nachmittag für Senioren organisiert, als es dort noch das Altenheim gab.

Helfen macht ihr Freude

Regina Heeg lächelt und gestikuliert viel, wenn sie von ihrer Arbeit erzählt. Sie wirkt fröhlich und bodenständig. Das Helfen macht ihr Freude, auch wenn es nicht immer leichte Arbeit ist. Waren sortieren, Kisten schleppen, viel laufen und putzen. Dabei komme es auch vor, dass man sich schmutzig macht, sagt Heeg. Etwa wenn Paprika schon alt sind und tropfen. Damit muss man dann eben klar kommen. "Ich empfinde das nicht als Belastung."

Im Gegenteil. Menschen zu helfen, ist ihr wichtig. Es gibt ihr auch etwas zurück, gibt ihr ein Gefühl der Zufriedenheit. Schon wenn sie ein paar Tage krank ist, vermisst sie ihren Job. "Das gehört zu meinem Leben dazu. Ich kann's mir gar nicht anders vorstellen." Ins Zweifeln gekommen sei sie nie. "Es reicht schon, wenn mich jemand anlächelt. Dann weiß ich: Jetzt habe ich etwas Gutes gemacht." Das kann sie jedem entgegenhalten, der nicht versteht, warum sie ihre Freizeit opfert, um sich ehrenamtlich zu engagieren. So jemand kann sie nicht aus dem Konzept bringen. "Die wissen einfach nicht, wovon sie reden", sagt Heeg. Ihrer Meinung nach gibt es in Deutschland zu viele Leute, denen es nicht gut geht, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Mit ihrem Engagement will sie etwas gegen diese Ausgrenzung tun. Auch wenn es ein paar Leute gebe, die sie dafür schräg anschauen - die meisten seien ihr doch dankbar für das Engagement.

Vor allem natürlich diejenigen, denen sie hilft. Von denen erhält sie auch immer ein Dankeschön, und das ist die ganze Wertschätzung, die sie braucht. "Ein Lächeln entschädigt viel", sagt Heeg und lächelt selbst .

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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