SZ-Schulratgeber:Die Nachfrage an Ganztagsangeboten steigt

SZ-Schulratgeber: Wo es an den weiterführenden Schulen bereits Ganztagszweige gibt, werden sie auch angenommen - so wie am Josef-Effner-Gymnasium.

Wo es an den weiterführenden Schulen bereits Ganztagszweige gibt, werden sie auch angenommen - so wie am Josef-Effner-Gymnasium.

(Foto: Toni Heigl)

Weil immer mehr Eltern berufstätig sind, steht die Betreuung ihrer Kinder bis in den Nachmittag hinein hoch im Kurs. Weiterführende Schulen reagieren mit gebundenen und offenen Angeboten auf den gesellschaftlichen Wandel.

Von Petra Schafflik, Dachau

Nach der Schule schnell ab nach Hause, wo Mama schon mit dem Mittagessen wartet. - Ein Szenario, das im Landkreis auf immer weniger Familien zutrifft. Oft sind beide Elternteile berufstätig, wachsen Kinder bei alleinerziehenden Vätern und Müttern auf, die ihren Nachwuchs auch nachmittags gerne betreut sehen. Die Schullandschaft passt sich diesem gesellschaftlichen Wandel sukzessive an.

Auch an weiterführenden Schulen gibt es inzwischen überall Angebote, doch ein einheitliches Konzept fehlt. Echte Ganztags-Schulzweige mit rhythmisiertem, über den Tag verteiltem Unterricht bieten nur das Josef-Effner-Gymnasium, die Mittelschulen Dachau-Ost, Erdweg, Karlsfeld und Markt Indersdorf. An den übrigen Schulen können Eltern meist flexibel die offene Ganztagsschule buchen, die gemeinsames Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitaktivitäten organisiert.

Die gebundene Ganztagsschule prägt allgemein eine Integration von Freizeitangeboten und Trainingsphasen in den Tagesablauf. Über den längeren Schultag bleibt den Kindern mehr Zeit zum Lernen, Üben und auch Entspannen. Im Landkreis war die Mittelschule Markt Indersdorf bereits 2005 Pionier in Sachen echter Ganztagsschule. Dort hat der damalige Schulleiter Martin Güll, heute SPD-Landtagsabgeordneter des Kreises, gemeinsam mit dem Pädagogen-Team und engagierten Eltern die Genehmigung für eine erste Ganztagsklasse erkämpft.

Schule als Sozial- und Lebensraum

Was vor zehn Jahren mit einer Klasse startete, entwickelte sich rasch zum Erfolgsmodell. Heute ist Markt Indersdorf eine der größten Ganztagsmittelschulen in Bayern, für mehr als die Hälfte der Schüler ist dort rhythmisierter Unterricht von acht bis 16 Uhr Alltag. Im M-Zug, der Schüler zur Mittleren Reife führt, "haben wir gar keine Halbtagsklasse mehr", berichtet Schulleiter Thomas Frey. Damit Ganztag zum Erfolg wird, "müssen Schulleiter und Kollegium präsent sein, das Konzept aktiv leben", sagt Frey.

Weil die Schüler mehr Zeit in der Schule verbringen als zu Hause, entwickle sich die Schule zum Sozial- und Lebensraum. Der erfahrene Schulleiter ist von der Ganztagsschule überzeugt. "Wir bespaßen die Kinder am Nachmittag nicht nur, sondern fördern sie individuell." Entscheidend sei aber neben dem Engagement definitiv auch ein adaptiertes Schulhaus. "Das hatten wir am Anfang auch völlig unterschätzt", räumt Frey ein. Aber eine rasch ans Schulhaus angebaute Mensa reiche definitiv nicht. Ganztagsschule brauche Raum - ein Faktor, der derzeit einen zügigeren Ausbau dieser Schulform im Landkreis hemme, wie Frey beobachtet.

So gibt es etwa für Realschüler noch keine Ganztagsschule im Kreis. An der Dachauer Josef-Schwalber-Realschule steht das Pädagogen-Team zwar in den Startlöchern für einen Ganztagszug. Zunächst muss aber das benachbarte Berufsschulgebäude wie geplant erweitert werden. Dann erst ist dort Platz für einen gebundene Ganztagszweig. Schulleiterin Angelika Rogg freut sich schon, das Konzept steht. Vom System des rhythmisierten Unterrichts ist auch sie überzeugt, das sei "aus schulischer Sicht effizienter".

Schüler sind für Ganztagsklassen

Das sehen offenbar auch viele Eltern so. Wo es an den weiterführenden Schulen bereits Ganztagszweige gibt, werden sie auch angenommen. An der Mittelschule Dachau-Ost "ist die Nachfrage ordentlich", bestätigt Schulleiterin Renate Polansky. Zwischen zwei und vier Eingangsklassen starten seit dem Start 2010 jedes Jahr am Josef-Effner-Gymnasium im Ganztagszweig in der Außenstelle an der Steinstraße. Was Schulleiter Kurt Stecher besonders freut, ist, dass die Schüler jetzt klar pro Ganztagsklasse votieren. Denn ursprünglich sollte der Ganztagszweig bis zur achten Klasse laufen. Doch die Jugendlichen, die im kommenden Jahr in die neunte Klasse kommen, "wollen ganz klar im Ganztag weitermachen", so Stecher.

Wo es keinen Ganztagszweig gibt, läuft an den Schulen fast überall eine offene Ganztagsbetreuung. Allerdings organisiert dieses Angebot ein freier Träger oder Förderverein, der dann ein Konzept erstellt und pädagogische Mitarbeiter organisiert. Wie am Gymnasium Markt Indersdorf, wo täglich 10 bis 18 Schüler kommen zum Mittagessen, zur Hausaufgabenbetreuung und zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten.

Das Angebot ist im Gegensatz zur gebundenen Ganztagsschule weniger verbindlich, könne tageweise gebucht werden, betont Dagmar Kulle vom GMI-Förderverein, die als ausgebildet Erzieherin dort die offene Ganztagsbetreuung leitet. Für Familien ist der offene Ganztag offenbar nicht nur eine Notlösung. Denn, betont Dagmar Kulle, "es ist gerade diese Flexibilität, die viele Eltern besonders schätzen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: