SZ-Forum in Dachau:Der Boom und die Folgen

Der Ballungsraum München boomt - das wird nicht aufzuhalten sein. Doch wie lässt sich bezahlbarer Wohnraum schaffen? Was passiert mit dem hohen Verkehrsaufkommen? Welche Möglichkeiten gibt es, die Lebensqualität zu bewahren? Über diese Fragen können die Dachauer am Dienstag mit Politikern und Experten beim SZ-Forum diskutieren.

Helmut Zeller

Das Zauberwort vom Wachstum hat durch Wirtschafts- und Umweltkrisen viel von seinem verführerischen Klang verloren. Lebensqualität gehe eben nicht mit ungebremstem Wachstum einher, sagt der Münchner Stadtplaner Hans-Joachim Schemel, Sprecher einer neuen Initiative von Umweltorganisationen. Der Thementisch Umwelt der Integrativen Stadtentwicklung Dachau hat schon 2009 ein "Nachdenken über die Grenzen des Einwohnerwachstums" gefordert. Aber der Ballungsraum München boomt - und das wird nicht aufzuhalten sein. In zwei Jahrzehnten werden noch mehr Menschen in München und den umliegenden Gemeinden arbeiten und leben - und das stellt auch die Dachauer Kommunen vor viele Probleme. Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) zum Beispiel plädiert für ein "gesundes Wachstum" bei gleichzeitiger Ausweisung von neuen Gewerbeflächen. Nur so könne sich die Stadt mit ihren gut 43 000 Einwohnern in der Nachbarschaft Münchens behaupten. 8000 Menschen mehr kann sich der Oberbürgermeister gut vorstellen. Aber sind Dachau und die 16 Gemeinden im Landkreis für die Folgen überhaupt gerüstet? Schon jetzt fehlen Betreuungseinrichtungen für Kinder von der Krippe bis zur Nachmittagsbetreuung von Schülern. Mehr Menschen bedeuten auch mehr Verkehr - und die geplante Nordost-Umfahrung, sofern sie denn überhaupt eine Entlastung bringen würde, ist in weite Ferne gerückt. Flächenverbrauch und Zersiedelung der Landschaft schreiten voran. Die Verpflichtung, ökologische Ausgleichsflächen zu schaffen, wird so ernst nicht immer genommen. Schließlich werden Bauland und Mietwohnungen immer teurer, auch der tägliche Einkauf. Nirgendwo sind die Preise so hoch wie im Ballungsraum München. Die Stadt Dachau zählt zu den zehn teuersten in ganz Deutschland. Mit all diesen Aspekten des Booms beschäftigt sich die SZ-Serie "Wohnen, Wachstum, Zukunft". Über Chancen und Folgen der Entwicklung im Landkreis können die Leser der Süddeutschen Zeitung mit Politikern und Experten beim SZ-Forum an diesem Dienstag, 17. Januar, im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau diskutieren. Dachaus Landrat Hansjörg Christmann (CSU), Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU), Vierkirchens Bürgermeister Heinz Eichinger (SPD) und Wolfgang Winter, Vorsitzender des Mietervereins Dachau und Umgebung, sprechen auf dem Podium über die Frage, wie der Landkreis den Boom bewältigen kann. Landrat Christmann hat schon vor geraumer Zeit den Siedlungsdruck aus München und seine Folgen zum zentralen politischen Thema der Dachauer Kreispolitik erklärt. Bürgermeister Eichinger, Vorsitzender des Regionalentwicklungsvereins Dachau Agil, plädiert dafür, die Identität des Landkreises zu erhalten. Das heißt vor allem: Die seit Generationen gewachsene Kulturlandschaft darf nicht zerstört werden. Aber wie wollen die Politiker das verhindern? Welche Möglichkeiten gibt es, die Lebensqualität der Menschen zu bewahren, die immer mehr Geld für Wohnen ausgeben müssen? Die Diskussion beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

SZ-Forum in Dachau: Schon jetzt gibt es ständig Stau auf der Münchner Straße in Karlsfeld. Doch die Einwohnerzahl im Landkreis wird weiter steigen, noch mehr Autos drängen auf die Straßen.

Schon jetzt gibt es ständig Stau auf der Münchner Straße in Karlsfeld. Doch die Einwohnerzahl im Landkreis wird weiter steigen, noch mehr Autos drängen auf die Straßen.

(Foto: joergensen.com)
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