SZ-Benefizkonzert:Eine Nacht in Dachau

Beim diesjährigen SZ-Benefizkonzert treten Franz Josef Himpsl und die Hard-Days-Night Big Band auf. Der Grammypreisträger Jay Ashby hat extra einen Dachau-Blues komponiert.

Wolfgang Eitler

Die SZ-Benefizkonzerte für den Adventskalender mit Wolf Euba, Beate Himmelstoß oder Rainer Unglaub als Erzähler und der Dellnhaun Musi, BavaRio oder Non Sordino als musikalische Formationen waren sehr erfolgreich. Besser geht's nicht, könnte man sagen. Warum also das Bewährte wiederholen, warum nichts Neues, zumindest Anderes versuchen?

SZ Benefizkonzert

Die Hard Days Night Big Band spielt beim SZ-Benefizkonzert in Dachau.

(Foto: privat)

Zum 25-jährigen Bestehen des Haimhausener Kulturkreises spielte eine Big Band. Der Festsaal in der Bavarian International School swingte, klatschte zu Latin und begeisterte sich am Funk. Entsprechend dem Titel der Formation, dass nach einem harten Alltag wenigstens die Nacht die reine Freude bringen soll. Getreu dem Beatles-Song: "A hard days night".

Allerdings stellte sich die Frage, ob denn Jazz in ein Weihnachtskonzert passt. Auch sie ließ sich schnell beantworten: Sogar sehr gut. 1948 übernahm Saxofonist Charlie Parker in dem Lied "White Christmas" die ersten Chorusse. Danach setzte Miles Davis auf der Trompete ein.

Die Jazzfans waren begeistert, die wohl erste Weihnachts-Jazz-Platte überhaupt "Savoy Christmas Blues" ein riesiger Erfolg. Der schwedische Posaunist Nils Landgren, einer der vielseitigsten Musiker der europäischen Jazzszene, feierte 2006 "Christmas With My Friends". 2008 folgte Teilzwei. Die anrührende Sentimentalität von Weihnachtsliedern gewinnt durch den Jazz eine neue Dimension - die des Blues.

Blieb also die Frage, ob die Münchner Big Band Hard-Days-Night sich an ein weihnachtliches Benefizkonzert wagen würde. Auf der Verleihung des SZ-Tassilopreises im Frühjahr lächelte Franz Josef Himpsl als Antwort.

Zum einen hatte er eine der ersten musikalischen Lesungen der Dachauer SZ-Benefizkonzerte mit seiner Unterbiberger Hofmusik gegeben, außerdem organisiert der 55-Jährige die Big Band. Und schließlich spielen in ihr ausgewiesene professionell tätige Musiker, die ein Repertoire beherrschen, mit dem sie nicht nur ein Benefizkonzert bestreiten könnten. Franz Josef Himpsl sagte sofort zu: "Machen wir." Also: "Jazz goes Weihnachten."

Was sich so leichthin ankündigt, ist so einfach nicht zu erreichen. Erstmal müssen die 20 Musiker Zeit haben, und das einen Tag vor Weihnachten. Man muss bewundernd sagen: Sie nehmen sie sich einfach, weil die Big Band sozusagen "ihr Baby" ist.

Amerikanischer Trend

Da spielt die Höhe der Gage keine Rolle. Diese Einstellung steigert - auch mit Hilfe des Sponsors, der Volks- und Raiffeisenbank Dachau - den Reinerlös des Benefizkonzerts zugunsten des SZ-Adventskalenders. Es ist also der Spaß an der Freude, die Sängerin Petra Scheeser oder den Dirigenten und Dozenten an der Hochschule für Musik, Matthias Preißinger (Klavier und Harmonielehre), noch kurz vor Weihnachten nach Dachau locken.

Und mit ihnen junge Stars wie den Schlagzeuger Bastian Jütte, den sich mittlerweile die Großen des Jazz für ihre Aufnahmen sichern. Um dann zu erfahren, wie wunderbar dieser junge Mann "auf der ganzen Linie überzeugt". 25 Jahre Hard-Days-Night-Big Band: Das ist nicht nur eine lange Erfolgsgeschichte des Münchner Jazz. Das ist auch eine herausragende Bilanz der ständigen Nachwuchs- und Talentförderung.

"Denn wo sollen die Jungen lernen und ihre Erfahrungen machen, wenn nicht bei uns?" fragt Himpsl rhetorisch. Prominentes Gewächs ist Florian Trübsbach (Saxofon) über den Jazzkritiker schreiben: "Seit langem klangen Vorschläge, die Steve Coleman und Greg Osby einst machten, nicht so überzeugend frisch und weiterentwickelt wie in Trübsbachs Kompositionen." Er spielte bei der Big Band im Alter von 14, 15 Jahren.

Das Benefizkonzert bringt außerdem einen Trend nach Dachau, um den die deutsche Musikszene international bewundert, wenn nicht gar beneidet wird. Weil in den USA die Big Bands finanziell nicht mehr überleben können, 2002 sogar die berühmte Carnegie Hall Jazz Band aufgeben musste, kommen die Stars nach Deutschland. Das Glück einer öffentlichen Förderung wie eine WDR-Big Band haben Franz Josef Himpsl und seine Freunde zwar nicht.

Aber sie profitieren von der Faszination eines Jazz, der heutzutage die Tradition der Tanzbands mit den konzertanten Möglichkeiten eines symphonischen Orchesters verschmilzt. Nun wäre auch der Posaunist und Grammy-Preisträger Jay Ashby aus New York gerne in Dachau dabei gewesen, aber bei ihm war es terminlich nicht möglich. Als besonderen Gruß hat er eigens ein Stück komponiert: "Dachau Christmas Blues".

Stellt sich somit die Frage nach dem Programm. Mentor und Organisator Franz Josef Himpsl wird nicht nur die Trompete blasen, sondern mit seiner Bassstimme einige kleine Erzählungen (beispielsweise von Robert Gernhardt) passend zu Weihnachten vortragen, damit die Dachauer Zuhörer nicht ganz von der Literatur entwöhnt werden. Aber im Mittelpunkt wird die Musik stehen, die dem Motto folgt: "Jazz goes Weihnachten".

Und zwar über "Heartland" von Pat Metheney und Peter Herbolzheimer oder dem Standard wie "Let it snow" von John Wilson zu "Heart of Matter" von Bob Mintzer und Eigenkompositionen wie "Comecar de novo" von Dirigent Matthias Preißinger . Die Big Band wird "A child is born" von Thad Jones spielen oder "Court und Spark" (Joni Mitchell), sicherlich "Silverbells" (John Wilson) und schließlich ein "Christmas-Medley der musikalischen Überraschungen".

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