SZ-Adventskalender:Kein Geld für Mutters Grabstein

Isabella ist Vollwaise. Die 19-Jährige will das Abitur machen, doch ihre finanzielle Versorgung ist total unsicher

Auf diese Fahrt in die Ferien hatte sich Isabella riesig gefreut. Zu den Großeltern nach Rumänien sollte es im vorigen Sommer gehen, die Koffer waren gepackt. Doch kurz vor der Abreise erlitt ihre erst 43-jährige Mutter eine Herzattacke, musste reanimiert werden und fiel ins Koma. Acht Tage lang bangte und zitterte die damals 17-Jährige gemeinsam mit ihrer fünf Jahre älteren Schwester Bea, dann die bittere Nachricht: Die geliebte Mama ist gestorben. Seit diesem Tag kämpft sich Isabella, die schon als Zweijährige ihren Vater verloren hat, alleine durchs Leben. Manchmal ist sie am Verzweifeln. 15 Monate sind seit dem Tod der Mutter vergangen, immer noch steht ihre finanzielle Versorgung nicht auf sicheren Beinen.

"Wir hatten ein glückliches Leben", erinnert sich die junge Frau, die gerade ihren 19. Geburtstag gefeiert hat. Reich seien sie nicht gewesen, aber nie habe den beiden Mädchen etwas gefehlt. Doch nach dem plötzlichen Tod der Mutter steht die Schülerin nun alleine da. Auch wenn die ältere Schwester, die längst ausgezogen war, mit ihrem Freund zurückkehrte in die Familienwohnung, um das vertraute Dach über dem Kopf zu erhalten. Doch Isabella hat nach wie vor Probleme, ihre Existenz finanziell abzusichern. "Als Vollwaise, die volljährig ist, aber noch zur Schule geht, fällt sie durchs Raster", sagt die Sozialpädagogin, die der jungen Frau im Auftrag des Jugendamts zur Seite steht. Waisenrente, Schülerbafög und Kindergeld stehen Isabella zu, doch nicht alle Behörden arbeiten zügig. "Plötzlich habe ich gemerkt, dass ich lange Zeit gar nicht krankenversichert war."

Nach der Mittleren Reife wollte sich Isabella an einer Fachoberschule anmelden. An der nächstgelegenen privaten FOS in Karlsfeld kann sich die junge Frau das Schulgeld von etwa 200 Euro monatlich nicht leisten. Das Bahnticket zur staatlichen und damit kostenfreien Schule in München reißt ein Riesenloch in ihre Kasse. Doch anders als finanzschwache Familien bekommt sie als Waise die Fahrkosten nicht ersetzt. Wieder fällt Isabella durchs Raster. Was die junge Frau richtig auf die Palme bringt, ist das Schneckentempo der Kindergeldkasse. Nicht einen Cent hat sie seit August 2013 erhalten, die für "Sonderfälle" zuständige Stelle sei überlastet, heißt es. Seit Kurzem schießt das Job-Center aus Kulanz einen Teilbetrag vor.

Doch die finanzielle Unsicherheit belastet. Erst vor wenigen Wochen konnten die Schwestern endlich einen Grabstein erwerben. Die letzte Ruhestätte der Mutter schön zu gestalten, war den Töchtern wichtig. Obwohl sie einen gebrauchten Stein vermittelt bekommen haben, konnten sie den Kaufpreis nicht auf einmal aufbringen. "Wir zahlen immer noch ab."

Plötzlich Schulden zu haben, belastet das Mädchen. Wegen des Papierkriegs mit Behörden und Ämtern bleibt auch kaum Zeit, den Tod der Mutter zu betrauern. "Ich verdränge das." Und vor wenigen Tagen ist die Großmutter in Rumänien verstorben, zu der Isabella ein vertrautes Verhältnis hatte. Trotz der psychischen Belastung und der finanziellen Unsicherheit verfolgt die junge Frau zielstrebig und mit großem Ehrgeiz ihre Ausbildung. Nach einem hervorragenden Mittleren Schulabschluss strebt sie jetzt das Abitur an, will studieren und Lehrerin werden.

Nur kurz überlegte sie nach der Mittleren Reife, alle Pläne über Bord zu werfen und sofort Geld zu verdienen. Dann entschied sie, durchzuhalten. "Auch Mama hätte es so gewollt." Mit Unterstützung der SZ-Leser würde Isabella gerne den Restbetrag für den Grabstein begleichen.

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