SZ-Adventskalender:Gut für Mutter und Kind

Im Haus des Lebens im Schloss Deutenhofen lernen junge, alleinstehende Mütter, sich ein selbständiges Leben aufzubauen. Die Einrichtung braucht Geld, um die Sanierung abzuschließen

Von Petra Schafflik, Dachau

Katharina M. (alle Namen geändert) hatte gerade ihren Schulabschluss in der Tasche, als ihr Sohn Maxi geboren wurde. Viel Verantwortung für eine 17-Jährige, und geplant war das natürlich so nicht. Dennoch schien alles gut zu laufen. Die Familie sagte Unterstützung zu, ihre Mutter betreute den Enkel, die junge Frau startete in eine Berufsausbildung. Eine Arbeitsteilung, die Katharina M. bald zu schaffen machte. Für Maxi "war ich mehr eine ältere Schwester", in die Erziehung des Buben sollte sie sich nicht einmischen. "Meine Mutter wusste alles besser." Die junge Frau verließ deshalb das Elternhaus, zog mit ihrem Sohn zum Freund. Doch die Beziehung war dieser Belastung nicht gewachsen, Katharina M. holte sich schließlich Hilfe vom Jugendamt. Und ließ sich überzeugen von den Vorteilen einer Mutter-Kind-Einrichtung. Seit sechs Monaten lebt die inzwischen 20-Jährige im Haus des Lebens in Deutenhofen in der Gemeinde Hebertshausen. "Hier bekomme ich jetzt mein Leben endlich in den Griff."

Gemeinsam mit Katharina M. wohnen zur Zeit drei weitere junge Frauen und ihre Kinder im Haus des Lebens. Diese Einrichtung wurde vom gleichnamigen Verein initiiert, im ehemaligen BRK-Altenheim wurde der denkmalgeschützte Schlossflügel für dieses Projekt renoviert und umgebaut. Dort finden junge Mütter und Schwangere in Notlagen ein Zuhause auf Zeit. Auf zwei Etagen gibt es helle, freundlich möblierte Zimmer, dazu Gemeinschaftsbereiche, ein Spielzimmer für die Kleinen und eine große Küche mit Essbereich. Rund ums Haus liegt ein weitläufiger Park, wo die Kinder spielen können. Doch die Einrichtung bietet den Frauen und Kindern nicht nur ein Dach über dem Kopf. Vielmehr unterstützt ein Team von Fachkräften die Mütter dabei, eine feste Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, leiten sie an bei der Pflege, Betreuung und Erziehung der Kleinen. Ziel ist es, für die Frauen eine Alltagsstruktur zu finden und ihnen auch zu helfen, sich eine berufliche Perspektive aufzubauen. Das Konzept des Haus des Lebens orientiert sich am Vorbild gleichnamiger Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft in Offenburg und Freiburg, steht aber Frauen jeglicher Nationalität und Religionszugehörigkeit offen.

Für diese Einrichtung im Landkreis hat sich Katharina M., die aus dem Oberland stammt, ganz bewusst entschieden. "Weil ich so ein wenig Abstand bekomme zu meiner Familie." Und weil ihr das Konzept gefällt, das die Bewohnerinnen an die Hand nimmt, ihnen aber auch Eigenständigkeit und persönliche Freiheit zubilligt. Alles was in einem normalen Haushalt mit Kind anfällt, erledigen die Frauen zunächst unter Anleitung, später selbständig. Das kann durchaus auch einmal stressig sein, das hat Katharina M. schon erlebt. Anschaulich schildert sie, wie Maxi neulich beim Einkauf, so wie es Kinder nun einmal tun, an der Supermarktkasse nachdrücklich nach Süßigkeiten gefragt hat. "Da muss man erst lernen, ruhig und gelassen zu bleiben", erzählt die junge Mutter. Genau das ist das Ziel der pädagogischen Begleitung: "Wir bringen den jungen Müttern bei, was sie im Alltag alles leisten müssen", erklärt Anja von der Fecht, die als Vorsitzende des Trägervereins die Mutter-Kind-Einrichtung leitet. Immer wenn eine junge Frau neu ankommt, braucht es ein paar Wochen der Eingewöhnung. "Da gilt es, die alten Geschichten zu verarbeiten." Dann aber wende sich der Blick nach vorn. Die Kinder besuchen eine Kita, die Mütter wenden sich einer beruflichen Zukunft zu. Auch Maxi geht nun seit September in den Kindergarten. "Dort hat er sich schnell eingewöhnt und entwickelt sich toll", berichtet Mutter Katharina M. stolz. Wie es mit ihr weitergeht, weiß sie noch nicht. Wer als alleinerziehende Mutter schon eine Ausbildung hat, finde meist rasch einen Job, berichtet Leiterin von der Fecht. Schwer haben es Frauen wie Katharina M., die ihre Lehre damals abgebrochen hat und nun neu starten muss. Aber Ausbildungsstellen in Teilzeit sind rar, der Zugang schwierig. "Eine Berufsausbildung ist die Basis der Eigenständigkeit, aber der härteste Teil für alleinerziehende Mütter", erklärt van der Fecht. Katharina M. ist zuversichtlich, denn die Unterstützung im Haus gibt ihr Rückhalt. Der Einzug ins Heim nennt sie "die beste Entscheidung meines Lebens".

Nach einer längeren Anlaufphase ist das Haus des Lebens in diesem Frühjahr richtig durchgestartet. Die Räume sind mit Feingefühl saniert, der Betrieb läuft routiniert, aber natürlich gibt es noch offene Punkte. So müsste ein letztes Zimmer noch fertig ausgebaut werden, um endlich die Bauarbeiten im Haus abschließen zu können. Da dem Verein dafür das nötige Geld fehlt, will der SZ-Adventskalender mit Hilfe der SZ-Leser diese Sanierung unterstützen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: