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Mit großem Engagement kümmern sich in Vierkirchen ehrenamtliche Helfer um unbegleitete junge Flüchtlinge. Sie bringen ihnen Deutsch bei, helfen bei den Hausaufgaben und kochen und spielen mit den Jugendlichen

Von Petra Schafflik, Vierkirchen

"Drei Monate bin ich hier. Deutsch lerne ich zwei Monate." Langsam aber gut verständlich antworten die drei Jugendlichen auf die Fragen der Besucherin, bevor sie sich wieder über dicht beschriebene Arbeitsblätter beugen. Alleine, als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, sind die Jungen nach Deutschland gekommen. Jetzt leben die drei, die zu ihrer Sicherheit nicht namentlich genannt werden sollen, gemeinsam mit sieben anderen jungen Männern im Alveni Jugendhaus der Caritas im ehemaligen Kindergarten in Vierkirchen.

Die Jugendlichen, die alle aus Eritrea stammen, werden von einem Pädagogenteam intensiv betreut, besuchen Schulen und Deutsch-Kurse in Erdweg, Dachau und München. Zusätzlich unterstützt werden die Jungen von äußerst engagierten ehrenamtlichen Helfern, die mit ihnen Hausaufgaben durchgehen, Lernförderung anbieten, gemeinsam kochen, spielen oder einkaufen und so ein Stück Alltag hereintragen ins Jugendhaus. Die Einrichtung ist eine von elf Unterkünften oder Wohngruppen, wo die derzeit etwa 70 minderjährigen Flüchtlinge im Landkreis leben. Die Kooperation mit Freiwilligen liegt Leiterin Jutta Mosandl besonders am Herzen. "Die Einbindung in die Dorfgemeinschaft ist mir wichtig."

Gleich neben der Tür an der Pinnwand hängt dicht beschrieben der Einsatzplan der Ehrenamtlichen. Täglich gibt es Deutsch-Förderung in Kleingruppen, alle jungen Flüchtlinge werden individuell nach ihrem Leistungsstand betreut. Immer Dienstag und Donnerstag kommt zum Beispiel Marion Hinderer, um mit drei Jugendlichen zu büffeln, die erst seit wenigen Wochen Deutsch lernen. Adjektive stehen heute auf dem Stundenplan. Wie heißt das Gegenteil von langweilig? Wie buchstabiert man heiß? "Schreib, was du weißt und lies es bitte vor", motiviert Hinderer die Jungs. Noch fällt korrekte Aussprache und Rechtschreibung oft schwer. "Super", lobt Marion Hinderer deshalb, sobald etwas gut gelingt.

Die 69-Jährige, die in Weichs lebt, kümmert sich ehrenamtlich um junge Flüchtlinge. Damit begann sie im vorigen Jahr, als eine Gruppe übergangsweise im Freizeitheim Ainhofen untergebracht war. "Nach Vierkirchen bin ich dann mit den Jugendlichen umgezogen", sagt die Rentnerin. Die Arbeit mit jungen Menschen bereite Freude, ihr Alter komme ihr sogar zu Gute. "Ich bin quasi die Oma, die Jugendlichen kommen auch mal mit ihren Sorgen und Nöten." Wie Marion Hinderer kümmern sich fünf Ehrenamtliche aus dem Helferkreis Vierkirchen intensiv um die Jugendlichen. Ein Pluspunkt, betont Helferin Dominique Schmihing, denn die jungen Leute verfügten über sehr unterschiedliche Voraussetzungen: Wo einige neben der eritreischen Landessprache Tigrinya auch passabel Englisch sprechen, kamen andere als Analphabeten. Schmihing, die als Sozialpädagogin und Legasthenie-Therapeutin arbeitet, kümmerte sich um Jugendliche mit wenig Schulbildung. "Das geht mir leicht von der Hand, weil ich da viel Erfahrung habe."

Die individuelle Betreuung zahlt sich aus, die Jugendlichen kommen gut voran. Doch Lernerfolge sind nicht der Grund, warum das Alveni-Jugendhaus so viel Wert auf die Kooperation mit Freiwilligen legt. Eine Zusammenarbeit, die auch aufwendig ist, die enge Absprachen und Koordination erfordert. Anders als erwachsene Asylbewerber, wie sie Helferkreise in allen Unterkünften im Landkreis betreuen, sind die minderjährigen Flüchtlinge im Jugendhaus Schutzbefohlene, für deren Wohl die Pädagogen zuständig und verantwortlich sind. Für die Freiwilligen bedeutet das: Einfach mal vorbeikommen mit einer Idee und gleich loslegen - das geht bei den Jugendlichen nicht.

Kein Problem, finden die Helfer in Vierkirchen. "Dann meldet man sich halt an, spricht Aktionen rechtzeitig ab." Mit Absprache ist vieles möglich: Marion Hinderer läuft mit den Jungs durch den Supermarkt, übt Deutsch beim Einkaufen. Gemeinsam werden eritreische und bayerische Gerichte gekocht, Ausflüge gemacht. Zu Dominique Schmihing, die selbst zwei Söhne hat, kommt einer der jungen Flüchtlinge regelmäßig nach Hause, freut sich über das freundschaftliche Miteinander, das Gespräch am Familientisch. Genau dieser kulturelle Austausch liegt Jugendhaus Leiterin Jutta Mosandl am Herzen. Integration bedeute, dass die Flüchtlinge rausgehen ins Dorf, aber auch Bürger hereinkommen ins Jugendhaus. In Vierkirchen sei das mit einer engagierten Bürgerschaft hervorragend gelungen. Weshalb sie auch der Eröffnung einer zweiten Wohngruppe in ihrer Einrichtung optimistisch entgegensieht. "Die Willkommenskultur ist vorbildlich."

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