Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:"Alles für die Kinder"

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Eine alleinerziehende Mutter ist wegen einer Krankheit berufsunfähig. Damit ihre Tochter und ihr Sohn unbeschwert aufwachsen können, opfert sie sich auf

Von Petra Schafflik, Dachau

"Urlaub ist natürlich nicht drin", sagt Bernadette M. (alle Namen geändert). Die junge Frau erzieht ihre zwei Kinder allein, lebt wegen gesundheitlicher Probleme momentan von staatlichen Leistungen. Damit der elfjährige Lukas und die kleine Johanna trotzdem möglichst unbeschwert aufwachsen können, verzichtet die Mutter selbst auf sehr viele Dinge. Doch was im Alltag mit viel Einsatz ganz gut klappt, stößt gerade in den Sommerferien an Grenzen. An eine Reise ist nicht zu denken, aber ihren Kindern würde die engagierte Mutter doch gerne ein wenig Abwechslung bieten zum Spielplatz vor dem Haus. Gerne gehen die drei ins Schwimmbad, aber nicht immer spielt das Wetter mit. Doch für einen Tages-Ausflug, eine Fahrt ins Museum oder einen Besuch im Tierpark reicht bei allem Kalkulieren und Sparen das Geld einfach nicht.

Jammern ist nicht ihre Sache, die junge Frau erzählt vielmehr ganz sachlich über ihre Situation, die maßgeblich auch geprägt wird von ihrer Krankheit. Die alleinerziehende Mutter leidet an einer schweren psychischen Erkrankung, kämpft mit körperlichen Nebenwirkungen von Medikamenten, so dass an eine Berufstätigkeit aktuell nicht zu denken ist. Also versucht sie, sich mit dem knappen Budget bestmöglich zu arrangieren. Damit die Kinder gesund aufwachsen, achtet sie auf vernünftige Ernährung. "Bei Lebensmitteln spare ich nicht an der Qualität, lieber wird was weggestrichen", sagt sie ganz sachlich. Also Obst und Gemüse, statt Süßigkeiten.

Für Kleidung gibt sie wenig Geld aus. "Ich kaufe nie etwas Neues, nur Second Hand, etwa im Kleiderladen vom Roten Kreuz." Als begabte Hobby-Schneiderin kann sie auch das eine oder andere selbst nähen oder ändern. Der elfjährige Lukas treibt Sport im Verein, den Mitgliedsbeitrag hat die Mutter über das staatliche Bildungs- und Teilhabepaket beantragt. Die junge Frau hat ein abgeschlossenes Studium, fühlt sich dem Sozialgesetzbuch und seiner sperrigen Sprache durchaus gewachsen. "Trotzdem ist es ein Kraftakt, sind es Berge von Anträgen."

Doch zum Wohl der Kinder arbeitet sich Bernadette M. durch die Formulare. Und stößt dennoch an Grenzen, wenn es um eine anregende, aktive Freizeitgestaltung geht. Gerade jetzt in den Ferien. Sobald die Sonne scheint, ist die Familie gerne im Bad. Die jüngste Tochter hat freien Eintritt, für den Sohn hat sie die Jugendfreizeitcard angeschafft. "Eine ganz tolle Sache, die gilt für das ganze Jahr." Getränke oder einen Snack vom Imbiss kann sich die kleine Familie aber nicht leisten, "wir haben eine Kühltasche." Doch Abwechslung wäre schön, gerne möchte die junge Mutter den Kindern ein wenig mehr zeigen von der Welt, wie zum Beispiel den Zoo. Die kleine Johanna liebt Tiere über alles und war noch nie dort. Doch der Eintritt, die Fahrt mit der S-Bahn, das sprengt das Budget. So wie alle anderen Ausflüge auch, wie sie andere daheimgebliebene Familien mit einem weniger knappen Etat gemeinsam mit ihren Kindern sorglos planen können. Zudem bräuchte Lukas auch dringend ein neues Fahrrad, sein altes, mit dem er zum Training und zur Schule fährt, ist längst zu klein. Die Tochter schläft auf einer durchgelegenen Matratze, eine neue ist nicht drin. Für sich selbst hat die fürsorgliche Mutter keine Wünsche. Nein, sagt sie bestimmt. "Nur alles für die Kinder." Der SZ-Adventskalender möchte die Familie mit einem Zuschuss für Freizeitaktivitäten unterstützen.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2019
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