Symphonische Sommernacht:Große Emotionen

Sinfonische Sommernacht

Wegen des unbeständigen Wetters fand das Sommerkonzert in der Kirche St. Josef in Schönbrunn statt. Dafür war die Akustik hervorragend.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Rheingauer Film-Symphoniker spielen erstmals in Süddeutschland: Das Publikum ist hingerissen

Von Renate Zauscher, Schönbrunn

Die Symphonische Sommernacht ist alljährlich ein Höhepunkt im Programm des Kulturkreises Röhrmoos. Diesmal hatte der Vorsitzende des Kulturkreises, Michael Wockenfuß, für überraschend Neues gesorgt: Nach Test-Besuchen bei einer ganzen Reihe von Orchestern in verschiedenen Regionen Deutschlands hatte er sich für die Rheingauer Film-Symphoniker unter der Leitung von Pianistin Julia Woth entschieden. Das aus 60 Hobby-Musikern bestehende Orchester, das 2015 gegründet wurde, und sein Dirigent Jonathan Granzow haben sich ganz auf das Genre der symphonischen Filmmusik spezialisiert. Bekannt sind sie bislang vor allem im Rhein-Main-Gebiet, wo sie regelmäßig in Konzerten auftreten.

Solche Klänge, die den Kirchenraum von St. Josef in Schönbrunn am Samstag Abend füllten, hat es so an diesem Ort noch nie zu hören gegeben. Und auch mit einem so großen Klangkörper und der gewaltigen Klangfülle dürfte nur selten in der bislang 13-jährigen Geschichte der Symphonischen Sommernacht musiziert worden sein. Michael Wockenfuß hatte inständig auf einen der schönen, lauen Sommerabende gehofft, wie man sie bei manch einem der früheren Konzerte erleben durfte. Angesichts einer unsicheren Wetterprognose aber hatte sich Wockenfuß dann doch für die Verlegung des Konzerts in die Kirche statt der geplanten Open-Air-Aufführung auf dem Marienplatz entschieden.

Das bedeutete einen Verzicht auf die ganz besondere Atmosphäre eines Konzerts im Freien, hatte aber auch nicht zu unterschätzende Vorteile: Vorsorglich mitgebrachte Decken und Mäntel mussten nicht zum Einsatz kommen. Vor allem aber trug die gute Akustik im Kirchenraum wesentlich zur Wirkung der Musikstücke bei. Deren Bandbreite reichte von der Filmmusik für den vor siebzig Jahren entstandenen Klassiker der Filmgeschichte "Casablanca" bis zu den Klängen der laufenden TV-Serie "Game of Thrones". Ob Pearl-Harbour-Suite oder Musik aus den Star-War-Filmen, solche aus "Raumschiff Enterprise" oder Highlights aus "Jurassic Park": Immer geht es um große Emotionen, um Abenteuer, Gefahren und natürlich auch um die Liebe. Um Bilder und Gefühle also, die - musikalisch umgesetzt - auch ohne den dazu gehörenden optischen Eindruck machtvoll wirken.

Das Publikum, darunter zahlreiche Vertreter der Kommunalpolitik, ließ sich mitreißen. "Die Musik von Pearl Harbour beispielsweise, diese Dramatik, diese Leidenschaft", sagte eine Zuhörerin in der Pause. Sie sei "begeistert von der Atmosphäre des Abends, vom Zusammenspiel der Instrumente". Eine CD könne niemals den Eindruck einer Live-Aufführung ersetzen. Dass sie - trotz Warteliste- noch eine Karte bekommen habe, wertete sie als "absoluten Glücksfall".

Die Begeisterung des Publikums hatte wesentlich auch mit dem sehr lebendigen Musizieren der überwiegend jungen und sehr jungen Musiker und Musikerinnen und mit ihrem ebenfalls sehr jungen Dirigenten Jonathan Granzow zu tun. Der Auftritt war für sie die Premiere im Süden Deutschlands. Stücke wie die Titelmelodie von "Casablanca" hatten sie extra auf Wunsch von Wockenfuß mit ins Programm genommen. Und vor allem: Sie spielten mit ansteckender Lust und Freude an der Musik. Immer wieder gab es lebhaften Beifall, Bravo-Rufe und zuletzt Standing Ovations. Sie galten dem Orchester und seinem Dirigenten, ebenso Martin Harbauer, der als Moderator durch den Abend geführt hatte, und nicht zuletzt auch dem Veranstalter Michael Wockenfuß.

Auf die Atmosphäre eines schönen Sommerabends musste nicht ganz verzichtet werden: In der Pause und nach dem Konzert standen die Besucher im Freien bei einem vom Röhrmooser Burschen- und Mädchenverein kredenzten Glas Sekt, einem kleinen Imbiss und guten Gesprächen beisammen: ganz so, wie es sich für eine Symphonische Sommernacht in Schönbrunn gehört.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: