Fürwahr mag länger das nit ertragen, Daß alle Kreatur gegen mich Ihr Herz verhärtet böslich, Daß sie ohn einige Furcht vor mir Schmählicher hinleben als das Getier. Des geistlichen Auges sind sie erblindt In Sünd ersoffen, das ist was sie sind." So lässt Hugo von Hoffmansthal Gott in seinem Theaterstück "Jedermann" sprechen. Um den Menschen ihre Grenzen aufzuzeigen, schickt der Schöpfer den Tod zu Jedermann, einem Mann, dem Geld und Gier mehr bedeuten als alles andere.
Dörte Lyssewski und Ulrich Tukur in der Rolle der Buhlschaft und des Jedermann: Alle großen Schauspieler reißen sich um die Hauptrollen in dem Klassiker. Im August bringt Peter Willy Willmann seine Fassung in den Brunnenhof der Münchner Residenz.
(Foto: ag.rtr)"Geh du zu Jedermann Und zeig in meinem Namen ihm an Er muß eine Pilgerschaft antreten Mit dieser Stund und heutigem Tag Der er sich nit entziehen mag." Der reiche Jedermann ahnt nichts von seinem Schicksal. Er kümmert sich weiterhin nur um seine Geschäfte. Bettler, die ihn um eine Gabe bitten, weist er von sich, erzählt ihnen, dass er nichts entbehren kann, dass sein Geld für ihn arbeiten muss und er es furchtbar schwer hat.
"Jedermann. Das Spiel vom Sterben des rechen Mannes" von Hugo von Hoffmannsthal hatte 1920 zur Eröffnung der ersten Salzburger Festspiele auf dem dortigen Domplatz Premiere. Inzwischen ist es längst ein Klassiker der Weltliteratur und seit 90 Jahren untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden, wo es Jahr für Jahr aufgeführt wird. Alle großen Schauspieler reißen sich um die Hauptrollen - Jedermann, Buhlschaft und Teufel. Als Jedermann brillierten in Salzburg bereits Will Quadflieg, Curd Jürgens und Klaus Maria Brandauer. Die Geliebte des Jedermann, der ihr in dem Stück einen Lustgarten kaufen möchte, wurde in Salzburg schon von vielen berühmten Damen gespielt. Darunter waren unter anderem Sunnyi Melles, Veronica Ferres und Nina Hoss. Regisseure in Salzburg waren unter anderem Gernot Friedel und Christian Stückl. Doch der "Jedermann" ist schon lange nicht mehr nur auf dem Domplatz ein Klassiker.
Nur einen Katzensprung entfernt ist eine der beliebtesten "Jedermann"-Produktionen überhaupt entstanden: Peter Willy Willmanns Inszenierung für die Kulturbühne Salzburg. Mit zahlreichen Aufführungen bei namhaften deutschen und österreichischen Bühnen und Festivals hat sie sich regelrecht zum Theater-Exportschlager entwickelt. Willmanns "Jedermann" liegt eine gestraffte, modernisierte Fassung des Mysterienspiels zugrunde, in der die alte Parabel vom guten und moralisch einwandfreien Leben erfrischend aktuell und glaubwürdig erzählt wird. Die Inszenierung ist opulent und volkstümlich. Sie verwendet die Originalkostüme der Salzburger Festspiele von 1959 und sorgt mit einem beeindruckenden Aufgebot an Falken, Pferden und Fackeln sowie Tanzeinlagen der Münchner Moriskentänzer zur mittelalterlichen Musik des Ensembles Capella Monacensis für eine unvergleichlich dichte Atmosphäre.
Bei den Summer Proms im Brunnenhof der Residenz am Sonntag, 1. August, um 11 Uhr und um 20.30 Uhr spielt Peter Willy Willmann den Jedermann höchstpersönlich. Seine Buhlschaft ist Christine Neubauer. Die Aufführung auf der Freilichtbühne steigt zum siebten Mal - bei jedem Wetter.
Für die "Jedermann"-Aufführung im Brunnenhof der Residenz hat die SZ zehn mal zwei Karten zu verlosen. Beantworten Sie unsere Preisfrage: Wer spielt die Buhlschaft in Willmanns "Jedermann"? Senden Sie die Antwort an die Süddeutsche Zeitung, Zentralredaktion Region, Kennwort Sommerspiele, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Fax 21838703 oder per E-Mail an sommerspiele@sueddeutsche.de. Einsendeschluss ist der 15. Juni.