Sulzemoos:Windräder in Welshofen sollen abgelehnt werden

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Der Denkmalschutz meldet Bedenken an - Der Landkreis rechnet mit einer Klage des Unternehmens

Von Renate Zauscher, Sulzemoos

Für die einen war es eine Hiobsbotschaft, für die anderen vermutlich ein Grund zur Freude: Der Bauantrag für die drei im Buchwald bei Welshofen geplanten Windkraftanlagen wird vermutlich abgelehnt werden. Das kündigte Anton Kreitmair, CSU-Landtagsabgeordneter und Bezirkspräsident des bayerischen Bauernverbands, auf der Versammlung des Odelzhausener CSU-Verbands in Sittenbach an. Er würde eine solche Ablehnung sehr bedauern, sagte Kreitmair. Begründet werde die voraussichtliche Ablehnung unter anderem mit Bedenken aus Sicht des Denkmalschutzes.

Was aber hat Denkmalschutz mit mitten im Wald gelegenen Windrädern fernab von zu schützenden "Denkmälern" zu tun? Die Erklärung hierzu liefert der Pressesprecher des Landratsamtes Dachau, Wolfgang Reichelt. Es gehe um die rund 1,8 Kilometer vom geplanten Windkraftstandort entfernte Kirche von Wiedenzhausen, sagt Reichelt. Zur Wiedenzhausener Filialkirche St. Florian bestehe eine bislang unverbaute Sichtachse. Laut einer Stellungnahme des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München werde das Erscheinungsbild der Kirche durch Windräder im Hintergrund so stark beeinträchtigt, dass voraussichtlich eine Ablehnung des Bauantrags erfolgen müsse. "Unsere Verwaltung", sagt Reichelt, "kommt an diesem Argument wohl nicht vorbei".

Auch die für Fragen des Denkmalschutzes zuständige Abteilung im Landratsamt sieht die Situation bezüglich der Wiedenzhausener Kirche kritisch; dies bestätigt Landrat Stefan Löwl (CSU). Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das in solchen Fällen routinemäßig als oberste Fachbehörde angefragt werde, habe diese Bedenken geteilt. Darüber hinaus gehe es um das Landschaftsbild und den Blick über die Glonnaue in Richtung Buchwald. Jetzt müssten die Stellungnahmen der einzelnen Behörden von den Juristen am Landratsamt abgewogen werden. "Wir müssen versuchen", sagt Löwl, "eine rechtlich saubere Lösung zu finden."

Denkmalschützer sehen den Ausblick auf die Kirche St. Florian in Wiedenzhausen durch die Windräder in Gefahr. (Foto: Toni Heigl)

Anton Kreitmair hätte für eine Ablehnung des Antrags keinerlei Verständnis. "Bei allem Respekt vor der Kirche oder dem Denkmalschutz - es kann nicht sein, dass das Argumente sind", sagt Kreitmair, zumal Belange der Bürger bezüglich Schall oder Schattenwurf dort nicht betroffen seien. "Die Gründe", so Kreitmair, "sind an den Haaren herbeigezogen, man richtet sie sich so, wie man sie braucht." Er verstehe nicht, "was da in München geschehen ist, dass man so entscheidet". Die "deutliche Mehrzahl der Bürger" sehe die Dinge so wie er. Kreitmair befürwortet nicht nur grundsätzlich den Bau von Windkraftanlagen, er hat auch nichts gegen den Standort im Buchwald bei Welshofen einzuwenden. Darüber hinaus verweist er darauf, dass der Wiedenzhausener Kirchturm schon jetzt, von Sulzemoos her gesehen, vor der Kulisse von Windrädern steht - denen in Odelzhausen nämlich. Zwar seien Letztere etwas weiter entfernt als die im Buchwald geplanten Anlagen, das mache bei diesen Distanzen aber optisch keinen Unterschied. Außerdem befänden sich in unmittelbarer Nähe der Kirche zwei Fotovoltaikanlagen und gleich im Nachbardorf Orthofen ein Funkmast. Niemand habe sich bislang an diesen Anlagen im Zusammenhang mit der Wiedenzhausener Kirche gestört. "Man kommt hier in Bereiche, wo man sich fragen muss, ob man den Denkmalschutz überhaupt noch ernst nehmen kann." Auch die Kirche mache sich mit Fällen wie diesem "keine Freunde".

Unverständnis über die Begründung der drohenden Antragsablehnung herrscht auch bei den Antragstellern, der WWS-Projektbau GmbH. Deren Projektleiter Jörg Burger erklärt, man werde "noch einmal alles versuchen", um die dargelegten Argumente des Landratsamtes zu entkräften. Allerdings sind auch Bedenken aus Gründen des Umweltschutzes noch nicht endgültig ausgeräumt. Noch nicht entschieden hat das Unternehmen laut Jörg Burger, ob es Rechtsmittel gegen einen ablehnenden Bescheid einlegen wird. Im Dachauer Landratsamt rechne man mit einer Klage, sagt Wolfgang Reichelt: Die Antragsteller hätten schließlich bis jetzt schon sehr viel Geld in die Planung investiert.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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