Als Heidi Deml aus Freising am Trainingsplatz der Dachauer Hundefreunde ankommt, wird sie von dem Gebell aufgeregter Hunde begrüßt. Nervöse Herrchen schwirren über das Gelände, die Vorfreude über die bevorstehende Mischlingsschau ist groß. Nur einen lässt dieser Rummel kalt. Gustl, der achtjährige Parson Russel Terrier, wartet entspannt zu Füßen seines Frauchens. Gustl ist größeren Trubel um seine Person gewohnt, immerhin ist sein Frauchen oft mit ihm auf Achse. Heidi Deml und ihr Gustl sind gefragt - alle wollen den Wunderhund einmal zu Gesicht bekommen. Doch nicht nur auf Hundeschauen ist der Terrier vertreten. Bereits zweimal ist er im Guinnessbuch der Rekorde vermerkt, und auch in dem ein oder anderen Kinofilm hat der Rüde schon einen Auftritt gehabt.
Bereits im Junghundekurs, den Heidi Deml mit ihm besuchte, zeigte sich, dass Gustl etwas besonderes ist. "Die Leute haben immer gesagt: Da kommt der Einser-Schüler", berichtet Heidi Deml stolz. In kürzester Zeit lernte er die Grundkommandos, und auch schwierigere Tricks beherrschte Gustl im Hand umdrehen. "Er war sehr lernbegierig. Wenn ich ihm an einem Tag keinen Trick beigebracht habe, hat er sich einfach selber etwas ausgedacht", sagt Deml lachend. So kam es, dass der Rüde plötzlich Purzelbäume schlagen konnte. Weil er ständig neue Dinge lernen wollte, begann sein Frauchen täglich eine Stunde mit ihm zu trainieren.
2006 wurde sein Können auf die Probe gestellt. Frauchen und Gustl fuhren gemeinsam zur Internationen Hundeausstellung in die Olympiahalle München. "Da war er gerade mal ein Jahr alt," sagt Deml. Unter 70 Teilnehmern konnte Gustl die Jury von sich überzeugen und gewann den ersten Platz. Das war der Beginn einer großen Karriere. Es dauerte nicht lange, und das Fernsehen trat auf Heidi Deml zu. Jeder wollte den Wunderhund bewundern, er besaß mittlerweile hochkarätige Tricks in seinem Repertoire. Er konnte "reden", Purzelbäume schlagen, auf Kommando das Pieseln vortäuschen. Eine Castingagentur interessierte sich für ihn - und das japanische Fernsehen. "Ich dachte zuerst, es handelt sich um einen schlechten Scherz. Aber die wollten meinen Gustl tatsächlich in einer Kindersendung zeigen." Auch der Platz in der Castingagentur zahlte sich aus. 2011 war der Terrier in dem deutschen Kinofilm "Eine ganz heiße Nummer" zu bewundern. Doch damit nicht genug. 2009 reiste Deml gemeinsam mit Gustl zu einem "Trickdog Wettbewerb" in Wien. Der Organisator der Veranstaltung war begeistert von Gustl und überredete Deml, bei einem Weltrekordversuch mitzumachen. Die Aufgabe war es, in einer Minute mehr als zehn Wäscheteile von der Leine zu nehmen und sie in einen drei Meter entfernten Behälter zu befördern. "Mein Gustl konnte das schon andersrum. Also dachte ich mir, dass es klappen müsste." Und tatsächlich, im November 2009 übertraf der Rüde die geforderte Anzahl um Längen. In einer Minute gelang es ihm, 13 Wäschestücke von der Leine zu nehmen. Der erste Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde war ihm also sicher. Der zweite Eintrag folgte im Winter 2012: "Das BBC rief bei mir an. Sie wollten eine Familiensendung produzieren und fragten, ob Gustl den Trick mit der Wäscheleine noch einmal vorführen könnte", sagt Deml. Doch die ehrgeizige Frau hatte von einem neuen Weltrekord gehört, indem es darum ging in einer Minute so viele Doppelknoten wie möglich zu öffnen. Auch dies war kein Problem für Gustl. Vor laufender Kamera schaffte er es, zehn Knoten zu öffnen - ein zweiter Eintrag in das Guinnessbuch war ihm also sicher.
"Er kann reden, die Waschmaschine einräumen, Wäsche aufhängen und Seilspringen", sagt die Hundebesitzerin. Doch das ist noch längst nicht alles. Insgesamt besitzt Gustl 100 Kommandos und Tricks in seinem Repertoire - und 100 Pokale.